In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall
niemand krank wird!«
»Die Kleine hat eine Menge Kummer«, sagte Danny einfach.
»Sie braucht niemanden, der sie von der Tür weist. Sie soll alleine darüber nachdenken. Sie ist vernünftig. Sie wird ihren Vater nicht im Stich lassen.« Beide Smiths saßen eine Weile schweigend da.
»Es wird noch mehr Ärger drüben auf der Farm geben, Danny«, sagte Zilpah schließlich leise.
»Ich spüre es in den Knochen. Pass gut auf dich auf, wenn du bei Hugh arbeitest.« Danny nahm eine Dose aus seinem rasch kleiner werdenden Vorrat und reichte sie seiner Frau.
»Hier, das muntert dich ein wenig auf. Die Dinge werden schon wieder in Ordnung kommen.« Sie nahm die Dose, doch sie schüttelte den Kopf, dass ihre langen Ohrringe heftig baumelten.
»Sie werden erst in Ordnung kommen, wenn noch eine ganze Menge mehr schief gegangen ist. Darauf kannst du dich verlassen, Daniel Smith!«
Als Meredith an jenem Abend von ihrem Besuch bei Jane zurückkehrte, war es bereits dunkel geworden. Ein Wagen parkte vor ihrem Haus, und ein Mann saß darin. Sowohl Wagen als auch die sitzende Gestalt waren ihr vertraut. Sie beugte sich herab und klopfte an das Fenster.
»Warum bist du nicht reingegangen? Du hast doch deinen
Schlüssel noch, oder?«
»Ich bin noch nicht lange hier. Du warst nicht da, und ich habe überlegt, was ich mache.« Alan stieg aus dem Wagen. Sie fragte sich, ob er log, und der Gedanke beunruhigte sie. Sie hatten einander nie angelogen. Sie für ihren Teil jedenfalls. Sie war überzeugt, dass für ihn das Gleiche galt. Doch Lügen kamen in allen Gestalten und Formen daher. Kleine Notlügen, Lügen, die als Höflichkeit formuliert waren, um Verlegenheiten zu vermeiden oder dass jemand anders verletzt wurde. Sie ging voran ins Haus, schaltete das Licht ein und sprach im Gehen über die Schulter:
»Ich war heute Nachmittag drüben bei Jane Brady. Sie ist Tammy Franklins Lehrerin und war den größten Teil des Tages draußen auf der Farm. Hast du schon was gegessen?«
»Nein. Wir könnten irgendwo hingehen und etwas essen.«
»Ich habe Pasta im Haus.« Sie drehte sich zu ihm um.
»Ich verspüre keine großartige Lust, schon wieder auszugehen.«
»Dann also Pasta«, erwiderte er liebenswürdig. Meredith ließ sich nicht täuschen. Nun ja, dachte sie einigermaßen ärgerlich, was auch immer er mit sich herumträgt, er wird schon zu gegebener Zeit mit der Sprache herausrücken. Sie ging in die Küche und stellte einen Topf mit Salzwasser auf den Herd, um die Pasta zu garen. Als sie mit einem Korkenzieher in der einen und einer Flasche Wein in der anderen Hand in das Wohnzimmer zurückkehrte, saß Alan mit lang ausgestreckten Beinen in einem Sessel und starrte auf den dunklen Fernsehschirm. Meredith reichte ihm Korkenzieher und Flasche.
»Was hast du gemacht?«
»Polizeiarbeit«, sagte er nur. Er schraubte den Korkenzieher in die Flasche, und während er noch vornübergebeugt saß, um den Korken zu ziehen, und ihm die blonden Haare in die Stirn fielen, wie sie es bei derartigen Gelegenheiten stets taten, fügte er hinzu:
»Die ich immer schön nach Vorschrift tun muss. Die Polizeiarbeit, meine ich.« Er zögerte. Seine Worte hatten geheimnisvoll geklungen, und Meredith fragte sich, ob er vielleicht herausgefunden hatte, dass sie in Fox Corner gewesen war. Falls ja, konnte sie sich nicht vorstellen, auf welche Weise. Doch seine nächsten Worte lüfteten das Geheimnis.
»Ich hatte eine Unterhaltung mit einem Möbelbauer namens Peter Burke. Er wohnt in einer kleinen Siedlung namens Fox Corner. Du kennst sie auch, glaube ich. Mein Besuch war offizieller Natur. Er wusste bereits, wer ich bin und warum ich kam.« Das ist es also, dachte Meredith und wappnete sich innerlich.
»Ich habe mich nicht in Polizeiarbeit eingemischt!«, erklärte sie defensiver, als sie vorgehabt hatte. Sie räusperte sich wütend und begann erneut.
»Ich brauche einen Küchen schrank!«
»Oh? Das ist das erste Mal, dass ich das höre.«
»Vielleicht erzähle ich dir nicht jede triviale Einzelheit aus meinem Leben!«, schnappte sie zurück. Als er schwieg, fügte sie hinzu:
»Bitte entschuldige. Ich bin hungrig. Mein Blutzuckerspiegel.« Alan gab ihr die geöffnete Flasche zurück und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
»Es gibt keinen Grund, dass du mir jede Einzelheit erzählen müsstest. Ich bin derjenige, der sich entschuldigen muss. Ich hätte deine Worte nicht infrage stellen dürfen.« Meredith stellte die Weinflasche ab und setzte
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