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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Spiegelbild im Fenster, als könne sie nicht glauben, was sie da sah.
      »Ich nehme an, meine Frau und ich sind deshalb noch zusammen«, sagte Banks, »weil sie immer energisch und unabhängig gewesen ist. Sie hat die Rolle der Hausfrau, die sich nur ums Essen kümmert und Gutscheine aus der Zeitung ausschneidet, immer gehasst. Manche Leute mögen das für einen Fehler halten, aber ich nicht. So ist sie nun einmal und ich möchte sie nicht zu einer Art Leibeigenen oder Sklavin machen. Und sie würde niemals verlangen, dass ich dafür zuständig bin, sie zu unterhalten oder glücklich zu machen. Wir haben natürlich auch unsere schwierigen Phasen und mussten uns manchmal ungeheuer zusammenreißen, aber im Großen und Ganzen kommen wir gut miteinander aus.«
      »Und das führen Sie auf ihre Unabhängigkeit zurück?«
      »Hauptsächlich, ja. Sie ist, wie gesagt, ein eher unabhängiger Geist. Und intelligent. Es ist nicht leicht, die Frau eines Polizeibeamten zu sein. In unserem Beruf ist die Scheidungsrate enorm hoch. Das liegt gar nicht mal so sehr an der Sorge um den Partner, obwohl die ständig da ist, sondern vor allem an den langen Abwesenheiten und an der Unvorhersehbarkeit der Dienstzeiten. Ich habe eine Menge Ehen scheitern sehen, weil die Frauen es nicht mehr aushalten konnten. Aber Sandra hatte immer ihren eigenen Kopf. Und ein eigenes Leben. Die Fotografie, die Kunstgalerie, Freunde, Bücher. Sie lässt keine Langeweile aufkommen, dafür liebt sie das Leben viel zu sehr. Und deshalb habe ich auch nie das Gefühl, dass ich die ganze Zeit da sein müsste, um sie zu unterhalten oder ihr Aufmerksamkeit zu schenken.«
      »Das klingt wie bei Caroline und mir. Obwohl ich bestimmt ziemlich von ihr abhängig war, besonders am Anfang. Aber sie hat mir geholfen, unabhängiger zu werden - sie und Ursula.«
      Banks fragte sich, warum um alles in der Welt er sich gegenüber Veronica derart geöffnet hatte. Es war irgendetwas an der Frau, das er nicht genau definieren konnte: eine erschreckende Ehrlichkeit, eine sichtliche Anstrengung, sich mitzuteilen, offen zu sein. Statt einfach so dahinzuleben wie so viele, arbeitete sie an ihrem Leben. Sie scheute sich nicht vor neuen Erfahrungen, und Banks fand es unmöglich, einem solchen Menschen gegenüber nicht genau so offen zu sein. Erlaubte er seinen Gefühlen, sein Urteilsvermögen zu trüben? Schließlich war nicht ausgeschlossen, dass diese Frau eine Mörderin war.
      »Wie lange haben Sie Caroline gekannt, bevor Sie Ihren Mann verlassen haben?«, fragte Banks.
      »Wie lange ich sie gekannt habe? Ein paar Monate, aber eigentlich nur flüchtig.«
      »Aber woher wussten Sie, wie Sie fühlten und was Sie wollten?«
      »Ich wusste es einfach. Meinen Sie in sexueller Hinsicht?«
      »Nun ...«
      »Keine Ahnung«, fuhr sie fort und erlöste ihn damit aus seiner Verlegenheit. »Jedenfalls hatte ich zuvor noch keine Erfahrungen in dieser Richtung gemacht, ja noch nicht einmal daran gedacht. Oder - ich habe doch daran gedacht, aber ich kann mich nicht erinnern. In der Schule gab es natürlich Schwärmereien und auch mal ein bisschen Petting, aber ich kann mir vorstellen, dass das bei jedem Mädchen so ist. Keine Ahnung. Es war eine höchst merkwürdige Situation. Wir waren in ihrer Wohnung und sie ... sie hat mich einfach verführt. Danach wusste ich es. Ich wusste, was ich mein ganzes Leben lang vermisst hatte, was ich unterdrückt hatte, wenn man so will. Und ich wusste, dass ich etwas ändern musste. Ich war in einer Art Liebesrausch und habe wohl von Claude erwartet, dass er es versteht, als ich es ihm erzählt habe.«
      »Aber das hat er nicht?«
      »Er war noch nie so drauf und dran gewesen, mich zu schlagen.«
      Banks erinnerte sich an die Wut ihres Exmannes, an seine Gefühle der Demütigung.
      »Was ist passiert?«
      »Jetzt weiß ich, was ich falsch gemacht habe. Glaube ich wenigstens.« Sie musste über sich selbst lachen. »Damals war ich verrückt vor Freude. Und ich erwartete von ihm, dass auch er sich für mich freute. Können Sie sich das vorstellen? Wie auch immer, am nächsten Tag bin ich ausgezogen, um mit Caroline in ihrer Wohnung zu leben. Danach verkaufte er das Haus und zog weg von Eastvale. Später haben wir uns das kleine Haus in Oakwood Mews gekauft. Den Rest kennen Sie.«
      »Und Sie haben nie zurückgeschaut?«
      »Nie. Ich hatte gefunden, wonach ich gesucht hatte.«
      »Und jetzt?«
      Veronicas

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