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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Kammer gelangen kann. Und dieser Regen würde stark werden. Das spürte Reacher ganz deutlich.
    Er erreichte den Jeep bei vier Uhr. Fand die mit Originalpatronen bestückte Winchester an die Beifahrertür gelehnt. Sie war bereits nass. Er zielte schräg über die Mesa auf elf Uhr. Betätigte den Abzug. Das Gewehr funktionierte. Einwandfrei. Er gab vier Schüsse auf zwölf, eins, zwei und drei Uhr ab. Fächerförmiges Feuer. Riskant. Der Vorteil war, dass er mit etwas Glück die Frau treffen konnte, der Nachteil, dass sie jetzt wusste, dass er allein war. Ein Kerl, mehr als ein Gewehr. Diese Schlussfolgerung drängte sich nun auf. Hatte sie mitgezählt, musste sie annehmen, er warte dort mit den beiden letzten Patronen im Magazin.
    Also schob er das Gewehr unter den Jeep und schlich nach Westen durchs Gebüsch, bis er zehn bis zwölf Meter von der Felskante entfernt war. Zog Alices Heckler & Koch aus dem Hosenbund und entsicherte die Waffe. Kniete nieder, rieb sich Hände, Arme und Gesicht mit Schlamm ein, während er auf den ersten Blitz wartete. Am Nachthimmel ballten sich riesige Gewitterwolken, und die elektrische Spannung in der Luft war fast unerträglich. Noch fünf Minuten, schätzte er. Dann würden Blitze herabzucken und die Landschaft in grelles, bläulich weißes Licht tauchen. Er trug khakifarbene Kleidung und hatte seine Haut mit Schlamm bedeckt. Er bezweifelte, dass sie es ihm gleichgetan hatte.
    Reacher arbeitete sich nach Süden vor – vom Jeep weg und auf den zerschossenen VW zu – und blieb dabei zehn bis zwölf Meter von der Felskante entfernt in den Mesquitebüschen. Um ihn herum herrschte absolute Dunkelheit. Der Regen nahm erbarmungslos zu. Die Dolinen im Kalkstein waren bereits voller Wasser. Um Reachers Füße herum bildeten sich Bäche, die dann gurgelnd in bodenlosen Felsspalten versickerten.
Das Prasseln des Regens war unglaublich laut und nahm immer noch zu.
    Der Schlamm in seinem Gesicht war längst wieder heruntergewaschen. Er machte sich Sorgen wegen seiner Atmung. Regenwasser lief ihm in Strömen übers Gesicht und in seinen offenen Mund. Er hielt sich eine Hand darüber, holte tief Luft und spuckte hustend Regenwasser aus.
    Reacher befand sich gegenüber der Zwei-Uhr-Position und zehn Meter von der Felskante entfernt, als der erste Blitz herabzuckte. Er war grellweiß und hatte die Form eines von einem Wirbelsturm entwurzelten und auf den Kopf gestellten Baums. Reacher duckte sich instinktiv und starrte geradeaus, weil er hoffte, am Rand seines Gesichtsfeldes etwas wahrzunehmen. Aber es war nichts zu sehen. Kurz nach dem Blitz folgte der Donner, der grollend über den Himmel hallte. Wo ist sie? Hält sie sich für cleverer als mich? In diesem Fall wäre sie hinter mir. Aber er drehte sich nicht um. Das ganze Leben basierte auf Vermutungen und bewusst eingegangenen Risiken, und er hielt sie natürlich für eine Frau, die ihren Job ausgezeichnet beherrschte. In ihrer Welt. Tritt sie auf der Straße Al Eugene gegenüber, ist sie clever genug, mit ihrem Charme alles zu erreichen. Aber setzt man sie in einer Gewitternacht auf freiem Gelände aus, hat sie es schwer. Ich verstehe mich auf diese Art Kampf. Sie nicht. Sie ist irgendwo vor mir, klammert sich an den Rand der Mesa und hat mehr Angst als je zuvor in ihrem Leben. Sie gehört mir.
    Das Gewitter zog weiter. Der zweite Blitz zuckte ungefähr drei Minuten später herab. Diesmal war es ein Flächenblitz mit vielen Ästen, die wie verrückt flackerten, bevor sie erloschen. Reacher verrenkte sich den Hals, um vorn und rechts etwas zu erkennen, konnte aber nichts entdecken. Drehte sich um und suchte die linke Flanke ab. Sah die Frau dort etwa zwanzig Meter von ihm entfernt im Lee der Felskante kauern. Er konnte die weiße Schrift auf ihrer Baseballmütze lesen.
FBI. Große Buchstaben. Sie starrte ihn an und hielt ihre Pistole mit ausgestreckten Armen in beiden Händen. Er sah das Mündungsfeuer, als sie auf ihn schoss. Es war ein stumpfer kleiner Lichtblitz, der völlig im Gewitter unterging.
     
    Das Gewitter zog langsam nach Nordosten und schob die Regenwand vor sich her. Sie erreichte auch das Motel und schwoll auf ihrem Weg dorthin zu einem Wolkenbruch an, der unbarmherzig auf das Blechdach des Gebäudes trommelte und einen ungeheuren Lärm verursachte. Er weckte Ellie aus ihrem unruhigen Schlaf. Als sie die Augen aufriss, sah sie den kleinen dunkelhaarigen Mann mit den behaarten Armen. Er saß reglos auf einem Stuhl in der Nähe

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