In deiner Hand
wir heute Nacht raus und … zappeln uns den Stress aus dem Leib.“ Kein einziger Vorwurf lag in seinen Worten, er sprach völlig gelassen und doch fühlte ich mich unendlich schuldig. Am liebsten hätte ich mich wieder auf der Couch zusammengerollt und geheult.
„Keiner wird dir diese Entscheidung vorwerfen, Verry.“
Donna kam in den Raum in einem blutroten, hautengen Minikleid, das nur hauchzart unterhalb ihrer Pobacken endete. „Und heute Nacht lassen wir es uns ein bisschen gutgehen. Wir lenken uns ab und haben einfach nur Spaß!“
Ihr gefiel ihre Idee ungemein. Mir nicht!
„Ich soll so tun, als sei alles okay und einfach in irgendeinen Club marschieren und ein bisschen mit dem Arsch wackeln?“ Ihre ebenfalls blutrot geschminkten Lippen kräuselten sich zu einem hinreißenden Lächeln. „Du kannst auch mit deinen Titten wackeln. Hauptsache du amüsierst dich!“
„Das ist doch behämmert! Erik stirbt in weniger als vier Tagen und ihr geht feiern?“
„WIR!“, betonte sie, griff nach meiner Hand und zerrte mich hinter sich her nach oben ins Bad.
Taylor fielen fast die Augen aus dem Kopf, als mich Donna die Treppe runterschubste.
„Jetzt stell dich doch nicht so an!“, meckerte sie und schob mich vor sich her. Taylor stand mit offenem Mund in der Wohnzimmertür und brachte kein Wort heraus.
Genervt sah ich ihn an. „Ein Wort, und ich reiß dir den Arsch auf!“
Da grinste er wie ein Honigkuchenpferd und meinte: „Du siehst unglaublich aus!“
„Natürlich tut sie das!“, kommentierte Donna wie selbstverständlich und kniff mir in den Hintern. „Ich hab sie ja auch eingepackt!“ Wobei „eingepackt“ wirklich nicht das richtige Wort war. Sie hatte mich in eines dieser schwarzen Schlauchkleider gezwängt, das so kurz war, dass es mir bei jedem Schritt in den tödlich hohen Pumps nach oben rutschte und sich anfühlte als würde mein Arsch freiliegen. Es hatte eine heftige Auseinandersetzung gegeben, als sie mir einen Tanga verweigerte. Zum Glück gelang es mir mich durchzusetzen.
„Ich seh aus wie eine Schlampe!“, schmollte ich und zupfte am Saum des Kleides. „Und mein Arsch friert! Wie soll ich in dem Fummel tanzen?“
„Stell dich gefälligst nicht so an! Du siehst hammermäßig aus!“ Donna klatschte begeistert in die Hände. „So! Und jetzt dreh dich für uns Baby!“ Ich kam mir vor wie ein Vollidiot und wäre kein Kerl dabei gewesen der mich bewundernd angesehen hätte, hätte ich keinen einzigen Schritt ins Freie gewagt. Wahrscheinlich kam Taylor aus genau diesem Grund auch mit.
„Warum sind ihre Lippen nicht rot?“, fragte der gerade interessiert und betrachtete die 13 Zentimeter Chihuahuaspieße an meinen Schuhen. „Weil ihr Mund dadurch so süß unschuldig aussieht!“, rief Donna entzückt und schleifte mich über den Vorgarten zu einer schwarzen Limousine. „Die Typen werden ihr zu Füßen liegen!“
„Typen?“, rief ich und donnerte mit dem Schädel gegen das Wagendach. „Was für Typen?“
„Rutsch durch und benimm dich nicht wie ein Kleinkind!“, schnauzte sie.
„Sie scheint die Einzige zu sein, der es scheißegal ist, dass ich noch minderjährig bin!“, murmelte ich Taylor zu und versuchte mich so hinzusetzen, dass man mir nicht direkt zwischen die Beine gucken konnte.
„Keine Sorge. Ich werde da sein und aufpassen!“ Ich schenkte Taylor einen dankbaren Augenaufschlag und versuchte mir meine Nervosität nicht allzusehr anzumerken. Dabei schlug mir das Herz vor Aufregung bis zum Hals. Ich war noch nie tanzen gewesen. In Diskotheken hineinzukommen stellte für mich vermutlich kein Problem dar, aber mir war nie daran gelegen, mich von älteren, betrunkenen Kerlen befummeln zu lassen. Mir reichte das eine Arschloch völlig.
Ganz automatisch griff ich nach Taylors Hand und krallte mich an seinem kleinen Finger fest.
„Lass mich bloß nich mit der allein!“, zischte ich und beobachtete Donna, die ausgelassen zur Musik im Wagen ihre Hüfte schwang und mit den Armen wedelte. So bescheuerte sich das vermutlich las, es sah alles andere als bescheuert aus. Man sah ihr auch so schon den Rhythmus an, den sie in ihrem Blut trug. Und sie sah so unglaublich sexy aus, dass ich mir daneben wie eine billige Kopie vorkam.
„Wir gehen also tanzen“, eröffnete ich langsam und immer nervöser.
„JA!“, strahlte sie über das ganze Gesicht, beugte sich vor und gab mir einen feuchten Kuss auf die Lippen. „Und ich freu mich schon so! Endlich eine Tanzpartnerin nach meinem
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