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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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schmerzte.
„Er freute sich so, mich zu sehen, dass ich am Leben war. Gesund. Und er …“ Sekundenlang herrschte Stille. „Ich brauchte es kaum über das Herz, ihm meine Entscheidung mitzuteilen. Er weinte, als ich … als ich ihm Brian vorstellte und ihm erzählte, dass ich mit ihm gehen würde. Er wollte nicht allein sein, jetzt wo er seinen großen Bruder wieder bei sich hatte … Gott, er war gerade erst Acht!“
Oh mein Gott! Brian hatte ein Kind getötet?
„Er wollte mich nicht gehen lassen. Er flehte mich auf Knien an, ihn nicht zurückzulassen. Wie konnte ich ihm diesen Wunsch verwehren? … Also entschieden wir ihn mitzunehmen. Doch Brian und ich wussten, dass er für die lange Reise nach Amerika viel zu schwach war. Brian schlug vor ihn zu heilen … ihn zu wandeln und dadurch zu heilen. Er überzeugte mich … Wir holten Onyx Einverständnis ein. Ich war so hingerissen von der Idee, meinem kleinen Bruder ewiges Leben zu schenken, ihn immer an meiner Seite zu wissen. Zu wissen, dass er nie mehr so leiden würde, immer gesund blieb. Ich war so blind …“ Taylor sprach nicht weiter.
„Was … was ist passiert?“, wisperte ich, völlig gebannt von seiner dunklen, leisen Stimme.
„Ein Tumor hatte sein Gehirn bereits so zerfressen, dass er …“
„Er hat die Verwandlung nicht überlebt?“, half ich ihm vorsichtig auf die Sprünge.
„Doch!“, knurrte er.
„Aber dann … ich verstehe nicht!“, gab ich zu.
„Sein Geist war schon zu vergiftet von dem Tumor … er mutierte.“
„Er … er mutierte?“ Mein Herz schlug mir plötzlich bis zum Hals. Mutierte Blutsauger???
„Er wurde zu einem Viggor!“, erklärte Taylor ganz leise. „Ein Seelenloser, ohne Verstand. Sie sind von Beginn an von der Blutgier beherrscht. Sie Leben um zu überleben. Bestien, die ohne Rücksicht morden.“
„Aber … was … was ist dann passiert?“
Ich wollte es gar nicht wissen! Und ich wollte doch! Mir lief allein bei dem Gedanken an derlei Ungeheuer ein eiskalter Schauer über den Rücken.
„Brian hat ihm …“ Taylor verkrampfte sich. „Er hat ihn enthauptet.“ Vor mir sank der Blutsauger in die Knie, klammerte sich mit seinen großen Händen am Wannenrand fest und begann zu schluchzen wie ein kleiner Junge. Ich fühlte mich elend. Mein Blick fiel auf das rosafarbene Wasser. Der Dildo lag neben meinem rechten Bein im Wasser, so absolut fehl am Platz. Je länger Taylors Zusammenbruch anhielt, desto mieser ging es mir selber. Ich tat, was jeder in meiner Situation gemacht hätte - wenn Taylor ein ganz normaler Mensch gewesen wäre! Beschämt streckte ich die linke Hand nach ihm aus und tätschelte seine massige Schulter. Er zuckte kurz zusammen und zitterte noch heftiger. Ob er meine Berührung wirklich spüren konnte, wusste ich nicht, aber ich ließ die Hand da liegen und streichelte ihn ein wenig. Irgendwann verstummte Taylor und wir schwiegen uns an.
Nach einer ganzen Weile, meine Finger wurden allmählich taub, hob Taylor den Kopf und wischte sich die nicht vergossenen Tränen aus den Augen. Wie es sich wohl anfühlte, nicht mehr weinen zu können? Mir war klar, dass Brian damals richtig gehandelt hatte. Allein die Vorstellung, er hätte Taylors seelenlosen Bruder am Leben und ihn auf die Menschheit losgelassen, bereitete mir Übelkeit. Es war richtig gewesen, ihn zu töten. Aber wie machte man jemandem wie Taylor das klar? Immerhin war das Opfer sein kleiner Bruder gewesen, in dessen Verwandlung Taylor so viel Hoffnung gesteckt hatte. Er liebte ihn noch immer so sehr, dass er nie einsehen würde, dass Brian nicht anders handeln konnte. Das sah ich ganz deutlich.
„Hast du … jemals versucht … zu verstehen?“, fragte ich vorsichtig.
Taylor schwieg weiterhin. Räuspernd fuhr ich fort. „Wäre er am Leben geblieben, er … er hätte vielleicht eure Eltern ermordet!“
„Er hatte sie …“ Taylor würgte und vollendete den Satz nicht.
„Was?“, drängte ich zaghaft lächelnd. Ich bezweifelte, dass er sich oft dazu hinreißen ließ, sich über Vergangenes auszukotzen. Das musste ich einfach nutzen! Es würde ihm sicher viel besser gehen, wenn er endlich begriff, dass Brian kein schlechter Mensch gewesen war! Er wollte im enddefekt ja nur helfen.
„Er hatte sie bereits getötet!“, knurrte Taylor. Verdammt!
„Aber … siehst du! Er hätte noch viel mehr Menschen töten können, wenn Brian ihn nicht aufgehalten hätte!“, versuchte ich auf ihn einzudringen. Ich spielte gerade mit meinem Leben, doch

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