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Im Zeichen der Wikinger

Im Zeichen der Wikinger

Titel: Im Zeichen der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Pitt benutzte sie als Deckung und spähte ins Wohnzimmer – lange und eingehend, um sich einzuprägen, wie die Beteiligten im Raum verteilt waren.
    Josh Thomas, dem das Blut aus mehreren schmalen Schnitten auf der Stirn sowie an Ohren und Nase sickerte, saß vornüber-gesunken und an einen Sessel gefesselt mitten im Zimmer. Er erkannte Omo Kanai, den Piloten der Fokker. Er hockte auf einem schweren Ledersofa, lehnte sich lässig an die Armstütze und rauchte seelenruhig eine Zigarre. Zwei der schwarz gekleideten Vipern standen, die Waffe im Anschlag, zu beiden Seiten des Kamins. Ein weiterer stand hinter Thomas, hatte ein Messer in der Hand, das er unmittelbar über dessen Auge hielt.
    Die fünfte Viper war ein Riese, der mit einer Hand Kellys Haare gepackt hatte und sie hochhielt, sodass ihre Füße ein paar Zentimeter über dem Teppichboden zappelten. Kein Schrei drang aus ihrem Mund, nur gequältes Stöhnen.
    Pitt zog sich kurz hinter den Torbogen zurück und fragte sich, ob Giordino ihn auf einem der Monitore beobachtete. Wenn er noch eine Weile am Leben bleiben wollte, war nicht daran zu denken, dass er mit einem kecken »Okay, ihr Strolche, geht zur Hölle« einfach hineinplatzte. Die Männer da drin schossen ihn kurzerhand über den Haufen, wenn er sich auf so eine Narretei einließ. Die hatten ihr blutiges Handwerk in jahrelanger Ausbildung gelernt und reagierten im Bruchteil einer Sekunde, ohne lange hin und her zu überlegen. Töten war für diese Männer so selbstverständlich wie das Zähneputzen. Pitt wiederum musste sich regelrecht zwingen, auf einen anderen Menschen zu schießen. Zwar hatte auch er schon in Notwehr getötet, doch er war alles andere als ein kaltblütiger Killer. Für einen Kampf auf Leben und Tod musste er sich wappnen, seine Entscheidung rechtfertigen, sich einreden, dass es um die Rettung von Josh Thomas und Kelly Egan ging. Aber das musste er erst einmal schaffen. Und die Aussichten standen nicht allzu gut, wie man es auch drehte und wendete.
    Zwar war er im Vorteil, weil er sie überraschen konnte und vermutlich nicht sofort auffiel, wenn er in der schwarzen Vipern-Kleidung in den Raum trat, doch er kam zu dem Entschluss, dass er zwei, drei Sekunden mehr herausschinden konnte, wenn er in Deckung blieb und zwischen den Ästen der Tropenpflanze hindurchschoss. Während die da drin noch nicht wussten, woher die Schüsse kamen, konnte er sich die gefährlichsten Gegner der Reihe nach vornehmen.
    Im nächsten Moment verwarf er die Idee. Möglicherweise konnte er zwei, drei Männer erwischen, doch ehe er auch die anderen erledigte, hatten die ihn garantiert mit Kugeln durchlöchert. Außerdem bestand die Gefahr, dass Kelly oder Thomas von einer verirrten Kugel getroffen wurden. Nein, dachte er, es gibt nur eine Möglichkeit. Du musst Zeit gewinnen, bis das Sondereinsatzkommando anrückt. Er legte seinen Colt hinter einer Blumenvase auf den Tisch, trat unauffällig in das Zimmer und blieb leise stehen.
    Zunächst achtete niemand auf Pitt. Aller Augen waren auf Kelly gerichtet, der vor Schmerz die Tränen in die Augen schossen, während sie mit Darfur kämpfte. Pitt konnte es nicht mehr mit ansehen, ohne zumindest den Versuch zu unternehmen, der Quälerei ein Ende zu bereiten. Seiner Schätzung nach dauerte es noch etwa fünf Minuten, bis das Einsatzkommando eintraf, aber er durfte Kelly und Thomas nicht weiter leiden lassen.
    »Sag dem Fetten, er soll Kelly loslassen«, sagte er seelenruhig zu Kanai.
    Kanai wandte sich zu Pitt um und zog verdutzt die Augenbrauen hoch. »Was hast du gesagt?«
    »Ich habe gesagt, du sollst deinem Gorilla sagen, dass er seine schmierigen Finger von dem Mädchen lassen soll.« Dann zog er die Skimaske herunter.
    Sämtliche Vipern im Raum erkannten sofort, dass Pitt nicht zu ihnen gehörte, und legten die Waffen auf ihn an.
    »Sie!«
, murmelte Kanai ungläubig. »Wartet!«, rief er dann.
    »Tötet ihn nicht. Noch nicht.«
    Kelly verdrängte ihren Schmerz einen Moment lang und starrte ihn verdutzt und fassungslos an. »Nein, nein, Sie hätten nicht herkommen dürfen!«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen aus.
    »Sie sind gleich ein toter Mann, Kanai«, sagte Pitt ungerührt, »wenn er sie nicht sofort loslässt.«
    Kanai warf Pitt einen belustigten Blick zu. »Ach, wirklich? Und wer will mich töten? Sie etwa?«
    »Jeden Moment müsste ein Sondereinsatzkommando der Polizei hier eintreffen. Die Straße ist der einzige Weg nach draußen. Ihr sitzt

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