Inkarnation ungesetzlich
ging lachend auf Steamers zu, sah mir dabei den Einsatzplan eines demütig wartenden Verwaltungsbeamten an, nickte ihm ungeduldig zu und schritt weiter. Hannibal folgte mir wie ein Schatten. Vor ihm fielen blauhäutige Sklavenwesen auf den Bo den. Es waren die »Blauen Kugelkopfzwerge von Bawala V«.
In den Masken steckten jene Liliputaner, die sich unter Don Esteban de Fereira, einem Künstler, bereits auf dem Mars bewährt hatten.
»Sehr gut«, vernahm ich Annes Stimme im Innenohr-Hörer. »Keine weitere Dramatisierung. Sie haben die Grenze des Glaubwürdigen erreicht. Entschließen Sie sich jetzt, höchstpersönlich das Wort an die Soghmoler zu richten. Die anfängliche Überraschung wich der Verblüffung, die nun in beginnende Unruhe überwechselt. Die Chance nutzen.«
Steamers hörte mit. Er reagierte planentsprechend.
»Kerl, willst du wohl das Haupt neigen?« tobte er los und trat dichter vor die Aufnahmen. Die Soghmoler mußten sein zorn- und angstverzerrtes Gesicht übergroß sehen.
»Ihr habt den Beherrscher der Galaxis, Tumadschin-Khan, mit ›Euer Verklärtheit‹ anzureden. Wer von euch hat das Recht der verbindlichen Äußerung?«
Ich gewahrte jede Einzelheit. Der uniformierte Soghmoler rechts im Bild war fassungslos; daran konnte kein Zweifel bestehen. Seine olivgrüne Kombination wurde auf dem Brustteil von der flammenden Sonne des Mars verziert. An der linken Schulter, dicht unter dem Herzen, trug er sechs rotleuchtende Steine.
Der ins Sonnensystem eingeflogene soghmolische Expeditionschef Toerc-Civre hatte nur vier hellrote Steine getragen.
Ich raffte meinen prächtigen Schulterumhang so geschickt, daß der auf meiner Brust hängende Schirmfeldprojektor zu sehen war. Moma nahm auf meinen Wink hin meinen phantastisch geformten Druckhelm entgegen. Zwei herbeieilende Diener, nichtmenschliche Geschöpfe, bestäubten meine Haare mit duftender Essenz. Einer zupfte blitzschnell an einer in Unordnung geratenen Locke herum.
Anschließend legte ich noch einige Schritte zurück und blieb dann neben Steamers stehen.
Ich legte ihm die Hand auf die Schulter, was er mit einem weiteren Kniefall zur Kenntnis nahm. Ich lachte. Seine Verklärtheit waren heute gut gelaunt. Es würden also weniger Köpfe rollen!
Das war der Eindruck, den wir den Soghmolern vermitteln wollten. Sie waren viel zu klug, um nicht zu erkennen, was viele Lichtjahre entfernt und dennoch dicht vor ihnen geschah.
»Wer ist der Sprecher jener, die sich wie alle Primitiven für den Mittelpunkt der Galaxis halten?« erkundigte ich mich launig. »Beruhigen Sie sich, Admiral Testen-Faalogh, ich werde Sie gegebenenfalls mit der Bereinigung der soghmolischen Angelegenheit beauftragen.«
Steamers neigte den Kopf, als ich in dem Sessel Platz nahm.
»Sie sind also die Vertreter jener marsianischen Erbschaftsnutzer, denen es bisher erstaunlicherweise gelungen ist, meinen Forschungsraumschiffen zu entgehen. Dafür gebührt Ihnen in der Tat ein Kompliment.«
Ich nickte den Soghmolern zu. Hinter mir wurde pflichtschuldigst gelacht.
»Kerl – nenne deinen Namen und beuge das Haupt, oder ich werde euch und euren ergaunerten Basisplaneten Noov in heiße Gase verwandeln«, grollte Steamers.
Endlich entschloß sich der Soghmoler zu einer Antwort. Es wurde höchste Zeit!
»Faral-Maero, Oberkommandierender NOOV. Mit wem spreche ich?«
Ich lachte, wie man über die tolpatschigen Spielereien eines jungen Hundes lacht. Steamers tobte erneut. Er klärte den Soghmoler eingehend darüber auf, mit wem er die Ehre hätte.
»Geschafft, aufhören«, meldete sich Anne.
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