In der Arena von Antares
Angriffsfahrt eines Ruderers über das Meer, die Erschütterung des Rammstoßes, die überschäumende Freude des Enterns, die Erfolge des Rot von Sanurkazz über das verhaßte Grün Magdags. Und in meinen Fäusten, am besonders ausgewogenen Krozairgriff gehalten, ein großes Langschwert!
Ich marschierte in die Arena, und das in dem Moment losbrechende Gebrüll überstieg alles bisher Erlebte. Die Menge raste förmlich. Die Königin hatte angeordnet, daß dieser junge Bursche zum Vergnügen aller abgeschlachtet werden sollte – und der Kampf eines Menschen gegen einen Leem war ein seltener und erregender Anblick. Außerdem war der Eintritt frei!
Aus meiner Erfahrung als Kaidur wußte ich, in welchen Gehegen die wilden Tiere bereitgehalten wurden. Allerdings hatte ich seit einiger Zeit nicht mehr gegen Ungeheuer gekämpft, denn die Kaidurs wurden nur für die wichtigeren Kämpfe gegen gleichstarke Gegner eingesetzt. Ich stapfte also gemessenen Schritts in die Arena, und ich muß dabei ziemlich einsam ausgesehen haben – ein einzelner Mann, der in dem riesigen Amphitheater wie ein winziges Insekt wirkte.
Das tierische Brüllen der Menge mußte ich aus meinem Bewußtsein verdrängen und nur darauf achten, ob es mir etwa die Freilassung des Leem hinter mir anzeigte. Ich spürte den Sand unter den Füßen – gütiger Gott, ich spüre ihn noch heute! Die Sonnen wärmten mir den Rücken. Ich hielt das Langschwert mit der linken Hand, unterhalb des Knaufs, in lockerem Griff; die Klinge lag auf meiner Schulter. Der Menge gefiel der Anblick der gewaltigen Klinge; sie hatte eine solche Waffe noch nie gesehen. Die Menschen hier waren an den geraden Thraxter gewöhnt, der gegen ein Krozair-Langschwert wie ein Messerchen anmutet. Das Langschwert war keine Waffe für einen Mann, der damit nicht umgehen konnte. Ein Kaidur mochte sich damit anfreunden; aber für ein großes Jikai mußte man schon Krozair sein!
Das Geschrei der Menge erreichte eine unglaubliche Lautstärke – und ließ plötzlich nach. Und da wußte ich, daß man den Leem freigelassen hatte. Ich drehte mich langsam um – die raffinierten Regisseure der Veranstaltung hatten natürlich gewartet, bis ich den Gehegen den Rücken zudrehte. Vielleicht meinten sie mir damit eine Gnade zu erweisen – sie dachten wohl, der Kampf wäre vorbei, ehe ich mich umdrehen konnte, auch wenn sie damit Königin Fahias Unwillen riskierten.
Trotz der kurzen Zeit hatte ich Gelegenheit gehabt, mir das Schwert anzusehen. Es war eine Klinge von vorzüglicher Qualität. In sauberen Buchstaben war ein Name eingeschlagen – der hier nicht von Bedeutung ist –, gefolgt von den Lettern KRZY. Ich wußte also, daß ich die beste Waffe in den Händen hielt, die ich überhaupt einsetzen konnte.
Es war nicht ausgeschlossen, daß die Königin sich einen weiteren grausamen Scherz mit mir erlaubte und etwa einen Volleem oder andere Flugmonster gegen mich schickte. Aber das Ungeheuer, das geduckt und mit zuckendem Schweif auf mich zukroch, war ein ganz normaler Leem, wie ich ihn aus meiner Zeit bei den Klansleuten von Segesthes kannte. Ein Leem ist ein achtbeiniges, katzengleiches Raubtier, sehr bösartig und tückisch, mit einem keilförmigen Kopf, dessen Fangzähne durch Eichenholz zu dringen vermögen. Es hat die Gestalt eines Wiesels, doch die Größe eines Leoparden. Seine Klauen vermögen den Kopf eines Menschen mühelos einzuschlagen.
Mein Leem war ein herrliches Exemplar mit ockerfarbenem Pelz, schwarzen Pranken und einem schwarzen Schwanzbüschel – eine ungewöhnliche Färbung. Dieses Tier war für einen großen Kampf aufgespart worden, und die Menge wußte, daß Königin Fahia den Leem nur gegen jemand schicken würde, den sie in winzige Stücke reißen lassen wollte.
Ich halte mich eigentlich nicht für einen sonderlich abergläubischen Menschen. Doch als ich im Zurückweichen eine Stelle im Sand erblickte, die nicht gut geharkt worden war, als ich die Unebenheit des Sandes bemerkte, blieb ich stehen. Die Sklaven, die nach jedem Kampf die Arena säubern mußten, hatten es wohl sehr eilig gehabt. Und die Arena war groß. Ich trat in den Sand. Mit dem ersten Tritt legte ich den Griff eines abgebrochenen Thraxters frei. Ich runzelte die Stirn. An dieser Stelle durfte ich mich nicht in den Kampf verwickeln lassen – ich mußte voll beweglich sein. Wieder scharrte ich mit dem Fuß über den Boden. Ein Stück rotes Tuch zeigte sich.
Und wieder stellte ich mir die Frage, ob hier die
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