Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
bis sie selbst etwas mitzuteilen hatten.
Ryan nickte. Vor langer Zeit war er einmal Lieutenant bei den Marines gewesen und hatte den Dienst als recht anstrengend in Erinnerung, besonders für einen Jungen, der frisch vom College kam.
»Ist den Chinesen bekannt, was wir da machen?«
»Soweit wir wissen, nein. Wenn dem so wäre, würden sie hundertprozentig versuchen, die Drohnen außer Gefecht zu setzen, was wiederum wir mitbekommen würden. Außerdem ist es nicht gerade einfach. Für Radargeräte sind die Dinger beinahe unsichtbar und auch sonst nur schwer auszumachen, hat man mir bei der Air Force gesagt.«
»Es gibt nicht gerade viele Jagdflugzeuge, die es bis auf 60 000 Fuß schaffen«, stimmte Robby zu. »Das ist sogar für eine F-14 Tomcat ganz schön hoch.« Auch er konnte die Augen kaum vom Fernsehschirm abwenden. Jackson war sicher, dass in der gesamten Militärgeschichte noch kein Offizier über ein solches Potenzial verfügt hatte – ach was, noch nicht einmal über zwei Prozent davon. Bis zu diesem Zeitpunkt war es in Kriegen doch meist darum gegangen, den Feind überhaupt erst einmal aufzuspüren, damit man ihn töten konnte. Doch die neuen Drohnen machten den reinsten Hollywood-Film daraus – und wenn die Chinesen wüssten, dass der Feind sie auf diese Weise beobachtete, würden sie ausflippen. Bei der Konstruktion der Dark-Star-Drohnen hatte man sich besondere Mühe gegeben, eine Entdeckung zu verhindern. Sie verfügten über Richt-Sender, die sich auf Satelliten einstellten, statt wie ein normales Funkgerät Strahlen auszuschicken. Es hätten also ebenso gut schwarze Löcher sein können, die dort oben in 18 Kilometern Höhe über dem Kriegsschauplatz kreisten.
»Was ist das Wichtigste bei der ganzen Sache?«, wandte sich Jack an General Moore.
»Die Logistik, Sir. Das kann ich nur immer wiederholen. Ich habe Ihnen ja schon heute Morgen erzählt, dass die Chinesen eine Menge Diesel verbrauchen. Es ist eine Riesenaufgabe, auf diesem Gebiet für ständigen Nachschub zu sorgen. Die Russen haben dasselbe Problem. Sie versuchen, mit einer frischen Division nach Norden zu hetzen und die chinesische Angriffsspitze zu überholen, um sie in der Höhe von Aldan aufzuhalten. Das liegt in der Nähe der Goldminen. Die Chancen, dass sie es schaffen, stehen nur fifty-fifty, sogar bei guten Straßen und ohne Hindernisse. Außerdem müssen sie eine Menge Kraftstoff transportieren. Und ein weiteres Problem besteht darin, dass der Gewaltmarsch die Ketten ihrer Fahrzeuge verschleißen wird. Sie besitzen keine Tieflader wie wir, daher müssen die Panzer selbst fahren. Panzer sind sehr viel empfindlicher, als sie aussehen. Ich schätze, dass die Russen allein durch den Anmarsch ein Viertel bis ein Drittel ihrer Stärke verlieren werden.«
»Können sie kämpfen?«, erkundigte sich Jackson.
»Sie setzen den T-80U ein. Der hätte dem M60A3 einen ordentlichen Kampf geliefert, ist aber nicht so gut wie unser M1, ganz zu schweigen vom M1A2. Wenn es gegen den chinesischen M-90 geht, würde ich die Partie ausgeglichen nennen, was die Qualität betrifft. Aber die Chinesen haben eine viel größere Anzahl von Panzern. Letzten Endes kommt es aufs Training an. Die Russen schicken ihre am besten gedrillten und ausgerüsteten Divisionen in die Schlacht. Die Frage ist: Sind sie gut genug? Das bleibt abzuwarten.«
»Und unsere Jungs?«
»Die ersten treffen morgen früh in Tschita ein. Die Russen möchten, dass sie sich sammeln und dann nach Ostsüdost vorstoßen. Laut Einsatzplan sollen die russischen Divisionen die Chinesen aufhalten, während wir sie in der Nähe des Amur von ihrem Nachschub abschneiden. Theoretisch ist das sinnvoll.« Mickey Moores Stimme klang neutral. »Die Russen sagen, dass sie schon seit fast 50 Jahren über unterirdische Tanks verfügen, in denen so viel Treibstoff lagert, wie wir uns nur wünschen können. Wir werden sehen.«
55
BLICKE UND KRÄNKUNGEN
General Peng fuhr nun mit der Vorhut seiner führenden 302. Panzerdivision ganz an der Spitze. Alles lief gut für ihn – so gut, dass er langsam ein wenig nervös wurde. Überhaupt kein Widerstand? , fragte er sich selbst. Keine einzige Geschützsalve, geschweige denn Artilleriesperrfeuer. Schliefen die Russen? Standen denn gar keine Truppen in diesem Sektor? In Tschabarsowil befand sich die komplette Führungsgruppe einer großen Heereseinheit, befehligt von diesem Bondarenko, von dem es hieß, er sei ein fähiger, sogar mutiger Offizier. Aber
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