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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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stoßen, dass er ihr Arbeitgeber war. Sie hatten, kurz nachdem die anderen gegangen waren, ganz offiziell ihre Verlobung bekannt gegeben und nun floss der Alkohol in Massen. Es störte auch keinen, dass ich meinen Frust mit Fusel ertränkte. Wenn man mal davon absah, dass der Großteil der Anwesenden schon mit roten Nasen und blutunterlaufenen, glasigen Augen herum torkelte, die Zunge vom Fusel gelockert. Egon hatte mir zwei Mal versehentlich unter den Rock gepackt. Für gewöhnlich hätte ich ihm dafür das Knie in die Eier gerammt, aber ich war zu beschäftigt mit mir selber, als dass ich es wirklich registrierte. Glas für Glas schüttete ich mir widerliches Zeug in den Rachen und klinkte mich hicksend und zusammenhanglos schwallend in die Gespräche der anderen ein. Irgendwann saßen alle nur noch dumpf murmelnd an den Tischen und Mum und Charles standen engumschlungen vor dem Grill und benahmen sich wie frischverknallte Teenager. Ich ließ den Blick über die Menschen schweifen, die unseren Garten mit Leben füllten und fühlte mich mit jedem Augenblick fremder. Das hier war einfach nicht mehr das Leben, das ich gehabt hatte, das Leben das ich wollte. Zutiefst deprimiert schnappte ich mir zwei Dosen Cola und eine viertelvolle Wodkaflasche und ließ die lallenden Leute allein.
Auf meinem Bett sitzend und das Loch im Teppich anstarrend kippte ich mir das Gesöff in den Rachen.
„Euch drei verbindet jetzt ein gemeinsamer Feind, ein gleicher tiefsitzender Hass, ein Ziel!“
Gott, was hatte ich nur wieder angestellt?
Ich wusste, dass Brian mir nur hatte helfen wollen und ich schwor insgeheim, ihm das niemals, niemals, vorzuwerfen! Nie! „Ach … so eine Scheiße“, stöhnte ich und rieb mir mit der freien Hand grob über mein Gesicht. Die Flasche fiel schließlich mit einem dumpfen Knall zu Boden und ich ließ mich nach hinten aufs Bett fallen. Gedankenlos starrte ich die weiße Decke über mir an. Im Verletzen war ich immer große Klasse gewesen. Der Trick daran war, dass man die Krallen ausfahren und die Zähne blecken musste, ehe das Gegenüber überhaupt eine Chance bekam, das Selbe zu tun. Und dann stürzte man blindlings darauf zu, kratzte, biss, rammte, stieß und zerfetzte. So schnell wie möglich! Bloß keine Zeit mit dem Gewissen verschwenden. Oder mit psychischen Folgen. Austeilen war die Devise! Verletzten! Und anschließend im Leid des Betroffenen baden. Sich an den Schmerzen dessen weiden. Unwillkürlich nahm Gadgets Gesicht in meinem Kopf Gestalt an. Ein Gesicht, vom Schmerz gezeichnet, mit tiefen Furchen in der Stirn und trübem Blick, der in weite Ferne gerichtet war.
„AAAAAAAAAARRRRRRRRRGHHHHHHH!“ Anstatt mich bei Erik zu bedanken, dass er Malik von mir gezerrt hatte oder Gadgets Verhalten zu würdigen, immerhin wollte er mir helfen, trat ich nur blind um mich. Ich war Hilfe nicht gewohnt, in keinster Weise. Mir mangelte es an jeglicher zwischenmenschlicher Erfahrung. Ich hatte keine Ahnung, wie ich damit umgehen sollte, dass mein Pseudofreund und mein Klassenlehrer für mich in die Bresche sprangen, um mich aus Maliks Fängen zu befreien.
Ich muss mich entschuldigen!

Leicht beduselt kletterte ich von meinem Bett, stolperte die Treppe runter und schlich wie ein Elefant auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer. Mums Handtasche lag auf der Couch. Mit langen Fingern durchwühlte ich sie nach ihrem Mobiltelefon, das ich anschließend nach Gadgets Nummer durchforstete. Ich fand sie weder unter „Farmer“ noch unter „Mr. Supersexy“. Schmatzend plumpste ich auf das Sitzpolster und überlegte, was zu tun war. Mir wäre es lieber, die Sache so schnell wie möglich hinter mich zu bringen, denn je länger ich etwas heraus zögerte, desto früher verließ mich der Mut. Wie lange waren die drei schon fort? Drei, vielleicht vier Stunden? Soweit ich mich erinnerte, wohnte Gadget irgendwo am Ende der Straße. Ich beugte mich vor und warf einen Blick auf die Uhr über dem Flachbildfernseher.
„Nicht mal Mitternacht!“
Nach kurzer Überlegung stand fest, dass ein Versuch nicht schaden konnte. Sollte Gadget nicht zu Hause sein, würde ich … ja, was würde ich dann? Mit einer nicht besonders fließenden Bewegung erhob ich mich von der Couch und knallte ihm hinaus torkeln gegen den Glastisch. Hinkend hüpfte ich den Flur entlang und blieb unschlüssig vor der Haustür stehen. Was wenn er mich nicht sehen wollte? Mich abwies? Allein die Vorstellung war unerträglich.
„Scheiß drauf!“, entschied ich und

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