In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
gierig und clever, und er wollte das, was Magellan besaß. Falsch. Er wollte das, was Magellan besessen hatte. Weil derjenige, der den Talisman aufbrach, gewaltige Kräfte erlangen würde. Zwar war Magellan der Einzige, der das Ritual kannte, doch wenn Rasmus den Talisman erst hätte…
Also hatte Rasmus ihm den Befehl gegeben, den Talisman der Hexe wegzunehmen. Ein Befehl, der ihm eine Menge Spielraum ließ, oder?
Plötzlich merkte er, dass die Hexe ihm gefolgt war, aus welchem Grund auch immer. Misstrauen erwachte in ihm. Dabei wirkte sie so klein und hilflos, wie sie da im Durchgang stand, und weckte verbotene Träume in ihm. Keine Frage, er wollte was von ihr!
» Zur Küche geht’s hier lang«, sagte sie.
» Ich wollte nur etwas nachsehen. Als ich das letzte Mal hier war, habe ich etwas vergessen.« Er fühlte Macht aufblitzen, aber sie kam nicht von der Hexe. Auf seinen Armen zeigte sich Gänsehaut. Das musste der Talisman sein.
Die Hexe schaute ihn jetzt so merkwürdig an. Verdammt. Wusste sie Bescheid?
» Ist Ihnen kalt?«, erkundigte sie sich.
» Nur ein kühler Luftzug. Nehme ich an.«
In ihren schönen grünen Augen lag nicht der geringste Verdacht. Xia schob sich an ihr vorbei, so nah, dass ihre Körper sich streiften. Und schon schweiften seine Gedanken erneut ab.
Dann holte er das Bier und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Carson saß wieder auf der Couch. Er setzte sich neben sie, näher als zuvor. Sie sah ihn an, ein wenig abwesend.
Xia öffnete den Verschluss mit dem Daumen und reichte ihr die Flasche, dann schnippte er den Kronkorken der anderen Flasche weg, dass er fast anderthalb Meter durch die Luft flog. Das Bier war eiskalt.
Carson griff nach der Wii-Fernbedienung, und während sie abgelenkt war, ließ Xia die Magie, die sie ausströmte, in sich einsickern. Sie bemerkte nicht einmal, was er tat. Sein Magen schlug einen Purzelbaum. Es war schön. Und diesmal war Rasmus nicht in der Nähe, um ihm den Spaß zu verderben.
Nun ja, er verspürte einen leichten Druck, weil er seinen Auftrag noch nicht erledigt hatte, doch damit konnte er fertigwerden. Viel mehr machte ihm die Hexe zu schaffen. Kein Wunder, dass Nikodemus sie in sein Haus geholt hatte. Xia ließ weiterhin ihre Magie auf sich wirken. Wenn er nicht schon versklavt wäre, wäre er jetzt in ernsthaften Schwierigkeiten.
Er nahm ihr die Fernbedienung weg und legte ihr die Hände auf die Schultern. Carsons Blick verschwamm, ganz leicht, wie es stets geschah, wenn ein Dämon einem Menschen so nah kam. Er beugte sich weiter vor und konnte sich nicht entscheiden, was er sich als Erstes nehmen wollte: ihren Geist oder ihren Körper. Er konnte hören, wie ihr Herz pochte, konnte die Furcht in ihr spüren. Sie würde ihm nicht viel Widerstand entgegensetzen.
» Nein«, sagte sie, und in ihrem Blick lag mehr Wachsamkeit, als Xia erwartet hatte.
» O doch«, erwiderte er leise, und seine Stimme klang gleichzeitig beruhigend und verführerisch. » Sie sind so hübsch, Carson.« Verdammt noch mal, und ob sie das ist!, dachte er. » Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum Nikodemus Sie hier allein lässt.«
» Ein Freund von ihm hat Probleme«, antwortete sie.
Xia bewegte sich, und Carson rutschte von ihm weg. Er suchte nach einer Möglichkeit, in ihr Bewusstsein einzudringen, doch er entdeckte keine.
» Lassen Sie das«, sagte sie und schob seine Hände weg. » Entweder hören Sie damit auf, oder Sie gehen.«
» ’tschuldigung. Soll nicht wieder vorkommen.« Verdammt, sie verfügte über eine echt starke Verteidigung. So eingeschränkt, wie Rasmus behauptet hatte, waren ihre Fähigkeiten offensichtlich doch nicht! Er spürte genug Magie in ihr, mit der sie Rasmus fertigmachen könnte, ohne sich sonderlich anstrengen zu müssen.
Carson lächelte ihn an. » Woher kennen Sie Nikodemus eigentlich?«
» Machen Sie Witze?« Er griff nach seinem Bier und nahm einen tiefen Zug. » Jeder kennt Nikodemus.«
» Na gut. Und womit verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt?«
Er hasste Konversation, ihm würde übel von diesem höflichen Blabla. » Was, zum Teufel, soll das?«, sagte er grob. » Womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene? Was glauben Sie denn?«
Der sanfte Ausdruck verschwand aus ihren Augen, und Xia setzte sich aufrecht hin, hob die Hände. Jetzt war deutlich zu merken, dass sie eine Hexe war.
» Ich weiß es nicht«, erwiderte sie. Ihre Magie strahlte plötzlich so stark, dass er fürchtete, sein Kopf würde platzen. »
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