Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
würde er bis zum Morgengrauen neben ihr hocken und sie fortwährend anstarren.
„Na schön!“, gab Valandra missgelaunt nach. „Ich bin hingefallen. Zufrieden? Als ich aus der Wanne gestiegen bin, ist der elende Hocker umgekippt. Ich bin der Länge nach hingefallen, und jetzt kann ich mich nicht mehr bewegen.“ Ranulfs Ärger schwand augenblicklich und machte tiefer Sorge Platz. „Hast du dir etwas gebrochen? Bist du verletzt?“
Valandra wäre am liebsten vor Scham gestorben. „Nein, verdammt! Ich konnte mich schon vor dem Bad kaum bewegen.“
Endlich dämmerte es Ranulf, und er lachte leise auf. Seine Erleichterung war geradezu überwältigend.
„Der Schwertkampf! Ich habe dich gewarnt. Solche Muskelschmerzen sind mörderisch.“
„Ist nicht wahr! Weshalb bin ich nicht von allein darauf gekommen?“ Valandras Augen schossen Blitze. „Sollte ich jemals wieder ein Schwert heben können, werde ich es dir mitten in dein rabenschwarzes Herz rammen. Das ist ein Versprechen!“
Ranulfs Grinsen wurde noch breiter. „Ich werde die Warnung beherzigen.“
„Was tust du da? Aua!“
Ranulf drehte Valandra vorsichtig auf den Rücken und hob sie hoch. „Soll ich dich etwa auf dem Boden liegen lassen?“
„Ja!“
Seine unangebrachte Heiterkeit zerrte an Valandras Nerven. „Wo bringst du mich hin? Mein Bett liegt in der anderen Richtung.“
Er legte sie sachte auf das Bärenfell vor dem Kamin. „Hier hast du es wärmer.“ Ohne ein weiteres Wort stand er auf und ging davon.
Valandra konnte ihm nur fassungslos nachstarren. Sie war sich nicht sicher, ob sie nun erleichtert oder über seinen Mangel an Mitgefühl beleidigt sein sollte. Also beschloss sie, dass beides zutraf.
„Mistkerl!“, knurrte sie leise vor sich hin. Das war wieder einmal typisch für diesen Grobian. Zuerst amüsierte er sich auf ihre Kosten, und dann machte er sich aus dem Staub. „Wirklich ritterlich.“
Valandra drehte sich ächzend wieder auf den Bauch. Nie zuvor hatte sie solche Schmerzen gelitten. Jeder einzelne Muskel in ihrem Körper fühlte sich an, als stünde er in Flammen. Selbst das Atmen tat ihr weh. „O Gott, ich sterbe“, flüsterte sie.
„So schnell stirbt niemand“, erklang Ranulfs amüsierte Stimme. Er war zurückgekehrt und schloss soeben die Tür hinter sich.
„Weitere Demütigungen kannst du dir ersparen. Für heute bin ich wirklich bedient.“
Er kam auf sie zu.
„Verschwinde augenblicklich aus meinen Räumen!“ Valandra blickte ihm mit misstrauisch zusammengekniffenen Augen entgegen.
„Was... was tust du da?“ Nicht bereit, noch länger hilflos vor ihm auf dem Boden zu liegen, quälte sie sich in eine sitzende Position hoch und presste den Plaid wie einen schützenden Schild vor ihre Brüste.
Sie empfand Ranulfs Anwesenheit in ihr Gemach als brutalen Eingriff in ihre Privatsphäre. Kein Mann außer Detlef und ihrem Vater hatte es je gewagt, seinen Fuß in ihre Kammer zu setzen. Aber das war diesem Kerl natürlich einerlei.
Ranulf ragte wie ein Fels vor ihr auf und krempelte sich schweigend die Ärmel hoch.
„Sprich! Sonst schreie ich die ganze Burg zusammen!“, drohte sie nervös.
„Nein, das wirst du nicht tun“, gab Ranulf ruhig zurück. „Du willst bestimmt nicht riskieren, dass man mich hier entdeckt. Besonders in Anbetracht der späten Stunde und deiner... sagen wir mal, spärlichen Bekleidung.“
Valandras Wangen röteten sich erneut. Spärlich war gut. Sie trug nichts weiter als den Plaid, den sie um sich geschlungen hatte. Ihre Schultern und Beine waren schamlos seinem Blick ausgeliefert.
Valandra zupfte nervös das wollene Tuch über ihre Schenkel, während sie fieberhaft überlegte, wie sie dieser misslichen Lage Herr werden könnte.
„Keine Angst! Ich bin nicht hier, um mich mit dir zu vergnügen, sondern um dir zu helfen“, erklärte Ranulf sanft, während er vor ihr auf die Knie sank. Valandras Herz geriet ins Stolpern. Großer Gott, was hatte er vor? Plötzlich war sie sich ihrer Nacktheit nur allzu deutlich bewusst. Er war zu nah. Sie spürte seinen Atem auf ihren nackten Schultern, spürte seine männliche Kraft wie eine sanfte Liebkosung auf ihrer Haut.
„Ich verzichte auf deine Hilfe. Alles was ich will, ist, dass du gehst. Du hast kein Recht, hier zu sein.“
„Glaub mir, wenn es nach mir ginge, wäre ich jetzt auch lieber auf irgendeinem Schlachtfeld als hier“, gab Ranulf schroff zurück.
Es war die Wahrheit. Ihr Anblick bereitete ihm beinahe
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