Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
hockte Malanga und rieb sich beide Beine.
    »Wir müssen unsere Jagd wieder verschieben!« sagte Malanga, als er Thorwaldsens Schädel am Grubenrand sah. »An alles habe ich gedacht, nur nicht daran, daß hier eine Nashorn-Fanggrube sein könnte. Die Bwambas müssen sie angelegt haben, bevor sie in den Freiheitskrieg zogen.« Malanga richtete sich auf. Die Wände der Grube waren senkrecht und glatt. Wer hier unten gefangensaß, kam aus eigener Kraft nicht wieder an die Oberfläche. Der Boden war hart, von der Sonne wie betoniert. »Wenn Sie Ihr Hemd in Streifen reißen und sie zusammenknüpfen, können Sie mich herausziehen. Das ist am einfachsten.«
    Thorwaldsen legte sich an den Rand der Fallgrube. »Sind Sie verletzt?« fragte er hinunter.
    »Nein. Nur die Beine sind aufgeschlagen. Wie in einem Fahrstuhl fuhr ich abwärts, nur nicht so bequem.«
    Thorwaldsen nickte. Über sein Gesicht zog ein hartes Lächeln. Das Schicksal hat entschieden, noch vor sieben Uhr, dachte er. Man soll das Schicksal nicht an seinen Entschlüssen hindern, vor allem, wenn das Leben daran hängt.
    »Hören Sie mal, Malanga«, sagte er ganz ruhig und blickte auf den etwas gekrümmten Mann inmitten der eingestürzten Fanggruben-Tarnung. »In genau sieben Minuten hätten wir uns abgeknallt. Entweder Sie mich oder ich bei einigem Glück Sie. Mitleid hätten wir nicht mehr gekannt. Das alles ist nun nicht mehr nötig. Das Schicksal hat gegen Sie entschieden, Doc. Sie fuhren in die Grube, und ich meine, das ist die beste Lösung für uns alle. Ordnen wir uns dem Gesetz der Savanne unter.«
    »Sir!« Malanga hatte sich aufgerichtet. Er lehnte an der glatten Wand und starrte hinauf zu Thorwaldsen, der sich erhoben hatte. »Seien Sie human, erschießen Sie mich wenigstens.«
    »Das kann ich nicht, Doc.« Thorwaldsen warf das Gewehr an dem Riemen über den Rücken. »Sie sind wehrlos. Aber wenn der Durst zu stark wird, wenn Sie merken, der Wahnsinn kommt, dann nehmen Sie den Gewehrlauf zwischen die Zähne … es ist besser so.«
    »Mein Gewehr ist oben. Als ich herunterfiel, flog es weg ins Schilf.«
    »Ich hole es Ihnen.« Thorwaldsen umkreiste suchend die Grube. Nach einigen Minuten fand er Malangas Büchse … sie stak mit dem Lauf in der Erde. Er riß sie heraus, trat an die Grube und warf die Waffe hinunter. Dabei trat er nicht mehr an den Rand, sondern blieb einen Meter von ihm stehen. Er wußte, daß Malanga sofort schießen würde, wenn er sich jetzt zeigte.
    »Ich danke Ihnen!« tönte Malangas Stimme aus der Tiefe der Grube. »Ich gebe noch nicht auf, Sir. Vielleicht sehen wir uns doch noch wieder.«
    »In einer Stunde wird es glühend heiß, in vier Stunden brennt Ihre Mundhöhle, nach sechs Stunden kocht Ihr Gehirn …« Thorwaldsen wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. Die Vorstellung, was Malanga drunten in der Grube erwartete, war grauenhaft. Aber die eigene Chance, jetzt überleben zu können, wog schwerer als jedes Entsetzen oder jegliches Mitleid. »Ich werde Corinna sagen, Sie seien plötzlich verschwunden …«
    Er wartete auf eine Antwort, aber aus der Grube kam nur Schweigen. Da wandte er sich ab, kämpfte sich durch den Schilfwald wieder zum freien Ufer und lauschte noch einmal zurück.
    Wenn er klug ist, macht er sofort Schluß, dachte Thorwaldsen. Aus der Grube kommt er nicht mehr heraus, das weiß er selbst.
    Er blieb noch einige Minuten stehen und wartete auf den Schuß. Dann kniff er die Lippen zusammen, senkte den Kopf und ging weiter in die Savanne hinein.
    In eineinhalb Tagen kann ich mit Corinna in Fort Portal sein, dachte er. Sie wird in einem Krankenhaus liegen, in einem weißbezogenen Bett, mit modernsten Mitteln wird man sie behandeln. Und alles das hier wird dann nicht viel mehr sein als ein geträumter Spuk.
    Ja, und Afrika werde ich verlassen, zusammen mit Corinna. Ihre Liebe ist es wert, meine andere Liebe Afrika zu vergessen.
    Der Weg war frei für Hendrik Thorwaldsen.
    Malanga hatte sich gegen die glatte Wand der Grube gelehnt und überdachte in aller Ruhe seine verzweifelte Lage.
    Die unmenschliche Haltung Thorwaldsens verstand er; in umgekehrter Lage hätte er vielleicht ebenso gehandelt. Nun gab es nur noch einen Gedanken: Wie konnte man aus diesem runden Grab herauskommen, solange der Körper noch die nötige Kraft aufbrachte, gegen Hitze, Durst und die drei Meter hohe Erdwand anzukämpfen.
    Malanga hieb mit der Faust gegen die Wand. Der trockene steinharte Boden bröckelte etwas ab. Es war

Weitere Kostenlose Bücher