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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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versah, den Krug geleert hatte.
    So aß ich das zarte
     Fleisch und trank das Bier aus Gerste und verbrannte mir den Mund an der
     dunklen Pfeffersoße. Später gab es Äpfel aus der
     Normandie, vom letzten Jahr zwar, doch kaum faltig und noch leidlich süß,
     dazu Honig und einen großen Krug Brombeerwein, der süßer
     noch war als die Frucht selbst und dunkel wie Blut.
    In all der Zeit plauderte
     Klara Helmstede mit mir, der ich vor allem aß wie ein Verhungernder.
     Sie war freundlich, doch weiß ich heute nicht mehr zu sagen, über
     was sie eigentlich mit mir sprach. Erst nach dem Mahl, da ich meine Hände
     in Rosenwasser tunken durfte wie ein edler Herr und meinen Mund mit einem
     linnenen Tuch abwischte wie ein Kardinal, kam ich wieder zu mir. »Ich
     danke Euch für all diese Köstlichkeiten, Frau Helmstede«,
     so hub ich an, »doch nun verratet mir, seid so freundlich, was Ihr
     von der seltsamen Unglücksfahrt der Kogge wisst.«
    »Verratet mir zunächst,
     warum Ihr so begierig seid, dies zu erfahren, Bruder Ranulf.«
    Es lag mir schon auf der
     Zunge, ihr zu antworten, dass sich ein Inquisitor nicht rechtfertigen müsse,
     doch irgendeine Macht hinderte mich, diese Respekt heischenden Worte zu
     äußern. So erklärte ich ihr, dass Heinrich von Lübeck,
     wie sie sicherlich wisse, der Beichtvater des toten Kapitäns —
     ihres Schwagers — gewesen sei, und wir Inquisitoren müssten nun
     einmal allen Spuren nachgehen, so dunkel und abwegig sie auch erscheinen mögen.
     »Nun gut«, sagte die Reedersgattin schließlich, »ich
     erinnere mich noch genau an diese Fahrt, denn mein Gatte war natürlich
     aufs Höchste erregt, als er feststellte, dass sein Bruder nicht zurückkam.«
    »Wann war das?«,
     fragte ich.                     
    Klara Helmstede dachte einen
     Moment lang nach. »Die ›Kreuz der Trave‹ lief Anfang
     Mai des letzten Jahres aus Lübeck aus. Genau weiß ich dies
     nicht mehr zu sagen, denn zu diesem Zeitpunkt schien es ja noch eine
     normale Fahrt zu sein. Weder ich noch sonst jemand in unserem Hause machte
     sich Gedanken darüber. Doch aus dem Mai wurde Juni und aus dem Juni
     wurde Juli, und als dann immer noch kein Wort kam von der Kogge, da sandte
     mein Gatte Boten aus zu allen Häfen entlang der Nordsee und der
     Ostsee, bis nach England und nach Norwegen. Doch nirgends hatte jemand die
     ›Kreuz der Trave‹ gesehen. So gingen August und September
     dahin und wir gaben das Schiff und seine Besatzung verloren und ließen
     eine Messe lesen für den älteren Bruder meines Gatten und die
     Seeleute, die mit ihm gefahren waren.
    Doch Anfang Oktober —
     es war der Tag des heiligen Franziskus, ich erinnere mich genau —
     schleppte sich die ›Kreuz der Trave‹ in den Hafen von Lübeck.
    Man sah der Kogge an, dass
     sie eine lange Reise getan haben musste. Niemand war mehr an Bord, nur
     Otto Helmstede, mein Schwager, war noch am Leben — wenn auch bloß
     für wenige Stunden.«
    »Habt Ihr noch mit ihm
     sprechen können?«, fragte ich. »Nein«, sie schüttelte
     den Kopf, »auch wenn ich dies gern getan hätte.«
     Aufrichtiges Bedauern schwang in ihrer Stimme mit. Ich wunderte mich, ob
     es der enttäuschten Neugier entsprang, nicht mehr von der rätselhaften
     Fahrt erfahren zu haben, oder ob sie in echter Anteilnahme um ihren
     Schwager trauerte.
    »Otto Helmstede«,
     fuhr sie nach einer Pause mit ihrem Bericht fort, »lag am Heck
     zusammengesunken an der Steuerpinne, seine Hände waren fest ins Holz
     gekrallt. Seine Sinne waren fast geschwunden — doch noch war er so
     klar im Geiste, dass er jeden, der sich ihm nähern wollte, mit müder
     Geste und leisen, doch schrecklichen Verwünschungen fortscheuchte.
    Nur Bruder Heinrich ließ
     er zu sich kommen. Der Mönch kniete neben meinem Schwager, flüsterte
     wohl eine halbe Stunde lang mit ihm, bis dem Kapitän die Sinne
     schwanden und er sein Leben in den Armen seines Beichtvaters aushauchte.
     Erst dann durfte ich hinzutreten und Bruder Heinrich bat einige Matrosen,
     den Leichnam meines Schwagers von Bord zu tragen.«
    Klara Helmstede verstummte
     und starrte lange aus dem Fenster. »Wie auch immer«, sagte sie
     schließlich, als müsse sie sich zwingen, ihre abschweifenden
     Gedanken wieder auf unser Gespräch zu lenken, »ich bat Bruder
     Heinrich, mir Bericht zu erstatten, doch er verriet mir nicht, was ihm der
     sterbende Kapitän gesagt hatte. Dann ordnete ich an, die ›Kreuz
    

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