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Imperator 02 - König der Sklaven

Imperator 02 - König der Sklaven

Titel: Imperator 02 - König der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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innerhalb der Mauern von Pharsalus sein konnte.
    Der Mann, der ihn hierher gerufen hatte, kam ohne sichtliche Eile mit zwei Begleitern auf ihn zu. Seine mächtigen Schultern und Arme schwangen bei jedem seiner langen Schritte locker mit. Er sah aus, als wäre er gerade erst aus den Bergen herabgestiegen, die ringsherum den Horizont begrenzten. Lucius lief ein leiser Schauer über den Rücken. Wenigstens kamen sie unbewaffnet, dachte er. Mithridates war nicht gerade bekannt dafür, dass er sich streng an die Gesetze Roms hielt. Lucius betrachtete ihn aufmerksam, wie er über das struppige Gras und die Wildblumen schritt. Er wusste, dass ihn die Menschen dieser Gegend immer noch König nannten, und so bewegte er sich auch, stets mit erhobenem Kopf, trotz seines fehlgeschlagenen Aufstandes.
    Das ist inzwischen alles Geschichte, dachte Lucius, und wie alles andere in diesem ungemütlichen Land vor meiner Zeit geschehen. Selbst wenn sich ihm die Chance böte, den Posten des Statthalters zu übernehmen, würde er ihn ablehnen, das wusste er genau. Diese Griechen waren so unangenehme Menschen. Es verblüffte ihn, wie diese groben und ordinären Bauern Mathematik von solch außergewöhnlicher Komplexität hervorgebracht haben konnten. Hätte er nicht Euklid und Aristoteles studiert, er hätte niemals einen Posten außerhalb Italiens angenommen, doch der Gedanke an eine Begegnung mit solchen Köpfen hatte den jungen Kommandanten damals sehr fasziniert. Er seufzte leise. In einer ganzen Stadt voller Griechen war nicht ein einziger Euklid zu finden.
    Auf Mithridates’ Antlitz zeigte sich kein Lächeln, als er vor der kleinen Gruppe aus acht Soldaten, die Lucius mitgebracht hatte, stehen blieb. Er drehte sich nach links und rechts und ließ den Blick in die Ferne wandern, dann holte er tief Luft, blähte seinen mächtigen Brustkasten auf und schloss die Augen.
    »Nun? Ich bin hier, so wie du es gewünscht hast«, sagte Lucius laut und vergaß einen Augenblick, dass er ruhig und gelassen wirken musste.
    Mithridates öffnete die Augen.
    »Weißt du, wo wir hier stehen?«, fragte er.
    Lucius schüttelte den Kopf.
    »Dies ist die Stelle, wo ich vor drei Jahren von deinem Volk besiegt wurde.« Er hob seinen kräftigen Arm und zeigte mit ausgestreckten Fingern auf etwas.
    »Siehst du diesen Hügel? In den Wäldern dort hatten sie ihre Bogenschützen versteckt, die uns unter Beschuss nahmen. Wir haben sie dann schließlich erledigt, obwohl sie Fallen gegraben und Spieße in den Boden gesteckt hatten. Viele Männer sind bei dem Versuch gefallen, sie unschädlich zu machen, aber wir konnten sie schließlich nicht in unserem Rücken lassen, verstehst du? Das ist schlecht für die Kampfmoral.«
    »Ja, aber …«, setzte Lucius an.
    Mithridates hob die Hand.
    »Psst«, sagte er. »Lass mich die Geschichte erzählen.« Der Mann war einen Fuß größer als Lucius und schien eine Kraft zu besitzen, die sich jede Unterbrechung verbat. Wieder streckte er den bloßen Arm aus, und die Muskeln unter seiner Haut folgten der Bewegung der Finger.
    »Dort, wo das Land sanft ansteigt, hatte ich Steinschleuderer aufgestellt, die besten, mit denen ich je gekämpft habe. Sie haben viele von euren Männern niedergestreckt und später das Schwert ergriffen, um sich ihren Brüdern anzuschließen. Die Hauptlinien standen dort, hinter dir, und meine Männer waren überrascht von der Kunstfertigkeit, die sie sahen. Solche Formationen! Während der Schlacht habe ich sieben verschiedene Rufe gezählt, wenngleich es auch mehr gewesen sein können. Das Quadrat natürlich, und die Hörner zum Einkreisen. Der Keil, oh, es war schon ein Anblick, wie sie inmitten meiner Männer einen Keil bildeten. Sie waren so geschickt mit ihren Schilden. Ich glaube, die Männer von Sparta hätten sie aufhalten können, wir aber wurden an jenem Tag vernichtet.«
    »Ich glaube nicht …«, versuchte es Lucius erneut.
    »Dort drüben stand mein Zelt, keine vierzig Schritte von dort entfernt, wo wir heute stehen. Der Boden war damals schlammig. Selbst jetzt kommen mir diese Blumen und Gräser merkwürdig vor, wenn ich an die Schlacht zurückdenke. Meine Frau und meine Töchter waren dabei.«
    Mithridates, der König, lächelte. Sein Blick schweifte in die Ferne. »Ich hätte sie nicht mitkommen lassen sollen, aber ich hätte nie gedacht, dass die Römer in einer einzigen Nacht eine so weite Strecke zurücklegen könnten. Kaum hatten wir bemerkt, dass sie in der Nähe waren, griffen

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