In deiner Hand
die Knie, krallte seine Hände fest in sein dunkles Haar und stieß einen ohrenbetäubenden Schrei aus. Reglos sank er auf dem Teppich zusammen. Mir fehlte der Mut etwas beruhigendes zu sagen, aus Angst, nicht die richtigen Worte zu treffen. „Ich bekomme diese verdammten Bilder einfach nicht mehr aus meinem Kopf“, wisperte er nach minutenlangem Schweigen und zerrte wieder an seinen Haaren. „Er hat dir so wehgetan!“
Geräuschlos schlüpfte ich aus seinem Bett und tapste auf den zusammen gekauerten Mann zu, der sich auf dem Boden vor einem schweren Kleiderschrank mit blinden Spiegeln zusammengerollt hatte. Mir fehlten die Worte, also ging ich einfach neben ihm in die Knie und berührte seine Schulter. Mein Hals war wie zugeschnürt, dabei wollte ich ihm so gern einen Teil seiner Last abnehmen, wollte ihm zeigen, dass das Leben weiterging und man nicht einfach den Kopf in den Sand stecken durfte. Aber nichts davon kam mir über die Lippen. An Stelle dessen strich ich mit meiner Hand einfach über seine Schulter, den Oberarm und wieder zurück.
„Es tut mir so entsetzlich Leid, Verry“, flüsterte er matt. „Ich würde alles tun, um es rückgängig machen zu können!“ „Dann lösch es!“, flüsterte ich. Gadget rollte sich auf den Rücken und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Der Gedanke war mir ganz spontan gekommen und ich hegte keine Zweifel daran, dass Gadget in der Lage war, ein solches Unterfangen zu ermöglichen.
„Es ist zu lange her! Ich könnte deinem Gedächtnis schaden!“
„Versuch es!“, drängte ich und griff nach seiner Hand. „Bitte!“ Die Vorstellung, jegliche Erinnerungen an diese Nacht zu verlieren, ließ mein Herz schneller hüpfen. „Nur einen Versuch, Brian. Es würde so vieles erleichtern!“
Er musterte mich unschlüssig, kam aber wohl zu der Entscheidung, das es nicht schaden konnte, es einfach zu probieren. Vielleicht tat ihm dieser Eingriff ebenfalls gut? Vielleicht litt er nicht so sehr darunter, wenn er wusste, dass ich mich an nichts von alldem erinnerte? Vielleicht! Sicher war ich mir nicht und ich wusste auch, dass diese Aktion schon wieder purer Egoismus war. Dabei sollte ich ihn in jedweder Art Mut machen und nicht ständig dafür sorgen, dass es nur mir gut ging! Trotzdem, die Versuchung war einfach zu stark! Danach würde ich mich um ihn kümmern, ihn irgendwie aufbauen. Mir würde schon etwas einfallen! Er nickte und setzte sich auf. Selbst so überragte er mich um einen ganzen Kopf und ich musste an ihm hoch sehen.
„So etwas habe ich noch nie gemacht! Wenn du irgendwelche Schmerzen verspürst …“
„Es wird schon funktionieren!“ Ich lächelte zuversichtlich und senkte den Kopf, damit er die Hand darauf legen konnte. „Ich brauche dafür … intensiveren Kontakt“, murmelte er. „Wenn du das nicht willst …“
„Doch! Auf jeden Fall!“ Wieder schoss mir das Blut in den Schädel. Warum musste ich in seiner Gegenwart nur dauernd erröten? Das war so dermaßen lästig! „Ich … ich meine …“
Kommentarlos drückte Gadget seine Lippen auf meinen Mund. Ich schnappte nach Luft als mich die erste Bilderwelle mit sich riss und klammerte mich an seine Oberarme. Grelle Farben glommen in meinem Schädel auf, als ich seine Zunge spürte. Mit der Konzentration war es sofort vorbei. Hilflos saß ich da und versuchte der Berührung irgendwie aus dem Weg zu gehen, was dazu führte, dass Gadget die Bilder nicht mehr greifen konnte. Er zog sich aus meinem Kopf zurück. „Tut… tut mir leid!“, stammelte ich und wich ihm aus, als er mich ansah. Der Blick auf seine herrlich gewölbten Oberarmmuskeln half mir nicht wirklich dabei, mich zusammenzureißen. Mehrmals holte ich tief Luft und nickte schließlich. „Ich bin so weit!“, verkündete ich eifrig. Zwei Sekunden später hing ich zitternd an seinen Lippen und bekam den Mund überhaupt nicht mehr auf.
„Das hat doch keinen Sinn“, flüsterte er sanft.
„Ich WILL aber!“, grummelte ich, griff ihm ins Genick und zog ihn hart an mich. Unsere Zähne knallten gegeneinander und meine Unterlippe platzte auf. Gadget streckte einfach die Zunge aus und leckte den Blutstropfen weg. Dann noch einen. Bis er sich so weit vorbeugte, dass er meine Unterlippe in seinen Mund saugte. Das Gefühl war so überwältigend, dass ich mir ein Stöhnen einfach nicht verkneifen konnte. Meine Fingernägel bohrten sich ganz automatisch in sein Genick, als er mich nach hinten drückte, einen Arm fest um meine Taille
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