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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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gewusst. Weder Robin noch Martin hatten sich wie Eltern verhalten, die gerade erfahren hatten, dass ihr Sohn, um dessen Leben sie gebangt hatten, in Sicherheit war und bald zurückkommen würde.
      Als der BMW von Martin Armitage ein oder zwei Minuten später mit quietschenden Reifen aus der Einfahrt schoss, hatte Annie eine Idee. Nur selten dachte oder handelte sie instinktiv. Ihre Arbeit wurde zum größten Teil von Verhaltensvorschriften und Anordnungen reglementiert. Doch heute war Annie unbekümmert, und die Situation verlangte eine gewisse Initiative ihrerseits.
      Soweit sie wusste, hatte Martin Armitage keine Ahnung, welche Marke oder Farbe ihr Auto hatte, er würde also kaum Verdacht schöpfen, wenn ihm ein violetter Astra in gebührendem Abstand folgte.
     
    Banks fuhr auf der A1 Richtung Süden durch eine Landschaft aus brandneuen Einkaufszentren, Elektronikmärkten und Sozialbauten. Früher hatte man von der Autobahn aus die alten Kohlminen, Förderräder und Schlackeberge West Yorkshires gesehen. Er dachte darüber nach, wie sehr sich das Land seit Grahams Verschwinden verändert hatte.
      1965. Winston Churchills Beerdigung. Die Wilson-Ära. Abschaffung der Todesstrafe. Der Prozess um die Kray-Brüder. Carnaby Street. Die Moor-Mörder. Der erste Weltraumspaziergang der Amerikaner. Help! von den Beatles. Der Kampf zwischen Mods und Rockern. Es war eine Zeit unbegrenzter Möglichkeiten und voller Zukunftshoffnung gewesen, der Scheitelpunkt der Sechziger. Nur wenige Wochen nach Grahams Verschwinden hatte die scharfe, verführerische Emma Peel ihr Debüt in Mit Schirm, Charme und Melone. Jeremy Sandfords Doku-Drama über eine obdachlose Mutter und ihre Kinder, Cathy Come Home, verursachte einen öffentlichen Aufschrei, und The Who sangen »My Generation«. Bald gingen die jungen Leute auf die Straße, protestierten gegen den Krieg, den Hunger und alles, was ihnen sonst noch einfiel, riefen »Make love, not war«, rauchten Joints und warfen Trips. Damals hatten alle geglaubt, eine blühende Neuordnung der Welt stehe kurz bevor. Graham, der coole Graham, hatte sich immer so auf die Zukunft gefreut, er hätte sie miterleben sollen, aber es gab ihn nicht mehr.
      Und was war seitdem passiert, bis zu Tony Blairs England? Eigentlich hatte es nur Margaret Thatcher gegeben, die die Grundlage des Landes, die großen Fabriken, niedergerissen, den Einfluss der Gewerkschaften geschwächt und die Arbeiter zermürbt hatte. Dadurch war besonders der Norden eine Geisterlandschaft aus leer stehenden Fabriken, Secondhandshops und verfallenden Sozialbausiedlungen geworden, wo es keine Hoffnung auf Arbeit gab. In ihrer Trägheit und Hoffnungslosigkeit wurden viele Menschen zu Verbrechern oder zerstörten den Besitz anderer Leute; Autodiebstahl war an der Tagesordnung; die Polizei wurde zum Feind der Bevölkerung. Das heutige Großbritannien war sicherlich umgänglicher als damals, lockerer, gemäßigter und viel amerikanischer mit den überall aus dem Boden sprießenden McDonald's, Pizza Huts und Shopping Malls. Die meisten hatten, was sie begehrten, auch wenn sich das hauptsächlich auf Materielles bezog - ein neues Auto, einen DVD-Spieler, Turnschuhe von Nike. So mancher wurde wegen seines Handys überfallen, sogar umgebracht.
      Aber war es Mitte der Sechziger wirklich völlig anders gewesen? Herrschte nicht schon damals Konsumterror? Als es an jenem Montagabend im August 1965 an der Tür geklopft hatte, saß die Familie Banks gerade zusammen vor dem brandneuen Fernseher, der gerade eine Woche vorher auf Rate gekauft worden war, um Coronation Street zu sehen. Banks' Vater arbeitete damals in einer Metallblechfabrik, und wenn jemand ihm prophezeit hätte, dass er siebzehn Jahre später arbeitslos wäre, hätte er ihn ausgelacht.
      Coronation Street war jeden Montag und Mittwoch ein Ritual. Dann setzte sich die Familie, nachdem man zu Abend gegessen, das Geschirr abgewaschen und weggeräumt, Hausaufgaben und Kleinigkeiten erledigt hatte, zusammen vor den Fernseher. Daher war es eine unerwartete Unterbrechung, als es an der Tür klopfte. Das passierte sonst nie um die Zeit. Die Familie Banks ging davon aus, dass alle in der Straße, zumindest die Leute, die sie kannten, Coronation Street sahen und nicht im Traum auf die Idee kämen, jemanden dabei zu stören ... also wirklich, Ida Banks fehlten die Worte. Arthur Banks ging zur Tür und wollte den Handlungsreisenden mit seinem Koffer in die Wüste

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