Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In sueßer Ruh

In sueßer Ruh

Titel: In sueßer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
Vom Netzwerk:
es nicht, wenn andere ihn berührten; sie könnten ihn verunreinigen. Er klammerte sich an seine Verbitterung wie an eine Rettungsinsel, als könnte sie ihn davor bewahren, in einem tiefen Brunnen aus Selbsthass zu ertrinken. Sich auf die Fehler anderer zu konzentrieren war eine willkommene Ablenkung von dem Loch tief in seinem Inneren. Und er schwor sich, diesen Mann seine Grausamkeit bereuen zu lassen. Wenn Davey erst mit ihm fertig war, würde es diesem blöden Scheißkerl leidtun, dass er sich je an ihm vergriffen hatte.
    Er sah auf die Dame neben sich mit dem verschlissenen Stoffbeutel und dem flotten Hütchen. Er fragte sich, was sie wohl sagen würde, wenn sie wüsste, dass sie neben einem Monster saß.

KAPITEL 30
    Lee lag mit Fieber schwitzend im Bett und konnte nicht schlafen. Deshalb zog er seinen Laptop hervor, stellte ihn sich auf die Knie und gab bei Google »Steampunk« ein – und bekam 217 439 Treffer angezeigt.
    Er klickte den ersten an, einen Wikipedia-Artikel mit ziemlich ähnlichen Informationen, wie Sergeant Ruggles sie ihnen schon gegeben hatte. Es gab jedoch ein paar interessante Bilder von Steampunk-Klamotten. Schutzbrillen waren allgegenwärtig, ebenso Leder – Stiefel, Korsetts, Hüte, einfach alles, was sich daraus herstellen ließ. Er sah Frauen in etwas, das nach viktorianischen Bondage-Outfits aussah, Männer, die wie Piloten, Wissenschaftler und Forscher gekleidet waren, und alle trugen die obligatorischen Schutzbrillen.
    Einer der Links führte zu einem Steampunk-Chatroom namens The Victorian Adventurer Club. Er beschloss, sich anzumelden. Als Erstes musste er eine Benutzer- ID erstellen. Nach einigem Überlegen entschied er sich für »MastCaptain« und hoffte, man würde dabei an einen männlichen viktorianischen Seefahrer und nicht an einen Pornostar denken.
    Nachdem er ein Passwort eingegeben hatte, kam er in den Chatroom. Steamgirl und MrJack stritten sich gerade über die Lebensqualität im viktorianischen England.
    Steamgirl: wieso denkst du, dass es so gefährlich war?
    MrJack: du hast ja 0 ahnung – tussen wie du wären so gut wie tot
    Steamgirl: sagt wer?
    MrJack: zack, irgendwo in ner finsteren seitengasse kehle durch
    An diesem Punkt mischte sich Airshippilot ein. Er hatte offensichtlich bis jetzt mitgelesen, ohne dass die anderen es bemerkten.
    Airshippilot: lass sie in frieden
    MrJack: wo ist dein problem?
    Airshippilot: du bist das problem
    MrJack: u, hab ich ne angst
    Airshippilot: solltest du auch
    MrJack: ach echt?
    Airshippilot: du hast keinen Schimmer, wer ich bin
    Steamgirl: wieso hört ihr 2 trottel nicht auf zu streiten?
    MrJack: du solltest unserem Weichei dankbar sein, dass er dich gerettet hat
    Steamgirl: ja klar
    Lee hatte den Impuls, sich in die Unterhaltung einzuschalten, ein stärkerer Instinkt sagte ihm jedoch, sich zurückzuhalten. Und so beobachtete er das Ganze aus dem Hintergrund weiter.
    Airshippilot: ich weiß, wo du wohnst
    Steamgirl: ich?
    Airshippilot: nein, er
    MrJack: Scheißgelaber
    Airshippilot: wirst schon sehn
    MrJack: mir zittern die knie
    Airshippilot: he, Captain, was ist, wer bist du?
    Steamgirl: genau, bist du n spinner, oder was?
    Lees Handflächen schwitzten, und ihm war schwindlig – obwohl das vielleicht am Fieber lag. Er war unschlüssig, was er schreiben sollte, aber genau in diesem Augenblick klingelte das Telefon. Die Anruferkennung meldete: FIONA .
    Er nahm ab. »Hallo, Mom.«
    »Hallo, mein Lieber«, sagte sie nach einer ostentativen Pause. Fiona Campbell hielt nichts von Anruferkennung.
    »Habe ich dich geweckt?«, sagte sie, was eher pikiert als entschuldigend klang.
    »Nein. Ich hab mich bloß ausgeruht.«
    »Bist du krank?«
    Das war ein Vorwurf. Ihr Fiona-Radar war voll ausgefahren und nahm ihn aufs Korn.
    »Nein«, log er. »Mir geht’s gut.«
    Sie gab dieses leise Schnauben von sich, das er so gut kannte. Damit wollte sie ihm sagen, dass sie ihm kein Sterbenswort glaubte.
    »Ich rufe nur an, um zu hören, ob du dieses Wochenende noch herkommst.«
    »Ich hab’s vor.«
    »Gut.« Die kleine Pause signalisierte ihm, dass sie ihm etwas zu sagen hatte, jedoch zögerte, es anzusprechen.
    »Gibt es noch einen anderen Grund, aus dem du anrufst?«
    »Nein, weshalb?«
    Lieber Gott. Sollte das eines dieser kryptischen Telefonate werden, bei dem sie erwartete, dass er ihr alles aus der Nase zog? Er hatte im Moment nicht die Kraft für dieses Spielchen und wollte in den Chatroom zurück.
    »Kylie freut sich darauf, dich zu

Weitere Kostenlose Bücher