Insel der schwarzen Perlen
Gespräch und nickte.
»Es tut mir so leid, ihr beiden â¦Â«
»Vergessen ⦠obwohl es wichtig für dich ist, auch für Keanu. Nur ein gesundes Baby macht seinen Papa glücklich. Wir haben etwas für euch ⦠für den Segen, das Haus, das Kind â¦Â«
Maja sah die hübschen Geschenke, die Sabji in ihren Armen trug, und fühlte sich doppelt schuldig.
»E kala mai iaâu! Entschuldigung!« Sie sagte es auf bestem Hawaiisch und bot an, den Blumenkranz und die SüÃigkeit sofort zu besorgen, damit sie mit dem Ritual im Ozean loslegen konnten. Das hatte sie nämlich ebenfalls vergessen und zeigte entschuldigend auf ihren Bauch.
»Mein Gehirn ist verrutscht! Ich vergesse einfach alles.«
Mai lachte, was allerdings nicht bedeutete, dass alles wieder gut war. »Blödsinn! Wir machen das Ritual ohne Blumen und ohne SüÃigkeiten. Dein Problem, wenn Keanu einen schlecht gelaunten Sohn bekommt, der seine Ma nie süà anlächeln wird! Und nimm meiner Schwester endlich die Hausgeschenke ab!«
Sabji reichte ihr eine Topfpflanze, die in einem Plastikblumentopf mit zu wenig Erde hin- und herwackelte, während Mai erklärte: »Awapuhi, awapuhi kuahiwi, das ist Wilder Ingwer, der alles überwuchert und erstickt. Nicht wirklich von hier, der Wilde Ingwer ⦠so wie du, oder? Unsere hakahaka ili â¦Â«
Maja nahm Sabji mit einem Lächeln die Topfpflanze ab. Das Thema des Wilden Ingwers kannte sie inzwischen. Mai hatte sie mehr als einmal damit geneckt. So wie die Einwanderer die Urbevölkerung Hawaiis an den Rand gedrängt hatten, breiteten sich viele importierte Pflanzen übermäÃig aus und nahmen den einheimischen Gewächsen den Lebensraum. Auch der Wilde Ingwer war einerseits ein Eindringling, aber er war zudem ein mächtiger Heiler unter den Pflanzen und daher sehr geachtet. Und hakahaka ili bedeute so viel wie leere Haut, wie Mai ihr einmal erklärt hatte.
»Du lebst hier, auf unserem heiligen Land. Du hast eine Nase wie wir, deine Haut ist wie unsere, du stiehlst einen der schönsten jungen Männer der Insel. Doch du weiÃt nicht, wer du bist. Du kennst noch nicht einmal den GroÃvater, der dir das Land vererbt hat, oder? Das ist pupule, so verrückt ⦠denn du riechst wie eine von uns â und du erinnert uns an Elisa, sie war Wilder Ingwer wie du.«
Mai reckte ihre Nase in die Luft, als würde sie etwas Verdächtiges riechen. Es sah komisch aus, wenn sie ihr Gesicht verzog und Maja musste lachen.
Mai meinte es nie böse, wenn sie so sprach. Einmal nannte sie die Namen irgendwelcher Verwandten, die Maja nicht das Geringste sagten, denen sie aber angeblich ähnlich sah. Dann lieà sie sich darüber aus, wie diese Menschen rochen, und stets hatte es etwas mit diesem Wilden Ingwer zu tun.
Es war ein Spiel zwischen ihnen, und Maja kannte ihren Part. Sie seufzte dann betont theatralisch, bis sie die Schwestern zum Lachen gebracht hatte. Sie sah nicht aus wie eine Deutsche, war aber eine. Sie sah aus wie eine Polynesierin, doch hier war ihr auch nach fast einem halben Jahr noch vieles neu.
Wenn sie in ihrem Büro in Lihue war, wurde sie täglich humorvoll auf die Probe gestellt.
»Das machen wir, weil wir deinen Ingwergestank mögen. Bist du dir sicher, dass deine Mutter kein Stinktier ist �«
Hin und her gingen die Neckereien das ganze Frühjahr über, doch als Majas Bauch mehr und mehr anschwoll, wurde Mais Gesicht ernster. Die Träume waren zu ihr gekommen, und daher musste sie mit Keanu sprechen.
»Woher kommt deine Maja wirklich?«
Mai fragte Keanu nach dem aumakua für das Baby, nach dem aumakua ihrer Familie in München, doch er hatte keine Antwort. Maja musste lachen, als er ihr von dem Gespräch erzählte, hatte aber sofort eine Antwort parat.
»Unser aumakua in München ist entweder ein Wellensittich oder aber ein Langhaardackel. Zufrieden?«
Seit dem Erlebnis mit dem HundertfüÃler, von dem sie Mai erzählt hat, waren die Schwestern noch ernster geworden. Der HundertfüÃler war auch in einem Traum von Mai aufgetaucht.
»Das bedeutet Gefahr«, sagte Mai ernst und stellte Fragen über Majas erste Begegnung mit dem Haifischmann in Nizza. Sie war erst beruhigt, als sie von der Pistole erfuhr, die Keanu für Maja besorgt hatte.
»He aliâi ka aina. He kaua e kanaka«, sagte sie leise. »Wer eigenes Land hat,
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