In deiner Hand
zückte sie einen Fotoapparat.
„Verrys erste große Liebe! Das müssen wir einfach für die Nachwelt festhalten!“
Das Tittenmonster ließ das Sektglas fallen. Gadget hustete laut.
„SMILE!“, rief Mum triumphierend und drückte auf den Auslöser. Sie lächelte äußerst zufrieden und bekam überhaupt nicht mit, dass sie mit ihrer Aussage gerade für allgemeine Fassungslosigkeit gesorgt hatte.
„So. Wenn ihr uns entschuldigen würdet? Die Nachbarn wollen meine wunderschöne Tochter mal genauer in Augenschein nehmen!“
Mum führte mich von den dreien weg. Eigentlich zog sie mich ziemlich grob hinter sich her. „Brian hat davon wohl nichts gewusst, hm? Er sieht ziemlich erschrocken aus!“, flüsterte sie und schob mich die nächsten zehn Minuten vor sich her, bis unser Grillmeister Charles endlich verkündete, dass das Fleisch fertig sei. Ihre Aussage über Gadget ging mir gar nicht mehr aus dem Kopf und als alle Anwesenden zu den drei langen schmalen Tischen strömten – ich war erstaunt, wie viele Leute vorbeigekommen waren! – schielte ich aus den Augenwinkeln zu ihm rüber. In der Tat machte er ein Gesicht, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen. Warum ich mich so sehr darüber freute, konnte ich nicht wirklich sagen, denn dieses Gefühl verwirrte mich extrem. Was mich jedoch mehr als alles andere wurmte, ich konnte die Augen nicht mehr von ihm lassen! Ich wusste beim besten Willen nicht wieso ich immer wieder zu ihm schielte.
„Dir fällt gleich das Fleisch aus dem Mund, Schatz“, tadelte Mum mich liebevoll. „Wieso setzt du dich nicht einfach zu ihm?“ Irritiert blinzelnd sah ich sie an, bis ich begriff, dass sie von Erik sprach, der neben Gadget auf der Bank hockte. Beide Typen hoben gleichzeitig den Kopf und sahen in unsere Richtung. Die blöde notgeile Nachbarfraktion hatte sich so hingesetzt, dass ich die lüsternen Typen auf meiner Seite hatte und die Vampire die geifernden Frauen auf ihrer Seite. Erik hatte sogar um einen Platz neben mir gebeten, wurde von den alten Säcken aber nur grunzend abgewiesen, von wegen, er hätte ja noch die ganze Nacht mit mir und solle sich gefälligst nicht so anstellen. Ich verlor mich in den schokoladenbraunen Augen meines Lehrers. Mein Herz machte ganz merkwürdige Sachen während ich Gadget wie ein Weltwunder anstarrte. Er hatte für mich noch nie so anziehend ausgesehen! Um mich herum hätte der Boden aufbrechen und Lava spucken können. Nichts dergleichen hätte mich dazu gebracht in eine andere Richtung zu sehen. Plötzlich schlang sich ein Arm von hinten um mich und ich spürte heiße Lippen in meinem Genick. Ich schloss die Augen. Für den erschreckenden Bruchteil einer Sekunde wünschte ich, es wäre Brian gewesen. Aber es war Erik, der mir meine Enttäuschung ansah und einen erstaunlich wütenden Eindruck machte.
„Würdest du vielleicht aufhören, ihn so anzustarren?“, knurrte er mir direkt ins Ohr und zog mich von der Bank hoch. „Hey“, rief Mum uns hinterher. „Wo wollt ihr denn hin?“
„Wir sind gleich wieder da!“, versprach ich.
Wie ein Roboter folgte ich meinem Pseudofreund mit steifen Gliedern. Ich spürte Brians Blick auf meiner Haut wie glühende Kohlen und war einfach nicht in der Lage mich locker zu geben. Vor dem Haus drehte sich Erik mit wutverzerrter Miene zu mir um. „Kannst du dich nicht ein bisschen zusammenreißen?“, blaffte er.
„Wegen?“
„Musst du ihn so angaffen?“
„Ich habe ihn überhaupt nicht angegafft!“
Shit! Ich hätte vorher fragen sollen, von wem er sprach. So war viel zu offensichtlich, dass ich mir durchaus bewusst war, dass ich Gadget angestarrt hatte.
„Du machst meinen ganzen Plan zunichte, Verry! Glaubst du vielleicht, mir macht es Spaß deinen Hasi zu spielen?“
„Ist ja nicht so, als sei ich hässlich wie die Nacht und es koste dich gewaltige Anstrengung!“, giftete ich. „Außerdem habe ich dich nicht darum gebeten, diese beknackte Idee in die Tat umzusetzen!“
„Es ist doch nur zu deinem Besten!“, schnauzte Erik leise und raufte sich die Haare. „Je weniger Verdacht deine Mum schöpft, desto mehr Ruhe hast du und kannst dich auf das Wesentliche konzentrieren.“
„Ich kann sehr gut auf mich allein aufpassen! Ich brauche dich nicht, um mich aus Maliks Fängen zu befreien!“
„Ja. Du kannst ganz wunderbar auf dich aufpassen!“, schnaubte er und lachte humorlos. „Du hast alles wirklich wunderbar im Griff!“ Wütend wollte ich auf ihn losgehen und ihm so richtig schön die
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