In deiner Hand
Glas.
Ich dachte Vampire trinken nur Blut?
Über mir klirrte etwas leise. Mit angehaltenem Atem lauschte ich, ehe ich aus dem Zimmer schlüpfte und zurück in den Flur ging.
„Brian? Ich weiß dass du das bist!“, grummelte ich verstimmt und blieb vor der Treppe stehen. Eine Hand ruhte bereits auf dem Geländer als ein ungutes Gefühl von mir Besitz ergriff, wie eine Vorahnung. „Ist alles okay da oben?“ Mein Herz flatterte nervös sobald ich die erste Stufe betrat. Mit jedem weiteren Schritt raste mein Puls, mir wurde schwindelig. „Scheiß Fusel!“ Ich sammelte mich kurz, atmete tief durch die Nase ein und erklomm die restlichen Treppenstufen. Oben angekommen erwarteten mich drei verschlossene Türen. Eine links und rechts von mir und die letzte ganz am Ende des Flurs. Auch hier oben hatte jemand mit dem Geschmack einer Kuh die Wände tapeziert. Kein Wunder dass Gadget in der Schule nur brüllte. Bei diesen dunklen, deprimierenden Farben würde jeder irgendwann durchdrehen.
Kein Geräusch drang aus den drei Zimmern. Auf meinen letzten Ruf hatte er auch nicht reagiert und das merkwürdige Gefühl nagte wie eine Ratte hinter meinen Ohren. Meine Kopfhaut kribbelte eigenartig. Hoffentlich war ich im richtigen Haus! Nicht auszudenken, wenn mir ganz plötzlich ein gestörter Psychopath mit einer Gartenschere gegenüberstand! Deshalb beschloss ich, kein Wort mehr zu verlieren und schlich mich zur ersten Tür. Der Raum dahinter entpuppte sich als knallvolle Rumpelkammer mit vergilbten Schrubbern, ausgeblichenen Putzlumpen und jede Menge klebriger Reinigungsmittelflaschen. Alles mit einer dicken Staubschicht überzogen. Allmählich wurde der Verdacht in mir laut, dass Gadget hier überhaupt nicht wohnte. Wer würde schon freiwillig in ein solch hässliches Kabuff ziehen? Außerdem passte das Ganze überhaupt nicht zu dem Typen mit dem geilen Schlitten. Ich schlich zum nächsten Zimmer und hoffte, niemanden dahinter vorzufinden. Mir war vom herum schleichen schon speiübel und ich hatte Angst, Gadget bei irgendetwas zu überraschen, wobei er sehr viel lieber allein gewesen wäre.
Da fielen mir so ganz spontan zwei Milliarden Möglichkeiten ein. Eine davon trieb mir das Blut in die Wangen. Doch davon nicht genug! Sobald ich die zweite Tür aufgestoßen hatte, glühte mein Gesicht wie eine ausgereifte Tomate. Der himmlische Duft eines Mannes schlug mir mit voller Wucht entgegen, hüllte mich ein und ließ mich unweigerlich ein paar Schritten in das dunkle Zimmer taumeln, das von einem riesigen Himmelbett mit pechschwarzer Satinbettwäsche dominiert wurde. Beim bloßen Anblick der zerwühlten Decke wurde mir heiß. Zum Glück war von dem Mann nichts zu sehen. Trotzdem kam ich nicht umhin, mir vorzustellen wie er, spärlich in den glänzenden Stoff gehüllt, da lag und mich aus halb geschlossenen Lidern musterte.
Ruckartig wich ich zurück und knallte die Tür wieder zu. Das war definitiv nichts, was jemandem wie mir durch den Kopf gehen sollte! Zutiefst beunruhigt beschloss ich, das letzte Zimmer einfach zu ignorieren. Vermutlich war es das Badezimmer und höchstwahrscheinlich war Gadget da drinnen! Nackt! Oder auch nur halbnackt! Oder was auch immer. Ich wollte es gar nicht mehr wissen!
„Ich sollte wirklich nicht hier sein“, wimmerte ich leise und schlich wieder zur Treppe. Hinter der letzten Tür klirrte es wieder leise. So als habe jemand einen Schlüssel fallen gelassen. Kurz darauf ertönte ein leises Stöhnen. Zeit, die Biege zu machen! Das beunruhigende Gefühl wuchs mit jedem Schritt, mit dem ich mich von der Tür entfernte. An der Treppe angekommen, warf ich einen zweifelnden Blick zurück.
„Brian?“, rief ich laut. Keine Reaktion! „BRIAN?“
Es war wie diese typische Szene in Horrorfilmen! Immer saß ich vor der Glotze und fluchte ausgelassen über die gehirnamputierten Idioten, die den merkwürdigen Geräuschen nachgingen, anstatt das Weite zu suchen! Dabei wusste wirklich jeder, dass in den Schatten jemand mit einer Kettensäge lauerte. Nun, dieses Mal war ich der Idiot, der entschlossenen Schrittes und mit geballten Fäusten auf den verschlossenen Raum zutrat. Ohne groß darüber nachzudenken trat ich die Tür actionheldmäßig ein. Sie flog auf und knallte wieder zu. Doch die zwei Sekunden genügten völlig, um mich geschockt nach Luft schnappen zu lassen. Sofort sprang ich vor, stieß die Tür erneut auf. Unfähig auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, stand ich mit aufgerissenen Augen
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