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In einer anderen Haut

In einer anderen Haut

Titel: In einer anderen Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Ohlin
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Kakteen und blühenden Pflanzen; prachtvolle Fuchsien schmiegten sich malerisch an die weißen Wände. Jenseits des Gartens befand sich die Villa des Produzenten, ein riesiges Haus im spanischen Stil mit roten Dachziegeln. Diane besorgte ihr außerdem einen Mietwagen und zahlte ihr einen Vorschuss. Sie war so überaus zuvorkommend, als hätte sie es mit einem künftigen Superstar zu tun. Doch als Anne ihrer Agentin davon erzählte, schlich sich ein Unterton in Julias Stimme, in dem nur allzu deutlich die Befürchtungmitschwang, dass Anne alles versauen würde. Und ihre Angst war tatsächlich berechtigt. Je selbstverständlicher Anne etwas in den Schoß fiel, je wertloser sich etwas anfühlte, desto mehr war sie versucht, die Dinge auf die leichte Schulter zu nehmen.
    Trotzdem mochte sie Diane, auch wenn sie stutenbissig und gehässig war und hinter Michaels Rücken über ihn herzog. Sie rieb Anne unter die Nase, dass ihr Häuschen grauenerregend sei und dringend renoviert werden müsse, ebenso wie sie ihr ungefragt erklärte, sie habe einen Hängearsch und müsse dringend mal ins Fitnessstudio.
    «Ich gehe nie ins Fitnessstudio», erwiderte Anne.
    «Wir sind hier in L. A., Schätzchen», sagte Diane. «Da wird dir wenig anderes übrig bleiben.»
    Schließlich gingen sie zusammen am Strand joggen, entsprachen so sehr dem Hollywood-Klischee vom guten Leben in Kalifornien, dass Anne am liebsten laut losgelacht hätte. Zum Glück war Diane extrem durchtrainiert und gab ein solches Tempo vor, dass Anne vor Anstrengung das Lachen verging. Hinterher bestellte sie Anne in einem Café ungefragt ein Eiweißomelett, bezahlte und fuhr sie nach Hause. Sie stellte sie niemandem vor, und in den ersten vierzehn Tagen lernte Anne außer Diane praktisch niemanden kennen.
    Zu Hause las sie das Skript wieder und wieder. Einen breitkrempigen Hut auf dem Kopf, saß sie draußen auf einem Gartenstuhl und ließ sich die Sonne auf die Beine scheinen. Sonst gab es für sie nichts zu tun. Manchmal setzte sie sich ins Auto und fuhr ziellos auf den breiten Avenues der Stadt herum, wo niemand zu Fuß unterwegs war, so ganz anders als in New York. Sie dachte nie über die Zukunft nach; sie lebte in der Blase des Hier und Jetzt, wartete und wartete.

    Am Montag der dritten Woche rief Michael an, um ihr zu sagen, dass es mit der Finanzierung nicht klappte und das Projekt gestorben sei. «Aber du musst dir am allerwenigsten Sorgen machen, Süße. Das nächste Angebot flattert dir garantiert im Handumdrehen auf den Tisch, jede Wette. Da werden sich noch einige Strategen schwer in den Arsch beißen.»
    Nachdem er aufgelegt hatte, rief Anne ihre Agentin an. «Na, wie läuft’s?», fragte Julia.
    «Gar nicht. Die Produktion ist geplatzt.»
    Julia seufzte. «Tja, dann fliegst du am besten wieder nach Hause.»
    «Zahlen die meinen Rückflug?»
    «Ich bitte dich», sagte Julia.
    Am Abend sah Diane mit zwei Flaschen Rosé vorbei. Sie setzten sich auf die Gartenstühle aus Plastik in Annes Wohnzimmer und tranken.
    Beim dritten Glas brach Diane in Tränen aus. «Ich kann einfach nicht mehr», sagte sie. Ihr blondes Haar schimmerte im Dunkeln.
    Die Fenster der Produzentenvilla waren hell erleuchtet, obwohl nie jemand zu Hause zu sein schien. Die Beleuchtung wurde jeden Tag um dieselbe Zeit mit Timern ein- und ausgeschaltet. Es gab Alarmanlagen, Schilder, die vor Pestiziden warnten, Gärtner und Dienstmädchen, doch offenbar schien dort niemand wirklich zu wohnen.
    «Und was passiert jetzt?», fragte sie Diane, die mit den Schultern zuckte; sonst stets auf Haltung bedacht, schien sie unter dem Einfluss des Alkohols allmählich in sich zusammenzusinken.
    «Wir versuchen, etwas Neues auf die Beine zu stellen. Du schaffst es ohnehin, bei deinem Charisma kann gar nichts schiefgehen. Während ich wahrscheinlich schon morgen gefeuert werde.»
    «Glaubst du? Warum?»
    «Weil das jetzt das dritte Projekt ist, mit dem ich baden gehe. Dreimal vergeigt, und du bist raus. Genau wie beim Baseball.»
    «Und was willst du jetzt machen?»
    Diane gab ein abfälliges Schnauben von sich. «Mich nach einem anderen Job umsehen. Wo mich dann andere Typen verarschen können.»
    Ihre aufgesetzte Coolness erinnerte Anne an Hilary, und sie seufzte leise.
    Diane sah auf und lachte. «Jetzt ist aber Schluss mit der Heulsusentour. Lass uns mal ein bisschen um die Häuser ziehen.»
    «Ich habe aber kein Geld», sagte Anne.
    «Du liebe Güte. Du weißt doch genau, dass ich

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