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Im Tal der bittersüßen Träume

Im Tal der bittersüßen Träume

Titel: Im Tal der bittersüßen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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streunender Hund mehr Lust hat, an Ihre Kirche zu pissen!«
    »Wozu der Aufwand? Sie wollen mich töten und berauschen sich an billigen Nebeneffekten. Das ist Zeitvergeudung.«
    »Die Zeit, ach ja. Die Zeit spielt ja mit, sie spielt sogar die Hauptrolle! Das ist auch die Lösung Ihrer Fragen, Pater. Nicht ich töte Sie – die Zeit tötet Sie! Ich bin kein Mörder …«
    »Darauf muß ich einen trinken, Paddy.«
    Pater Felix goß sich Whisky ein, ließ das Eis im Glas klingeln und blickte Paddy durch das braungoldene Getränk an. Paddys eckiger Kopf sah in dieser Verzerrung wie eine Fratze aus.
    »Ihre eigenen Gotteskinder werden Sie und Dr. Högli in einer Woche, spätestens in zwei, erschlagen. Das ist der Grund, warum ich Sie und den Idealistenprotz Högli nicht aus dem Kessel lasse. Die Sonne, Gottes Sonne, und der große Durst werden an Ihnen zum Mörder werden. Nicht ich!«
    »Diese Teufelei geht nicht auf, Paddy! Bis dahin sind auch Ihre so kostbaren Felder rettungslos verdurstet und verdorrt.«
    »Kakteen verdorren nicht so schnell. Mit dem Hanf werde ich Sorge haben, das stimmt. Aber ich bin kein armer Mann, ich kann's verkraften.«
    »Wahrhaftig. Sie könnten aus Santa Magdalena ein Paradies machen.«
    »Das erzählen Sie ja auch immer den Indios. Das ist Ihre Waffe gegen mich, dieses gemeine Aufhetzen der Massen. Kommen Sie mir jetzt bloß nicht mit dem mildtätigen Mann, der seinen Mantel teilte!«
    »Es wäre sinnlos, Paddy.« Pater Felix erhob sich. Der bohrende Schmerz in seinem Bauch ließ etwas nach. Er konnte aufrechtstehen, ohne seine Hände stützend gegen den Leib zu drücken. »Sie töten mich jetzt nicht?«
    »Nein!«
    »Ich kann gehen?«
    »Bitte, Pater!« Paddy lachte dröhnend. »Machen Sie mir eine Freude und bewegen Sie sich in den Weiberkleidern wenigstens etwas fraulich. Wiegen Sie sich in den Hüften, Felicitas!« Er klatschte in die riesigen Hände, konnte sich vor Freude nicht fassen, brüllte: »Antonio! Die Farben bereit! Die Señorita ist so blaß geworden! O je, ein so zartes Mädchen und solch eine Ohnmacht! Antonio!«
    Pater Felix kümmerte sich nicht um die Fröhlichkeit Paddys und ging ahnungslos hinaus. Auf der Terrasse empfing ihn Antonio Tenabo. Mit einem breiten Grinsen stieß er Felix gegen die Hauswand und gab ihm damit keine Gelegenheit, einen seiner gefährlichen Judogriffe anzuwenden. Er hätte es auch gar nicht gekonnt … der neue Stoß ließ den Schmerz wieder aufleben. Hilflos gegen seine Schwäche ankämpfend, lehnte Pater Felix an der Wand. Tenabo tauchte den Pinsel in einen Topf mit roter Ölfarbe und trat näher an Felix heran.
    »Was ist eine Señorita ohne rote Lippen und rote Bäckchen, he?« lachte er fett. Dann schwang er den Pinsel, klatschte ihn Pater Felix auf den Mund und rechts und links auf die Wange. »Und blond muß ein Mädchen sein. Blond, das ist unsere große Sehnsucht. Für blond könnten wir töten, mein Süßes.« Die grelle gelbe Farbe – sattvoll fuhr der Pinsel mehrmals über den Kopf von Pater Felix hin und her, kreuz und quer und immer wieder, bis nichts mehr von seinem schwarzen Lockenhaar übriggeblieben war. Felix Moscia hielt still. Die Schwäche war vorbei, aber er wehrte sich nicht, obgleich Antonio Tenabo so nahe stand, daß er ihn leicht greifen konnte.
    »Blau ist der Himmel!« grölte Tenabo. Er tauchte den Pinsel in den blauen Ölfarbentopf und klatschte ihn auf das Kleid. »Eine blonde Señorita in einem blauen Kleid … welch ein Bild! Mein Herz quillt auf!«
    Unten, am Fuß der Terrassentreppe, standen die anderen Capatazos und starrten schweigend auf ihren mißhandelten Padre. Ihre schwarzen Augen riefen ihm zu: Verzeih uns, Padre! Aber ihr Respekt vor Paddy und ihre Angst vor Antonio Tenabo lähmten sie; sie hätten diese sadistische Kreatur Paddys sonst bis zur Unkenntlichkeit verprügelt.
    Die grüne Farbe. Tenabo grunzte vor Wonne und tanzte vor Pater Felix hin und her. »Grün sollen alle Felder wieder sein, wenn es regnet!« schrie er und nahm den Farbtopf in beide Hände. »Kennen deine Indios noch grün? Wissen sie noch, wie grün aussieht? Bring es ihnen, bring es ihnen …«
    Er schüttete den Farbtopf über Felix' Schulter, die Ölfarbe lief in das Kleid hinein und verteilte sich über den ganzen Körper. Es war kein fröhlicher, es war ein schrecklicher Anblick, als Tenabo zurücktrat und sich zu Paddy wandte mit einer Geste, die soviel hieß wie: Habe ich es gut gemacht Patron? Die gelben Haare, das

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