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In Gottes Namen. Amen!

In Gottes Namen. Amen!

Titel: In Gottes Namen. Amen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rich
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The Fuzz ganz toll«, sagte Sam. »Irgendwie erinnern sie mich an den frühen Brian Eno.«
    Laura lächelte verwirrt. Sie hatte noch nie was von Brian Eno gehört. Sie überlegte, ob sie so tun sollte, als wäre sie seiner Meinung, doch dann setzte sich die Menschenschlange in Bewegung.
    »Anscheinend geht’s los«, sagte sie und schob mit der Menge mit.
    »Oh!«, sagte Sam. »Okay. Na ja … Sayonara!«
    Sie winkte verlegen. »Tschüss!«
    Sam schüttelte müde den Kopf. Nachdem er sie monatelang auf dem Campus verfolgt hatte, hatte er nun endlich den Mut aufgebracht, mit ihr zu sprechen, und jetzt war alles in die Hose gegangen. Warum hatte er das über Brian Eno gesagt? Und »Sayonara«? Was zur Hölle sollte das? Das Gespräch war ein solches Desaster gewesen, dass ihm fast nach Lachen zumute war. Sein einziger Trost war, dass niemand in der Nähe war und zugesehen hatte.
    »Oh Mann«, sagte Eliza. »Da kann man ja kaum hinsehen.«
    Craig nickte. »Hast du gemerkt, wie er geschwitzt hat?«
    »Ist mir nicht aufgefallen.«
    Craig drückte auf Pause und zoomte auf Sams ölige Stirn.
    »Und das spätabends«, meinte Craig. »So schwitzt er spät am Abend.«
    » Was zum Teufel sollte das mit Brian Eno?«
    »Ich zeig’s dir.«
    Craig schloss den Clip und öffnete einen, der zwanzig Minuten früher aufgezeichnet worden war. Sam saß im Gyros-Imbiss gegenüber dem Irving Plaza und las die Ankündigungen in der Village Voice.
    »Scheint, als würde er denselben Artikel immer wieder lesen«, sagte Eliza.
    »Macht er auch.«
    Craig stellte den Clip auf Pause, korrigierte die Perspektive und zoomte auf die Zeitung.
The Fuzz werden am Sonntag den Irving Plaza mit einem Sound rocken, der an den frühen Brian Eno erinnert.
    Eliza zuckte zusammen.
    »Dann hat er bloß wiederholt, was er in der Zeitung gelesen hat?«
    Craig nickte. »Er hat niemals auch nur einen einzigen Song von Brian Eno gehört. Ich hab mir seine Lebensgeschichte daraufhin genau angesehen.«
    »Wow.« Sie schloss die Augen. »Und dann hat er auch noch ›Sayonara‹ gesagt.«
    Craig schauderte. »Lass uns lieber nicht darüber sprechen.«
    Er scrollte runter zur nächsten Begegnung der beiden.
    »Die dritte hab ich mir selbst noch nicht angesehen. Vielleicht läuft die ja besser?«
    »Von wann ist das?«
    »Zwei Jahre später – Frühjahr 2010.«
    Sie bedeckte die Augen mit den Händen. »Ich trau mich kaum hinzusehen.«
    »Müssen wir aber.«
    Er klickte auf den Link, und der Clip wurde abgespielt.
    Erde – 3. April 2010
    »Hey«, sagte Laura. »Du bist doch auch in Linguistik 12, oder?«
    Sam nickte.
    »Ist heute der Abgabetermin für die Hausarbeiten?«
    Sam nickte.
    »Okay«, sagte sie. »Ähm … danke!«
    Eliza reckte frustriert die Hände in die Höhe.
    »Was zum Teufel war das denn?«
    Craig zuckte die Achseln. »Ich vermute, die sind beide schüchtern.«
    Angewidert schüttelte sie den Kopf. »Sie ist direkt auf ihn zugegangen, hat ein Gespräch begonnen, und er hat kein Wort gesagt.«
    »Er hatte Panik. Sieh nur, der Schweiß fließt ihm in Strömen.«
    Er stellte den Clip auf Pause und zoomte auf Sams glänzenden Hals.
    »Ich frage mich, ob das krankhaft ist«, überlegte Craig. »Ob er was an den Drüsen hat? Das kann doch nicht normal sein.«
    »Weiß sie zu diesem Zeitpunkt überhaupt schon, wie er heißt?«, fragte Eliza.
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Wie verlieben sie sich dann? Wann ist es so weit?«
    »2010 nicht mehr. Das ist ihre letzte Begegnung im ganzen Jahr.«
    Er scrollte weiter zum nächsten Link.
    »Hey, das ist interessant«, sagte sie. »Der nächste Clip ist vier Stunden lang.«
    Sie klickte auf den Link, und auf dem Bildschirm erschien die Bobst Library. Jemand hatte anonym einen Bombenalarm ausgelöst, und die Studenten standen draußen herum, redeten, lachten, freuten sich über die Pause.
    Aus der Vogelperspektive ließ sich erkennen, dass Sams Haupthaar bereits schütter geworden war. Laura, die immer schon eine schlechte Körperhaltung hatte, ging jetzt deutlich gebückter als noch im Jahr zuvor. Sie wurden älter.
    Obwohl sie direkt nebeneinander standen, brauchten sie drei ganze Minuten, bis sie Blickkontakt zueinander aufnahmen, und weitere vier, um miteinander zu sprechen.
    Die Engel sahen geduldig zu, während die Menschen Smalltalk betrieben.
    » Kennst du Max?« , wagte sich Laura vor. » Ich glaube, der war bei dir in deinem Wohnheim.«
    Sam verengte den Blick. » Max Feldman ?«
    Laura schüttelte den Kopf .

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