In deiner Hand
Idiot doch mit Absicht!
„ICH BIN HINGEFALLEN!“, schnauzte ich und hielt ihm fluchend den Duschkopf ins Gesicht. Er sprang vom Klo, kickte das Ding zur Seite und lachte mich aus. Von einem schwerbewaffneten Blutsauger ausgelacht zu werden, wenn man gerade klitschnass in der Badewanne hockte, war noch demütigender als vollgekotzt zu sterben.
„Du bist so ein Vollidiot! Ich hätte sterben können!“, giftete ich und versuchte den Duschkopf wieder in die Gewalt zu bekommen, der gerade wild rotierend das Wasser im gesamten Badezimmer verspritzte. Taylor gluckste noch ein paar Mal, räusperte sich dann und brachte ein wenig glaubwürdiges „Verzeihung!“ zustande.
„Du wärst nicht gestorben“, meinte er dann eine Spur ernster.
„Ach nein? Hast du dir die Blutlache mal angeguckt? Ich hab mindestens zwanzig Liter Blut verloren!“, schnappte ich hitzig. „Meine Klamotten sind vollgesaugt bis oben hin!“
„Deine Heilkräfte …“, begann Taylor und brach erneut mitten im Satz ab. „Ja … du bist jedenfalls nicht tot.“ Ich war Dank der Verbindung zu Erik nicht verblutet! Das hatte er damit sagen wollen. Verfluchte Scheiße!
„Was machst du überhaupt hier?“, lenkte ich vom im Raum hängenden Thema ab. „Oh. Donna bat mich …“
Er wühlte in den Tiefen seiner Manteltaschen und zog schließlich ein ziemlich großes, schmales Päckchen heraus, das mit Herzchenpapier eingewickelt war. „… dir das zu überbringen! Es ist … eine private Angelegenheit.“
„Was ist das?“
Taylor zuckte mit den Schultern. Ich riss neugierig das Papier ab und starrte mit offenem Mund auf einen großen Dildo mit lilafarbener Schleife. Ein Gleitgel mit Blaubeergeschmack lag dabei. Keiner von uns beiden sprach ein Wort. Ich wusste nicht was diese Peinlichkeit noch toppen konnte.
„Du hast das bei Brian liegen lassen!“, murmelte Taylor und kratzte sich am Hinterkopf.
„B…“, mehr bekam ich nicht raus. Wann zum Henker sollte ich denn bei Brian gewesen sein? Taylor und ich sahen uns an und ich wurde rot wie eine Tomate.
„Das eh … muss jetzt ziemlich bescheuert aussehen … was?“
Diesmal war ich diejenige, die künstlich lachte, um irgendwie von der totpeinlichen Situation abzulenken. Dabei hasste ich es, wenn Frauen so etwas machten!
„Er ist nicht gut für dich“, meinte Taylor plötzlich. Ich wedelte mit der Verpackung und grinste.
„Das sehe ich auch so!“ Das Ding würde mir die Gebärmutter aufreißen!
„Ich rede von Brian!“ Taylor zog seine Knarre aus dem Halfter und begann daran herum zu reiben. „Er ist ein schlechter Mensch!“
Ich legte den Dildo zur Seite und musterte sein vernarbtes Gesicht. „Eigentlich interessiert es mich nicht die Bohne …“
„Er hat ihn gewandelt!“, stieß der Wurstkopf hervor. An seinen dunkel schimmernden Augen und den wachsenden Fängen erkannte ich, wie wütend ihn die Erinnerung noch immer machte. „Er hat meinen Bruder vergiftet!“
Ich entschied die Fresse zu halten und starrte unschlüssig auf meine nasse Jeans. Taylors riesige Pranke landete auf dem Wannenrand. Er zitterte vor unterdrückter Wut.
„Sieh mich an!“, knurrte er. „Er hat meinen Bruder getötet! … SIEH MICH AN!“
Seine Hand schoss vor, er griff grob nach meinem Kinn und zwang mich ihm ins Gesicht zu sehen. Seine Augen waren nur noch winzige Schlitze. „Er hat einen unschuldigen Menschen getötet!“
„Ich denke er hat ihn gewandelt?“
„JA!“, blaffte er. „Und damit das Todesurteil meines geliebten Bruders unterschrieben!“
„Okay“, gab ich eingeschüchtert von mir.
Jetzt nur keine blöden Kommentare!
Der würde mir glatt den Unterkiefer rausreißen!
„Ich wollte mich verabschieden …“, murmelte er. „Der Krieg war längst verloren.“
Eine sehr lange Pause entstand, in der man nichts weiter vernahm als meinen Atem. Und dann begann er ohne Aufforderung zu erzählen, fast wie im Fieber. „So viele starben, so viele unnötige Opfer … verlor den Glauben, an Gott, an mein Land … sollte mich Onyx und seinen Leuten anschließen. Wollte mich nur verabschieden … nur verabschieden. Ich wusste nicht, dass er krank war!“
Taylor sah mir direkt in die Augen, aber ich spürte, dass er überhaupt nicht mehr da war.
„Er war so krank … so krank. Kaum noch ein Mensch. Mehr ein Geist. Nur noch Haut und Knochen.“, flüsterte er und begann mit der anderen Hand die Knarre zu umklammern. Er verzog das Gesicht und wirkte in diesem Moment so totunglücklich, dass mein Herz
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