Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
war eigentlich nicht gerade fair, aber wie alle Jagdpiloten der Air Force interessierte es auch Wallace nicht die Bohne, ob er einen fairen Kampf lieferte oder nicht.
Bisher führte Wallace einen defensiven Krieg. Er verteidigte erfolgreich den russischen Luftraum. Er setzte keine chinesischen Bodenziele außer Gefecht, er griff noch nicht einmal die chinesischen Bodentruppen in Sibirien an. Seine Jäger spielten zwar erfolgreich mit, erreichten aber eigentlich nichts, was von wirklicher Bedeutung war. Deswegen hob er jetzt den Hörer seines Satellitentelefons ab.
»Wir haben keine Bomben, General«, beklagte er sich bei Mickey Moore.
»Tja, Ihre Kollegen von der Luftaufklärung schlagen sich schon mit der maximalen Anzahl von Aufgaben herum, und Mary Diggs schreit nach Transportern, die ihm seine Hubschrauberbrigade dahin bringen, wo er sie braucht.«
»Sir, es ist ganz einfach. Wenn Sie wollen, dass wir ein paar chinesische Ziele zerstören, dann brauchen wir Bomben. Hoffentlich war das jetzt nicht zu schnell für Sie«, fügte Wallace hinzu.
»Nun machen Sie mal halblang, Gus«, warnte ihn Moore.
»Na ja, Sir, vielleicht sieht das in Washington ja alles etwas anders aus, aber ich sitze hier herum, habe Einsätze zu fliegen und nicht das Material, sie auch durchzuführen. Also – ihr Regierungsleute könnt mir entweder das Material schicken oder die Einsätze vergessen. Ihre Entscheidung, Sir.«
»Wir arbeiten daran«, versicherte ihm der Vorsitzende der Joint Chiefs.
»Irgendwelche Befehle?«, fragte Mancuso den Verteidigungsminister.
»Zurzeit noch nicht«, antwortete Bretano dem Oberbefehlshaber der amerikanischen Seestreitkräfte im Pazifik.
»Sir, dürfte ich vielleicht fragen, warum? Im Fernsehen wird berichtet, dass wir uns in offenem Krieg mit China befinden. Bin ich daran beteiligt oder nicht?«
»Wir überdenken gerade die politischen Fragen«, erklärte THUNDER.
»Pardon, Sir?«
»Sie haben schon verstanden.«
»Sir, Politik heißt für mich nur, dass ich alle paar Jahre wählen gehe, aber ich habe eine Menge graue Schiffe unter meinem Kommando, die man im Fachjargon als Kriegs schiffe bezeichnet, und mein Land befindet sich im Krieg.« Die Frustration in Mancusos Stimme war offensichtlich.
»Admiral, sobald der Präsident entscheidet, was zu tun ist, werden Sie es erfahren. In der Zwischenzeit bereiten Sie Ihren Kommandobereich auf den Einsatz vor. Es wird passieren. Ich weiß nur noch nicht, wann.«
»Aye, aye, Sir.« Mancuso legte auf und blickte seine Untergebenen an. »Politische Spitzfindigkeiten«, sagte er. »Das hätte ich nicht von Ryan gedacht.«
Mike Lahr versuchte, ihn zu besänftigen. »Vergessen Sie politisch und ersetzen Sie es lieber durch psychologisch, Sir. Vielleicht hat Minister Bretano nur das falsche Wort benutzt. Vielleicht steckt die Idee dahinter, die Chinesen erst dann anzugreifen, wenn wir die größte Wirkung erzielen können – denn wir wollen ja ihre Psyche beeinflussen, nicht wahr, Sir?«
»Glauben Sie wirklich?«
»Denken Sie doch daran, wer der Vizepräsident ist! Er ist einer von uns, Admiral. Und Präsident Ryan kann man auch nicht als Schwächling bezeichnen, oder?«
»Nun … nein, nicht dass ich wüsste«, gab der Oberbefehlshaber zu und erinnerte sich an sein erstes Zusammentreffen mit Ryan und die Schießerei an Bord von Roter Oktober . Nein, Jack Ryan war gewiss kein Schwächling. »Und was hat er Ihrer Meinung nach vor?«
»Die Chinesen führen bisher einen Landkrieg. Na ja, einen Luft- und Landkrieg. Auf See passiert gar nichts. Vielleicht erwarten sie das auch nicht, aber sie lassen trotzdem einige Schiffe auslaufen, um eine Verteidigungslinie vor dem Festland zu errichten. Wenn wir den Befehl bekommen, diese Schiffe anzugreifen, dann mit der Absicht, eine psychologische Wirkung zu erzielen. Also lassen Sie uns in diese Richtung planen, in Ordnung? Und inzwischen verlegen wir weitere Kräfte hierher.«
»Gut.« Mancuso nickte und betrachtete die Wandkarte. Beinahe die gesamte Pazifikflotte befand sich mittlerweile westlich der Datumsgrenze, und die Chinesen hatten wahrscheinlich keine Ahnung, wo seine Schiffe waren. Aber er wusste über die ihren Bescheid. Die USS Tucson stand in der Nähe von 406 , dem einzigen Unterseeboot der Volksrepublik, das mit Marschflugkörpern interkontinentaler Reichweite bestückt war, die thermonukleare Sprengköpfe trugen. Im Westen war es als Xia SSBN bekannt, doch Mancusos Nachrichtenoffiziere
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