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Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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weit größere Katastrophe geriet, blendete er zunächst einfach aus.
    Damon hatte sich anfangs noch großzügig gezeigt, er hatte Ryan eine komfortable Frist eingeräumt, in der er das Geld zurückzahlen sollte, und auch die Zinsen hielten sich im Rahmen. Damit betäubte er schließlich Ryans Frühwarnsystem. Ryan fand eine Arbeit und stotterte den Betrag ab, und er gelangte zu dem Schluss, dass Damon vielleicht doch kein Teufel war und dass die Geschichten, die über ihn kursierten, alle übertrieben waren. Anstatt es gut sein zu lassen, wandte er sich bei der nächsten finanziellen Schieflage, in die er geriet, erneut an Damon, und dann wieder und wieder. Jetzt zogen die Zinsen an, die Fristen wurden enger, die Zinsen stiegen erneut, sobald eine Frist abgelaufen war. Ryan befand sich in der Falle. Im Sommer 2009 waren seine Schulden auf zwanzigtausend Pfund angestiegen, und man hatte ihm mehrere unmissverständliche Warnungen zukommen lassen: Die Schonfrist war vorbei. Entweder er zahlte oder er würde Besuch bekommen, den er vielleicht nicht überlebte.
    Und inzwischen wusste Ryan genug, um diese Warnung absolut ernst zu nehmen.
    9
    »So verrückt es klingt, was mich zunächst rettete, waren meine Festnahme und meine Verurteilung«, schloss er. Von Vanessa Willard hatte er Nora natürlich nichts berichtet. »Im Gefängnis war ich sicher. Aber jetzt … Ich bin wieder draußen, und ich bin überzeugt, Damon weiß das. Die Zinsen sind natürlich gestiegen in der ganzen Zeit. Ich schulde ihm wahrscheinlich weit mehr als die zwanzigtausend Pfund von damals.«
    Nora war blass geworden. »Glaubst du, er weiß, wo du wohnst?«
    »Ja. Frag mich nicht, woher. Aber solche Dinge weiß er immer.«
    »Aber weder er noch seine Leute haben sich blicken lassen. Oder haben sie auf irgendeine Art und Weise mit dir Kontakt aufgenommen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Und das gibt mir zu denken, verstehst du? Denn mit absoluter Sicherheit hat Damon nicht vor, mir das Geld zu erlassen. Nie im Leben.«
    »Das heißt, du wartest jetzt darauf, dass Damon oder seine Mannschaft irgendwann auftauchen und dir die Pistole auf die Brust setzen?«
    Jetzt blickte er wieder an ihr vorbei. »Vielleicht haben sie das schon getan«, murmelte er.
    Nora klang verwirrt. »Aber du hast doch gerade gesagt …?«
    »Sie haben nicht direkt Kontakt aufgenommen. Es hat sich auch niemand bei mir gezeigt. Aber ich frage mich …«
    »Ja?«
    »Der Überfall auf Debbie. Und jetzt ist meine Mutter verschwunden. Womöglich verschleppt worden. Zufall?«
    »Du meinst …?«
    »Ich weiß es nicht. Aber es ist eine seltsame Anhäufung von Zufällen, oder? Frauen, die in engem Kontakt zu mir stehen oder standen, werden plötzlich Opfer von Verbrechen. Schon bei Debbie hatte ich ein ungutes Gefühl, aber ich sagte mir noch, dass sie vielleicht einfach nur Pech hatte. Aber jetzt noch meine Mutter! Eine fast sechzigjährige Frau, die nicht reich ist, die keine Feinde hat, die sich auch nicht in einer gefährlichen Umgebung bewegte … Wieso?«
    »Und du glaubst, das Ganze gilt dir? Man will dir damit drohen?«
    »Es könnte sich um Damons Handschrift handeln. Es ist die Art von Terror, wie er ihn liebt.«
    »Aber was verspricht er sich davon? Er will Geld von dir. Glaubt er, du kannst es eher beschaffen, wenn er dich auf diese Art unter Druck setzt?«
    Ryan vergrub das Gesicht in den Händen. Nora kannte Menschen wie Damon nicht. Es war nicht ihre Welt.
    »Das Geld, die zwanzigtausend oder inzwischen vierzigtausend Pfund, was weiß ich, bereiten Damon garantiert keine schlaflosen Nächte. Das ist ein Betrag, der mich umhaut, für ihn sind das Peanuts. Er bewegt täglich ganz andere Summen. Ich werde das Geld in diesem Leben nicht zurückzahlen können, und das weiß auch Damon, ganz gleich, was er mir antut. Aber es geht ihm um zwei Dinge: Zum einen kann er es nicht einreißen lassen, dass Leute mit heiler Haut davonkommen, ohne ihre Schulden bei ihm beglichen zu haben. Sein Ego würde es nicht verkraften, und außerdem könnte es einen schlechten Einfluss auf diejenigen haben, die mit richtig hohen Beträgen bei ihm in der Kreide stehen. Es geht bei alldem um seinen Ruf. Seine Macht, sein Einfluss und sein Erfolg gründen auf der Furcht und dem Schrecken, die er verbreitet. Damon würde es als einen unermesslichen Schaden empfinden, wenn man plötzlich von ihm sagen würde: Stellt euch vor, er hat Ryan Lee, diesem Armleuchter, seine ganzen Schulden erlassen, aus

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