Im Tal der bittersüßen Träume
fragen, aus dem Stall geholt hatte.
»Das übertrifft alles!« sagte Paddy und blickte sich um. Seine sonst so mutigen und großmäuligen Capatazos drückten sich an der Treppe zur Terrasse und an der Hauswand herum, nur der Bulle Antonio Tenabo, so hirnlos wie groß, rieb sich die Hände und schielte nach einem Baum. Paddy verstand den Blick und schüttelte den Kopf. »Nein! Bringt ihn ins Haus.« Er wartete, aber bis auf Tenabo rührte sich keiner vom Fleck. »Ins Haus!« brüllte Paddy. »Habt ihr Angst, einen Pfaffen anzupacken? Ist das noch ein Priester? In Weiberkleidern? Ein Popanz ist das! Ein Witz! Versteckt sich unter einem Rock und will flüchten! Und solch ein Feigling redet zu euch von Gott und macht euch mit Worten besoffen! Seht ihn euch an … glattrasiert! Und ein Autodieb ist er auch, euer heiliger Mann!«
Zögernd kamen zwei Mexikaner heran, packten Pater Felix an den Beinen, Tenabo faßte die Schultern. So trugen sie ihn ins Haus, legten ihn auf eine der großen Couches und verließen schnell wieder das Zimmer.
Paddy setzte sich ihm gegenüber, schob einen Tisch mit Eis und Whisky in Griffnähe und wartete auf das Erwachen. Zu Tenabo sagte er noch: »Hol einen Pinsel und Ölfarbe. Rot, grün, blau und gelb. Damit wartest du draußen, bis ich dich rufe.«
Pater Felix erwachte, ohne daß Paddy es merkte. Er nahm gerade einen langen Zug Whisky, als der Pater sagte: »Prost, Sie Walroß!« Paddy verschluckte sich, hustete schauerlich und ließ es sogar zu, daß der Pater ihm kräftig auf den breiten Rücken klopfte.
»Ihre Falle war primitiv, aber gerade deshalb wirksam. Auf so etwas muß ein Priester hereinfallen.« Pater Felix goß sich auch ein Glas ein, bevor Paddy, noch nach Atem ringend, ihm eines anbieten konnte. »Wir ewigen Samariter.«
»Sie vergessen, daß ich Evita Lagarto erwartete.« Paddy hatte sich beruhigt. Er streckte die Beine von sich und betrachtete den Pater genußvoll. »Für meinen Geschmack sind Sie zu knochig, Lady«, sagte er dann. »Zu wenig Busen. Keine runden Schenkel. Und Ihre Waden … o Jammer! Mylady sollten zu einem Schönheitschirurgen gehen.«
»Was haben Sie jetzt mit mir vor, Paddy?« fragte Pater Felix ruhig und setzte das Glas auf den Tisch zurück. »Sie wissen genau, daß ich nicht mit einem gestohlenen Wagen in Frauenkleidern flüchten wollte.«
»Ach! Sie haben draußen alles gehört? Sie waren gar nicht besinnungslos?«
»Beim Passieren Ihrer Einfahrt wurde ich wach. Eine reine Reflexsache, wenn Priester in die Nähe von Teufeln kommen. Ich blieb weiter in Ohnmacht, um zu sehen, wie sich meine Schäfchen benehmen. Sie haben mich nicht enttäuscht. Ihre Kreatur Antonio ausgenommen, natürlich. Den beiden anderen, die mich an den Füßen packten, werde ich bei nächster Gelegenheit zwanzig Vaterunser aufbrummen.«
»Sie wollten nach Chihuahua durchbrechen und Hilfe holen?«
»Endlich, jetzt sind wir beim Thema. Es wäre mir elegant gelungen, wenn ich nicht auf Ihren billigen Trick hereingefallen wäre.«
»Irrtum! Eine Meile weiter stand die zweite Kontrolle mit einer etwas schärferen Anweisung. Sie hätten es nie geschafft. Und von draußen kommt keiner rein, weil jenseits der Seuchenschilder die Männer von Polizeichef Femola stehen und jeden zurückschicken, der diese Straße nehmen will. Dafür habe ich Mendoza Femola tausend Dollar in den Gürtel schieben müssen. Geben Sie jetzt auf, Pfaffe?«
»Ich verstehe Ihren Gedankengang nicht, Paddy. Sie lassen uns nicht raus, aber andererseits sollen wir aufgeben! Können Sie mir bitte erklären, was Sie darunter verstehen?«
»Sie halten nicht viel von Logik, Pater?« Paddy trank mit Genuß den Whisky. In dem hohen Glas klapperten die Eiswürfel.
»Logisch wäre es, mich zu töten.«
»Bravo.«
»Dazu haben Sie jetzt die Gelegenheit. Bedienen Sie sich, Paddy. Wie hätten Sie's gern? Baum oder Pistole? Knüppel oder Würgeseil?« Pater Felix stand auf und begann, Evitas Kleid auszuziehen. Paddy hob das Bein, trat Felix vor den Bauch und warf ihn mit diesem Tritt auf die Couch zurück.
»Behalten Sie das Kleid an«, sagte er rauh.
»Wenn es Ihnen Spaß macht, bitte.« Pater Felix verkniff den Schmerz in seinen Eingeweiden. Er war so stechend, daß er sich am liebsten gekrümmt hätte, aber er gönnte Paddy diesen Anblick nicht und lehnte sich mit fest zusammengebissenen Zähnen weit zurück. »Ihre Leute werden lachen.«
»Das sollen sie auch! Ich werde Sie so lächerlich machen, daß kein
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