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Im Tal des Schneeleoparden

Im Tal des Schneeleoparden

Titel: Im Tal des Schneeleoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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stöhnte leise. »Es scheint, es war noch nicht meine Zeit zu gehen«, flüsterte er.
    »Nein«, sagte Tara. »Sie werden gesund. Wie fühlen Sie sich?«
    »Furchtbar, aber –« Er unterbrach sich und bewegte vorsichtig erst seinen rechten Arm und die Beine und dann den Kopf. »Bis auf den linken Arm scheine ich zu funktionieren. Ist er gebrochen?«
    Tara nickte und stellte sich und die anderen vor.
    Der Alte musterte neugierig einen nach dem anderen. Es war ihm anzusehen, dass er sich den Kopf zermarterte, warum und unter welchen Umständen er gerettet worden war. »Man nennt mich Khagendra, den Herrn der Vögel«, sagte er.
    »Fühlen Sie sich in der Lage, uns einige Fragen zu beantworten?«, fragte Achal. »Ich quäle Sie nicht gern mit diesen schrecklichen Erinnerungen, aber ich muss alles über die Geschehnisse im Haus des Bhoots wissen: Wie sind Sie auf das Grundstück des Bhoots geraten? Warum wollte er Sie töten? Was verbindet Sie mit ihm?«
    »Der Bhoot, sagen Sie? Sie nennen ihn einen Dämon? Wie passend.« Der Sadhu schüttelte den Kopf. »Ich bin wach und werde Ihnen alles berichten. Die Zeit drängt, denn die Männer Ihres Bhoots haben eine Menge aus mir herausgeprügelt.«
     
    Mit betrübter Miene übertrug Ramesh die Daten von den Anmeldezetteln der neuen Gäste ins Gästebuch. Gerade zwei Touristen hatten sich heute in die Annapurna Lodge verirrt, was die Auslastung des Hotels auf drei Zimmer erhöhte. Wenn es so weiterging, würde er bald arbeitslos sein. Und dann? Allen anderen Hotels erging es ähnlich, die Touristen wurden von Saison zu Saison weniger, abgeschreckt von Streiks und Bomben und Kämpfen. Er konnte in sein Dorf zurückgehen, aber was würde es nutzen? Dort lebten schon viel zu viele Familienmitglieder von den Erträgen weniger Felder. Sich den Maoisten anzuschließen war ebenfalls keine Option. Sicher, sie wollten bessere Lebensbedingungen für Leute wie ihn erreichen, doch schreckten ihn die Konsequenzen ab. Ramesh wollte nicht kämpfen, wollte nicht morden. Und ein Nepal ohne König, wäre das überhaupt möglich? Er stützte das Gesicht in seine Hände. Was für ein Dilemma.
    Zwei Besucher, eine junge nepalesische Frau in einer hellblauen Kurtha und ein dunkler Mann, wahrscheinlich ein Unberührbarer, traten durch die Eingangstür und rissen ihn aus seinem Grübeln. Die beiden wirkten nervös.
    »Guten Tag«, begrüßte Ramesh das seltsame Paar. »Kann ich Ihnen helfen?« Er fragte sich, was die Frau, die durchaus Brahmanin sein konnte, mit einem Unberührbaren zu schaffen hatte. Ein Liebespaar waren die beiden wohl kaum.
    Der Mann ergriff das Wort. »Wir müssen dringend mit einer jungen Deutschen namens Anna sprechen. Sie ist klein und hat schulterlange dunkelbraune Haare. Ist sie in ihrem Zimmer? Welche Zimmernummer hat sie?«
    »Anna? Die wohnt nicht mehr hier, leider. Wir haben selten so freundliche Gäste wie sie.« Ramesh stutzte. Was hatten diese Leute mit seinem europäischen Gast zu schaffen? Die nette Deutsche hatte keine Berührungsängste in Bezug auf die Nepalesen gezeigt, aber diese beiden hier machten ihn misstrauisch. Irgendetwas stimmte da nicht.
    »Wann ist sie ausgezogen?«, fragte die junge Frau mit unüberhörbarer Besorgnis in der Stimme. »Wohin ist sie gegangen? Bitte, erzählen Sie uns alles, was Sie wissen. Anna schwebt möglicherweise in großer Gefahr.«
    »Gefahr?« Ramesh blieb ein aufsteigendes Lachen angesichts der ernsten Gesichter der beiden anderen im Hals stecken. »Ich glaube kaum, dass sie in Gefahr ist«, fuhr er ernüchtert fort. »Vor fünf Tagen hat ein älterer Firangi, mit dem sie offensichtlich bekannt war, sie hier abgeholt. Ein ausgesprochen freundlicher Firangi übrigens, falls es Sie beruhigt.«
    Die junge Frau riss entsetzt die Augen auf. »Ein älterer Firangi?«, flüsterte sie. »War er sehr groß? Schlank und sportlich? Mit kurzen grauen Haaren und einem kantigen Gesicht?«
    Ramesh kam aus dem Wundern nicht mehr heraus. »Genau so sah er aus«, bestätigte er. »Der Mann lebt in Kathmandu und spricht fließend Nepalesisch und sogar Newari. Anna freute sich, ihn zu sehen, und am nächsten Morgen kam er vorbei und richtete mir Grüße von ihr aus. Wegen der unsicheren Lage in der Stadt habe er sie eingeladen, bei seiner Familie zu bleiben. Er packte ihre Sachen und bat mich, sie zu seinem Haus bringen zu lassen. Habe ich etwas falsch gemacht? Was ist denn bloß los?«, fragte Ramesh verunsichert.
    »Geben Sie uns die Adresse.

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