Inside Girl
war für sie mittlerweile ein Fremdwort, sie wüsste gar nicht mehr, wie das ging.
Und dann noch dazu mit einem Superstar, was bildete sie sich bloß ein? Was für ein Schwachsinn, wie konnte sie nur so weit kommen? Sie ließ den heißen Duschstrahl auf ihren Kopf prasseln und hoffte, dass dieser ihre Spinnereien vertrieb.
Doch als sie beim Frühstück saß und die Hollywood News im Fernsehen sah, kam ein kurzer Report über Colin. Man sah ihn bei den Dreharbeiten zu seinem neuen Thriller hier in LA. Jade verschlang die Bilder. Mit diesem Mann hatte sie geschlafen, hatte sie unglaubliche erotische Abenteuer genossen. Fast schien es ihr jetzt wie ein Traum, sehr weit weg. Er wurde auch kurz interviewt und er redete über seine Rolle. Seine tiefe Stimme sandte wieder einmal wohlige Schauer über ihre Haut. Heftig rieb sie an ihrem Arm, wie um die Gänsehaut wegzuwischen. Dann war der Report vorbei und sie blieb wie betäubt vor dem Fernseher sitzen. Oh verdammt, was sollte sie nur tun?
Zwar hatte sie gerade geduscht und ihr Frühstück bereits angefangen, aber sie zog sich schnell ihre Laufkleidung an und ging joggen. Sie musste raus, musste laufen, ihren Kopf ordnen. Sie zwirbelte sich ihre noch nassen Haare zu einem Dutt nach oben und rannte die Treppen hinunter. Gleich in den nahe gelegenen Park, der sehr weitläufig war. Dort drehte sie mehrere Runden. Das tat ihr gut. Sie ordnete ihre Gedanken während des Laufens. Zwar bekam sie Colin nicht aus ihrem Kopf, aber sie wurde wieder realistisch. Sie wäre nie mit Colin zusammengekommen. Seinerseits nicht, und ihrerseits nicht. Ende.
10
Colin saß während der Drehpause in seinem Trailer und starrte ins Leere. Die Dreharbeiten waren anstrengend, aber nicht so anstrengend, als dass er nicht an sie dachte. Jade. Warum nur bekam er sie nicht aus seinen Gedanken? Was hatte sie, was andere nicht hatten? Er konnte jede haben. Gerade am Set hatte er wieder gesehen, wie ihm eine Filmpartnerin in der Nebenrolle Blicke zuwarf. Aber er war nicht interessiert. Vielleicht sollte er die Dates mit Jade einfach wieder aufnehmen? Sein Leben war langweilig geworden, ohne die erotischen Abenteuer mit ihr. Verdammt! Jetzt schlief sie weiterhin mit anderen Männern. Das war ihr Job, und er musste zugeben, dass ihn das am Ende gestört hatte. Er hatte gewollt, dass sie ganz sein war. Und doch hätte er sich nicht zu ihr bekannt. So offen war er gegenüber sich selbst. Also, was sollte diese Grübelei? Er musste sich ablenken. Die Dreharbeiten waren gute Ablenkung, aber vielleicht sollte er doch für weibliche Ablenkung sorgen? Ein Frau vergaß man am besten, wenn man eine andere an ihre Stelle setzte oder?
Jades neuer Kunde war Timothy Hutchinson. Sie kannte ihn aus der Serie „Baseball“, die nicht sonderlich gut auf CBS lief. Er hatte bei Linda, der Agenturchefin, angemeldet, dass er sie künftig für ein paar Events buchen wolle, als Begleitung. Zuvor aber wolle er sie privat bei sich zu Hause kennenlernen. Das war nichts Außergewöhnliches.
Sie machte sich zurecht, wählte ein cremefarbenes Kleid mit schwarzen Applikationen. Dazu schwarze Pumps. Timothy wohnte in West Hollywood, so fuhr sie selbst mit dem Auto, es war nicht weit. Um 20 Uhr traf sie bei ihm ein, er wohnte in einem Bungalow, der in einer Sackgasse lag.
Er öffnete ihr nach ihrem Klingeln beschwingt die Tür. Schnell musterte sie ihn. Er trug eine beige Hose und ein schwarzes Polo-Shirt. Seine längeren blonden Haare machten einen etwas ungepflegten Eindruck. Im Großen und Ganzen sah er langweilig aus. Aber Jade hatte das Date angenommen, da sie Ablenkung brauchte. Und sie war neugierig auf Neues.
„Hallo , liebe Jade“, begrüßte er sie locker.
„Hallo Timothy.“ Sie reichte ihm die Hand und er drückte ihr einen Handkuss darauf.
„Komm rein, ich habe dich schon sehnsüchtig erwartet. Ich möchte dich endlich kennenlernen.“
Sie lächelte ihn höflich an und sah sich im Haus um. Die Einrichtung war bieder, eher unscheinbar . So wie er, dachte Jade. Nichts Besonderes. In der Serie spielte er einen abgehalfterten Baseballtrainer, irgendwie passte das zu ihm.
Er führte sie ins Wohnzimmer, in dem eine kleine Bar integriert war mit zwei Barhockern.
„Möchtest du etwas trinken?“
„Ja gerne, Martini, wenn du hast.“
„Gerne.“ Er ging hinter die Bar und schenkte ihr ein Glas ein. Er selbst griff zum Whisky. „Setz dich doch.“ Er deutete auf die beige Ledercouch. Jade setzte
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