Intimitaet und Verlangen
wichtig wird, treten sexuelle Probleme auf
Das System, das unsere persönliche Entwicklung fördern soll, ist unglaublich schlau. Sexuelle Langeweile ist unvermeidlich, weil sexuelle Beziehungen stets auf dem basieren, »was übrig bleibt«, und weil man Langeweile nur vermeiden kann, indem man sich in unerforschte Bereiche vorwagt. Allerdings kann auch noch ein zweiter, gleichzeitig stattfindender Prozess die sexuelle Langeweile fördern. Dieser ebenso elegante Mechanismus basiert einzig und allein auf dem Vergehen von Zeit. Nicht die Begrenztheit Ihrer sexuellen Entwicklung ist in diesem Fall die Ursache, sondern liebevolle Zuwendung. Bei Regina und Ellen dauerte es nicht lange, bis dieser Aspekt zur Sprache kam. Ellen sagte: »Ich fühle mich von dir nicht besonders gut umsorgt.«
Darauf antwortete Regina: »Und ich fühle mich von dir auch nicht gut umsorgt. Ich habe nicht das Gefühl, in deinem Leben besonders wichtig zu sein.«
Nun mischte ich mich ein: »Offensichtlich glauben Sie beide, ein Recht auf Ihre Gefühle zu haben; allerdings sind diese meiner Meinung nach keine guten Indikatoren für das, was sich zwischen Ihnen abspielt. Meiner Einschätzung nach besteht eines Ihrer Probleme darin, dass Sie füreinander zu wichtig sind. Sie sind füreinander wichtiger, als jede von Ihnen für sich selbst wichtig ist. Ihre Partnerin ist zu sehr damit beschäftigt, was Sie über sie denken; sie fürchtet Ihre Missbilligung und kann diese kaum ertragen. Wenn Sie sich unwichtig fühlen, bedeutet das nichts anderes, als dass sich Ihr gespiegeltes Selbstempfinden beklagt.«
Ellen reagierte wie von der Tarantel gestochen: »Wie zum Teufel können wirfüreinander zu wichtig sein? Wie kann auch nur irgendjemand zu wichtig sein? Es ist doch gut, wenn wir das Gefühl haben, dass andere Menschen sich um uns kümmern.«
»Das ist wahr. Aber für jemanden wichtig zu sein, der nicht auf eigenen FüÃen stehen kann, fühlt sich nicht so gut an, wie Sie vielleicht meinen.«
Warum wir uns mit neuen sexuellen Praktiken schwertun
Häufig wird angenommen, in einer guten Beziehung sei es wichtig, für den Partner zu sorgen und sich um ihn zu kümmern. Jeder Mensch möchte sich umsorgt fühlen. Und niemandem ist klar, welche Rolle das jeweilige emotionale Entwicklungsniveau dabei spielt. Wenn Sie Ihre Partnerin umsorgen, sie aber so wichtig für Sie ist, dass die Vier Aspekte der Balance bei Ihnen überfordert sind, treten Verlangensprobleme auf.
Je wichtiger Ihr Partner für Sie wird, umso wahrscheinlicher kommt sexuelle Langeweile auf. Sexuelle Neuerungen einzuführen ist dann schwieriger, denn Sie werden kaum eine Zurückweisung riskieren, weil Ihnen die Meinung Ihrer Partnerin über Sie wichtiger ist als Ihre eigene Sicht. Früher oder später sind Sie dann nicht mehr bereit, die Maske Ihrer Sexualität abzunehmen. Je schwächer die Vier Aspekte ausgeprägt sind, umso schneller erreichen Sie den schicksalhaften Punkt, an dem Sie sich weigern, bisher verborgene Eigenarten zu offenbaren, indem Sie Ihrem Partner vorschlagen, einmal etwas Neues auszuprobieren.
Ellen und Regina rangen mit dieser unvermeidlichen Tyrannei des unablässigen Strebens nach Anpassung. Ellen fürchtete, Regina gegen sich aufzubringen, wenn sie ihr offenbaren würde, welche erotischen Bedürfnisse sie tatsächlich hatte. Sie stellte sich vor, Regina würde sie dann einem langwierigen Kreuzverhör unterziehen, um herauszufinden, »wo sich dies verborgen hat«. Ellen wollte ihre Beziehung zu Regina nicht gefährden und auch nicht von Regina »zur Schnecke gemacht« werden. Sie war auf ihre falsche Persona fixiert, weil sie in ihrer Beziehung zu Regina von Anfang an ihre wahren erotischen Bedürfnisse verborgen hatte.
Viele »Frauen mit schwachem Verlangen« sind in Wahrheit unglaublich sinnlich. Sie sind das Endresultat jener seit Millionen von Jahren stattfindenden Konditionierung der Frauen auf Sex hin. Solche Frauen sind zahlreicher, als Sie glauben mögen. Sie lieben Sex, lassen sich von ihm mitreiÃen, und »wollen ordentlich geritten und nass gemacht werden«, wie einer meiner Klienten aus Texas es ausdrückte. Sie verbergen dieses Bedürfnis (und entsprechende frühere Erlebnisse mit anderen Partnern), wenn sie eine Beziehung eingehen, und dadurch verstärken sie im Geist ihres Partners einen
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