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In den Haenden des Eroberers

In den Haenden des Eroberers

Titel: In den Haenden des Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terri Brisbin
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zornentbrannten Mann von vorhin, sondern den Giles, an den sie sich allmählich gewöhnte.
    „Nun, Mylady.“ Hörbar atmete er durch. „Wollt Ihr also nun die Wahrheit über den Mann erfahren, den Ihr geheiratet habt?“

10. KAPITEL
    G iles sah Fayth an. Sie schien über vieles unschlüssig, ihr Gesicht war noch immer blass, und in ihren Augen stand nach wie vor Furcht. Und zu Recht – denn als sie ihn vorhin in der Halle beleidigt hatte, war es um seine Beherrschung beinahe geschehen gewesen. Wäre Brice nicht eingeschritten, so hätte Giles sich vielleicht zu etwas hinreißen lassen, das er nie wieder hätte gutmachen können.
    Giles hatte nie die Hand gegen eine Frau oder einen Bediensteten erhoben, wobei er selbst allerdings innige Bekanntschaft mit dieser Form der Züchtigung gemacht hatte. Wenn erforderlich, schreckte er vor einer mündlichen Maßregelung keineswegs zurück, aber er tat es nie im Zorn. Nun, da er versuchte, die Sache ruhig und vernünftig zu betrachten, fragte er sich, was an Fayth ihn so oft dazu brachte, die Kontrolle über sich zu verlieren – so wie heute, als er sich der Wut ergab, oder so wie am vergangenen Abend und in ihrer Hochzeitsnacht, als die Leidenschaft ihn mit sich fortriss. Alle Entschlüsse, die Giles nüchtern traf, waren dahin, sobald er des Nachts diese Frau in seinem Bett sah.
    „Brice hat mir erklärt, dass ich Euch schlecht einer Beleidigung bezichtigen kann, wenn Ihr gar nicht wisst, dass Ihr eine solche ausgesprochen habt“, setzte Giles an.
    „Schon dass ich Anschuldigungen erhoben habe, war beleidigend genug, Mylord“, erwiderte Fayth. „Den meisten Männern hätte dies genügt, um zuzuschlagen.“ Sie sah ihn an und seufzte. In ihren Augen standen Tränen. „Seit Tagen habe ich das Gefühl, als wandelte ich durch einen Albtraum, in dem ich jede Kontrolle verloren habe und nichts mehr richtig mache.“
    Ahnte Fayth, dass es ihm genauso ging? Obwohl Giles den Verdacht hatte, dass seine eigene Selbstbeherrschung ihm oftmals dadurch entglitt, dass er sich von Fayth so stark angezogen fühlte.
    „Ich denke“, sagte Giles, „dass Eure Angst vor allem daher rührt, dass Ihr nicht wisst, was außerhalb der Burgmauern vor sich geht. Über England ist der Wandel hereingebrochen, und er verschont niemanden.“
    „Ihr allerdings scheint ihn willkommen zu heißen, Mylord“, wandte Fayth ein. Sie beugte sich vor und begegnete Giles’ Blick.
    „Ja, aber er gereicht mir auch mehr zum Vorteil als so manch anderem“, erwiderte ihr Gemahl. „Für Euch und Euer Volk dagegen, Mylady, bedeutet er vor allem einen Nachteil.“
    „Vater Henry hat mir nahegelegt, Euren Rat einzuholen, Mylord. Aber wird die Wahrheit, die Ihr mir zu sagen habt, meine Ängste zerstreuen oder mehren?“
    Giles erhob sich und schritt auf und ab. „Ehrlich gesagt weiß ich nicht so recht, ob das, was ich Euch mitzuteilen habe, die Lage zwischen uns entspannen oder verhärten wird, Mylady.“ Er sah den Schatten eines Zweifels über ihr Gesicht huschen. Vater Henry hatte Giles erzählt, dass Fayth die innere Stärke ihrer Mutter geerbt habe, und so wartete er, bis diese Kraft erneut Besitz von ihr ergriff.
    Fayth atmete tief ein und nickte. „Dann sagt mir also die Wahrheit, Mylord.“
    „Ich bin nicht adeliger Abstammung“, erklärte Giles, „sondern von niederer Geburt. Mein Vater ist ein Vicomte, meine Mutter aber war nur Weberin auf einem der Güter meines Vaters.“
    „Deshalb also nehmt Ihr Euch bei Tisch immer selbst?“, fragte Fayth.
    „Jawohl. Ein Bastard steht in der Welt recht allein da, und selbst Bedienstete schauen ihn schief an, wenn er ihnen Anweisungen erteilt.“
    „Und daher habt Ihr keinen Kammerdiener?“
    „Richtig. Ein Ritter kann für sich selbst sorgen und braucht nur jemanden, der sich um seine Rüstung und sein Pferd kümmert.“
    „Weshalb es Euch so unangenehm ist, auf Schritt und Tritt beobachtet zu werden“, ging Fayth auf.
    „Ich wusste gar nicht, dass Ihr so scharfsichtig seid, Mylady.“ Oder war er derart durchschaubar? Wieder begann Giles, auf und ab zu schreiten.
    „Erst gestern Abend ist es mir aufgefallen, Mylord. Deshalb bin ich aufgestanden, um Euch den Wein einzuschenken“, sagte Fayth.
    Sie errötete – zweifellos weil sie daran dachte, wohin die Sache mit dem Wein geführt hatte. Aber dieses Thema würde Giles hier und jetzt nicht aufgreifen.
    „All den Prunk und das feierliche Gehabe, das einen Lord umgibt, kenne ich nur aus der

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