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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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morgen noch mal«, knurrte Thorwaldsen. »Sie sehen doch, in welchem Zustand Corinna ist.«
    »Die Injektionen werden ihr guttun.«
    »Ihr Ärzte mit euren Spritzen! Ihr müßtet eigentlich den Erfinder der Spritzennadel heiligsprechen lassen!« Thorwaldsen stellte sich vor das Zelt, in das sie Corinna getragen hatten, als müsse er Ehrenwache halten. »Ich sage Ihnen eins, Malanga: Ich wehre mich weiterzuziehen, ehe Corinna nicht selbst laufen kann und fieberfrei ist. Ist das klar?«
    »Ganz klar.« Malangas Gesicht zeigte keinerlei Regung. »Sie wird morgen fieberfrei sein.«
    Thorwaldsen winkte mit beiden Händen ab. »Sie machen leere Versprechungen wie ein Meteorologe!« sagte er bissig. »Wir bleiben hier, bis – zum Teufel noch mal – Corinna selbst entscheiden kann, wohin es geht.«
    »Das hat sie schon. Sie hat sich mir anvertraut.«
    »Dann hatte sie damals schon Fieber!« bellte Thorwaldsen.
    Schulterzuckend wandte sich Malanga ab, ging zum Landrover und packte die Kochkiste aus. Aber sein Gleichmut war nur Maske. Innerlich bebte er vor Erregung.
    Dort in den Sümpfen, irgendwo in der wogenden Weite des Schilfs, liegt mein Volk, dachte er. Dort werde ich Robert und Gisela Sander ihrer Schwester Corinna wiedergeben und mir damit ihr Herz erkaufen. O mein Gott, es wird keinen glücklicheren Menschen mehr unter der Sonne geben.
    Am nächsten Morgen – Corinna schlief noch – gingen Malanga und Thorwaldsen gemeinsam auf die Jagd. Einträchtig, wie Freunde, tauchten sie nebeneinander unter im hohen Gras.
    Eine ganze Weile gingen sie gemeinsam über die Savanne, benutzten einen alten Elefantenpfad und kamen an einen schmalen Fluß. Er war seicht, mit verschilften Ufern und von Sandbänken durchsetzt. Auf diesen lagen, riesigen grauen Steinen gleich, Flußpferde in der Morgensonne und hoben nicht einmal die mächtigen Schädel, als Thorwaldsen und Malanga durch das Schilf brachen. Plötzlich blieb Malanga stehen, so abrupt, daß Thorwaldsen, der hinter ihm ging, gegen ihn prallte.
    »Hoppla!« sagte er und riß das Gewehr herunter. »Ist etwas?«
    »Sie lieben Corinna, Sir?« fragte Malanga hart. Thorwaldsen war überrumpelt. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Ich muß es wissen, Sir.«
    »Blödsinn!« Thorwaldsen winkte ab. »Und wenn … so etwas bespreche ich mit Ihnen nicht im Schilf.«
    »Gerade hier, Sir.« Die Augen Malangas waren hart und glänzend. Und plötzlich verstand Thorwaldsen. Ganz langsam zog er das in der Hand herunterhängende Gewehr hoch.
    »Lassen Sie das.« Malangas Stimme war schneidend und zuckte über Thorwaldsen wie eine Peitsche. »Ich habe kein Interesse daran, Sie auf diese Art auszuschalten. Warum sollte ich Sie töten? Ich möchte nur Klarheit.«
    »Mit anderen Worten: Sie lieben Corinna!«
    »Ja.«
    Thorwaldsen war einen Augenblick verblüfft über diese klare Antwort. Dann lachte er, laut und dröhnend. Malanga unterbrach ihn nicht, nur sein Blick wurde kälter. Dieses Lachen war eine Beleidigung, das wußte er. Jeder Ton war ein Schlag, jedes Glucksen eine Verachtung: Was bildest du dir ein, schwarzer Kerl? Corinna lieben? Du? Ein Neger? Zum Lachen ist das ja … zum Lachen …
    Nach einer Weile unterbrach Thorwaldsen seine angreifende Fröhlichkeit. Er musterte Malanga wie einen Geisteskranken.
    »Weiß es Corinna schon?«
    »Nein.«
    »Dann wird es Zeit, daß Sie es ihr sagen. Mein Gott, wie kann man nur so dämlich sein!« Thorwaldsen faßte sich an den Kopf. »Schwarze ermorden ihre Eltern, schleppen die Geschwister weg, brennen die Farm nieder – und Sie lieben sie.«
    »Ich habe mit diesen Greueln nichts zu tun, Sir.«
    »Aber Sie haben eine schwarze Haut, verdammt noch mal!« schrie Thorwaldsen. Über das Gesicht Malangas zuckte es, aber er stand steif und unbeweglich am Flußufer und starrte über das in der Morgensonne spiegelnde Wasser. Gegenüber traten zierliche Impalas aus dem Schilf zur Tränke. Einer der grauen Flußpferdkolosse wälzte sich von der Sandbank und verschwand schnaufend im Wasser.
    »Ich konnte es nicht ändern, mit dieser Haut geboren zu werden«, sagte Malanga gepreßt. »Aber ich fühle mich als Mensch wie Sie, Sir. Mein Blut hat die gleiche Zusammensetzung wie Ihres, mein Gehirn den gleichen anatomischen Aufbau, mein Herz den gleichen Herzschlag.«
    Thorwaldsen verzog den Mund. »Alles schön und gut, aber sehen Sie sich einmal im Spiegel an und denken Sie an die Schönheit Corinnas … Himmel, das ist ja absurd!«
    »Das sagen Sie!«

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