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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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tapste nach draußen. Ich schlich von einem Baum zum nächsten, immer im Schutz des Schattens. Es hatte natürlich nichts damit zu tun, dass gerade eine Fünfzehnjährige ihrem Klassenlehrer einen nächtlichen Besuch abstattete und nicht dabei gesehen werden wollte! Wo genau sein Haus stand, wusste ich nicht. Ich erinnerte mich nur daran, dass er mich einmal fast über den Haufen gefahren hatte und das unweit von unserem Haus! In Erinnerungen schwelgend stieß ich gegen den Kofferraum seines schwarzen Porsches, der unglücklich geparkt in der Auffahrt zu einem kleinen Einfamilienhaus stand, dessen Vorgarten die besten Tage schon hinter sich hatte. Dank der spärlichen Beleuchtung der Straßenlampen blieb mir der Blick auf die renovierungsbedürftige Fassade erspart. Er musste sein ganzes Geld in den Wagen gesteckt haben, denn das Haus sah wirklich schäbig aus und verströmte ein Alte-Oma-Flair.
Mit angehaltenem Atem schlich ich an dem funkelnden Wagen vorbei und linste in den ersten Stock. Hinter dunklen Vorhängen schimmerte künstliches Licht hervor. Er war also da! Plötzlich überhaupt nicht mehr überzeugt von meinem Vorhaben blieb ich stehen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
„Ich sollte hier nicht sein“, flüsterte ich entmutigt und wusste nicht mehr, was ich ihm überhaupt sagen wollte.
Hinter mir blitzten grelle Scheinwerfer auf und ich hechtete hinter einen ausgetrockneten Busch. Das Auto war längst vorüber gefahren und noch immer saß ich auf dem Boden und focht eine Diskussion mit meinem schlechten Gewissen aus. In Gadgets Haus knallte eine Tür zu und ich zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Schon stand ich auf seiner Veranda und betätigte die Türklingel. Mein Puls raste ohrenbetäubend und mein Mund wurde ganz trocken. Mit jeder Sekunde, die verging, sank meine Stimmung. Nicht dass ich besonders gut drauf gewesen war, aber es trug nicht gerade zur Verbesserung des Gemütszustandes bei, wenn man einfach ignoriert wurde. Wieder klingelte ich. Da fiel mir auf, dass die Klingel überhaupt keinen Ton von sich gab. Grummelnd hämmerte ich auf den Knopf, aber nichts tat sich. „Hey! Brian!“, flüsterte ich und klopfte leise gegen die Tür. Fehlte noch dass mich irgendwelche Anwohner bemerkten, weil ich mir die Seele aus dem Leib brüllte. Allmählich ärgerte ich mich tierisch über seine pure Ignoranz und beschloss, ihn nicht so einfach davon kommen zu lassen. Immerhin kam es nicht sehr oft vor, dass ich zu jemandes Füßen kroch! Natürlich nur im übertragenen Sinne!
Vor unterdrückter Wut zitternd, hämmerte ich einmal kräftig gegen die Tür. Das Schloss riss aus der Verankerung, was ich sofort auf die schlechte Verarbeitung schob. Nichtsdestotrotz stupste ich die Haustür an, welche leise knarzend nach innen aufschwang. Ein Schwall trockener, abgestandener Luft schlug mir entgegen und ließ mich husten.
„Uäh!“ Es stank, als hätte das Innere des Hauses länger keinen Sauerstoffausgleich erlebt. Mein Blick fiel auf superhässliche, dunkle Tapete. Der Läufer zu meinen Füßen sah nicht besser aus. Die Fransen waren mittlerweile so verknotet, dass er auch als totes Tier hätte durchgehen können.
„Ehm. Hallo? B…Brian?“, rief ich vorsichtig und stieg über den Läufer hinweg. Nur für den Fall, dass vielleicht doch etwas darunter lag. Vor mir erstreckte sich eine schmale, Holztreppe, mit schiefen Stufen, die nach oben führte.
Die Straßenlaterne spendete nur wenig Licht, daher fummelte ich so lange an der Wand neben der Tür, bis ich auf den Lichtschalter stieß. Erst als flackerndes, warmes Licht den Flur erfüllte, schloss ich die Tür leise hinter mir. Oder besser gesagt, ich lehnte sie an, denn das Schloss war hinüber. Zu meiner Rechten vernahm ich ein leises Geräusch.
„Brian?“, rief ich etwas lauter und folgte meiner Vermutung zum Ende des Flures. Ich klopfte an die beigefarbene Holztür. Sie zu öffnen bereitete mir heftige Gänsehaut, denn sie knarzte ohrenbetäubend laut. Eigentlich ganz praktisch, denn so konnte sich niemand unbemerkt im Haus bewegen. Ich spähte durch den Türspalt und erhaschte einen Blick auf einen flimmernden, klobigen Fernseher, uralte, wuchtige Möbel und Elchköpfe an den Wänden.
„Hallo?“ Vorsichtig trat ich ein. Auf dem kleinen, kackbraunen Fliesentisch stand eine Flasche Whiskey, ein halbvolles Glas daneben. Die Flüssigkeit schimmerte leicht golden. „Is ja komisch!“, murmelte ich und beugte mich neugierig über das

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