Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3
die Dürre ihre Ernte vernichtet hat. Der Krieg kann nichts
dafür.«
»Wir kommen vom Thema ab«, sagte Chronos. »Wir müssen uns um ein wichtigeres Problem
kümmern.«
Mym sagte sich, daß es niemanden nützte, wenn er sich weiter mit seinem Kollegen
herumstritt.
»Ich muß gestehen, es überraschte mich, hier eine Manifestation des Elements der Leere zu
erleben.«
»Was denn für eine Leere?« Chronos sah ihn eigentümlich an.
Der Prinz lächelte.
»Mein Vorgänger hinterließ mir ein Buch mit dem Titel Fünf Ringe, dessen Konzept auf den
fünf Naturelementen Erde, Wasser, Feuer, Luft und Leere basiert. Mir ist schon vor einiger Zeit
aufgefallen, wie sehr dieses Konzept uns fünf Inkarnationen ähnelt. So ist der Krieg dem Feuer
gleichzusetzen, während die Zeit die Leere der Ewigkeit repräsentiert. Es ist nicht einfach, Euch
dieses System in wenigen Sätzen zu erklären, was aber keinesfalls an Eurer Auffassungsgabe
liegt.«
Chronos lächelte nachsichtig. »Ich habe es keinesfalls so verstanden, Mars. Eure Idee von der
Verbindung der fünf Naturelemente mit den fünf Inkarnationen gefällt mir. Ich schätze, ich werde
mir dieses Werk einmal ansehen, falls das Buch noch existiert.«
»Wie belieben?«
»Für Euch ist das Werk zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgetaucht und existiert von da an. Für
mich bedeutet der Veröffentlichungszeitpunkt den Moment der Existenzlosigkeit dieses
Werks.«
»Oh, ich vergaß. Ja, doch macht Euch darüber keine Gedanken, werter Kollege. Das Buch erschien
erstmals im Jahre 1645.«
»Dann kann ich es mir ja noch vornehmen. Sobald ich ein wenig Muße finde, will ich es
lesen.«
»Ich würde mich freuen, Euch mein Exemplar auszuleihen.«
»Wenn ich endlich soweit bin, mich darum zu kümmern, gerate ich sicher an Euren Vorgänger.«
»Das würde ihm sicher nichts ausmachen.« Mym dachte nach. »Hört, lieber Freund, ich denke, ich
kann Euch dabei behilflich sein, den Mann aufzuspüren, der Euch so interessiert. Denn kraft
meines Amtes bin ich in der Lage, in die Gedanken der Menschen einzudringen und dort alles zu
lesen, was für mich von Wichtigkeit ist.«
»Das hatte ich doch tatsächlich vergessen!« Chronos strahlte.
»Dazu brauche ich allerdings ein wenig Zeit... o, Verzeihung, ich wollte keinen Kalauer zum
Besten geben.«
Chronos lächelte wieder nachsichtig. »Wenn Ihr das für mich tun würdet, kümmere ich mich um eine
Schiffsladung Getreide für diese Region. Ich verändere lediglich den Ablauf der Zeit ein wenig
und lasse ein Schiff aus der Zukunft kommen.«
»Ja, so machen wir es«, begeisterte sich der Prinz. »Damit erfüllen wir uns beide einen Gefallen,
und die Inkarnationen sollen sich doch zur Seite stehen, wo immer sie können.«
»Ganz genau so ist es«, bestätigte Chronos. »Doch zuerst wollen wir hier ein wenig Ordnung
schaffen.« Er hob sein Stundenglas. Die Sandkörner, die nun hindurchfielen, waren von anderer
Farbe als vorher. Die Elitesoldaten hielten mitten in ihrer Bewegung inne und waren jetzt genauso
starr wie die anderen.
Der Prinz bestieg sein Roß, und gemeinsam ritten sie zum Himmel hinauf. In einiger Höhe konnte
Mym den Helikopter ausmachen. »Folge dieser Flugmaschine«, befahl er Werre.
Sie schlossen zu dem Helikopter auf und drangen ein. Werre stand mit den Hufen auf einer Kufe, so
daß sein Kopf in die Kanzel hineinragte. Natürlich spielte sein Gewicht in der Welt der
Sterblichen keine Rolle. Andernfalls hätte das Roß den Hubschrauber umgeworfen.
Der Prinz drang in den Piloten ein. Rascher als bei früheren Gelegenheiten gelang es ihm, die
Gedanken des Mannes zu erkennen. Der Pilot hatte allerdings keine Ahnung vom Ursprung der Bombe,
die er über dem Kampfgebiet abgeworfen hatte. Er glaubte sogar, aus der Bombe sei ein bestimmtes
Gas ausgeströmt, das die Rebellen gelähmt hatte. Mym erfuhr allerdings, daß die Bombe von einem
gepanzerten Spezialfahrzeug zum Militärflughafen gebracht worden war. Der Prinz kannte sich in
militärischen Fragen gut genug aus, um zu wissen, daß irgendein Offizier auf dem Flughafen von
der Ankunft der Bombe gewußt haben mußte.
Der Prinz bestieg Werre und befahl ihm, zum Flughafen zu reiten. Dort angekommen fand er den
Sicherheitsoffizier bei einer Kaffeepause vor.
Mym schleuste sich in seine Gedanken ein und formulierte dort die Frage nach dem Herkunftsort der
Bombe. Sie sei direkt aus dem New Devices Lab gekommen, erhielt er zur Antwort, es
habe beim Transport und beim
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