Invasion 02 - Der Angriff
die in der Firma in Verwendung waren, hätte bei regulärer Vergabe durch die Beschaffungsbehörde des Militärs wahrscheinlich zehn Jahre und zweihundert Milliarden Dollar in Anspruch genommen. Als man die Reynolds-Leute damit beauftragt hatte, Mittel und Wege zu finden, hatten sie binnen Stunden ein funktionsfähiges System improvisiert. Das zeigte wieder einmal, was passierte, wenn man klare Ziele und reichliche Mittel vorgab und kompetente Leute dann einfach arbeiten ließ.
Und das galt für die gesamte Verteidigung der Stadt. Seit der Plan in Kraft war, hatte Keeton kaum Schritt halten können. Leute, die begriffen hatten, dass keine Zeit für lange Auseinandersetzung war, hatten eine Unzahl kleiner Details einfach in Angriff genommen und gelöst, angefangen ganz oben bei Keene, der wie ein Wirbelwind an einem Dutzend Stellen Projekte ins Leben gerufen hatte, bis hinunter zu Sergeant Gleason vom Special Forces-Team, der ein halbes Dutzend heillos zerstrittener Krankenhausverwalter praktisch erpresst hatte, improvisierte Feldlazaretteinheiten zur Verfügung zu stellen.
Natürlich gab es auch die Kehrseite der Medaille. Er hatte einen klaren und leicht verständlichen Befehl erteilt: Wenn ein General erfuhr, dass ein Offizier im Rang eines Captain oder darüber aus politischen oder bürokratischen Gründen den Fortgang der Arbeiten behinderte, war dieser Offizier unverzüglich seines Kommandos zu entheben, zu degradieren und an die Front zu schicken, um dort Schützenlöcher zu graben. Im Augenblick waren zwanzig Stabsoffiziere und drei Flaggoffiziere mit Graben beschäftigt. Wenn das hier alles vorbei war, würde er das irgendwie auseinander klauben müssen. Die Generäle würden dabei vermutlich ein gewisses Problem darstellen.
Aber in der Zwischenzeit hatte er einen geradezu gottähnlichen Überblick über den heranziehenden Feind, ein klares Bild der Tausende von Posleen, die sich in dem Killerkessel ausbreiteten, und genügend Nachschub, um mehrere Tage kämpfen zu können. Und im Laufe der letzten Stunde hatte er sich nur mit drei Problemen auseinandersetzen müssen. Bemerkenswert.
Doch jetzt wurde es allmählich Zeit, den Befehl »Feuer frei« zu geben. Vermutlich würde er jetzt gleich alle Hände voll zu tun bekommen.
Er drückte den Sprechknopf des Mikrofons an seinem Headset, das ihn mit dem taktischen Kontrolloffizier des Air Defense Command verband. »Okay, ADC. Es geht los!«
Man bezeichnete diese Technik als time-on-target . Je nach der Entfernung zum Ziel und dem Waffentyp braucht eine Artilleriegranate eine gewisse Zeit, um ihr Ziel zu erreichen. Eine Art der Artillerie, die Mörser, feuert im steilen Winkel. Ihre Geschosse beschreiben einen hohen Bogen und brauchen relativ lang, um ihr Ziel zu erreichen. Andere Artilleriegeschosse werden im flacheren Winkel abgeschossen und brauchen daher weniger Zeit, um das Ziel zu erreichen.
Dieses Phänomen war natürlich bekannt, aber bis zum Zweiten Weltkrieg hatte ihm niemand sonderliche Beachtung geschenkt. Dann freilich war ein hoher amerikanischer Artillerieoffizier zu dem Schluss gelangt, dass man einen besseren »Schlag« erzielte, wenn die erste Salve von massivem Sperrfeuer mehr oder weniger gleichzeitig eintraf.
Nachdem er sich das relativ kurze Zeit überlegt hatte, entschied er sich dafür, seine Geschütze in genau abgestimmten Intervallen feuern zu lassen. Bei richtiger Planung würden dann sämtliche Granaten im Abstand von nur wenigen Sekunden voneinander eintreffen. Man stellte fest, dass diese Technik hervorragend wirkte, wie das überlebende deutsche Soldaten nach dem Krieg bestätigt hatten. Und damit war eine neue Technik in dem ach so alten Spiel der Artillerie geboren.
Arstenoss feuerte einen hasserfüllten Plasmastrahl auf die hoch ragende Mauer ab. Die Kessentai in den vorderen Rängen hatten ihre Tenar mit Schwermetall beladen und sich in die Nachhut zurückgezogen. Das waren Schätze, die man gegen hochwertige genetische Muster und Lehen eintauschen konnte, und sie enthoben einen der Notwendigkeit, um sie zu kämpfen. Jetzt hatte die Heerschar diesen von den Dämonen verdammten Wall erreicht, der zu allem Überfluss das Symbol jener dreimal verdammten Militärtechniker trug, und es schien einfach nicht möglich, den Weg weiter zu verfolgen, den die Schmuckstücke wiesen. Die wenigen Gottkönige, die ihre Tenar bis zur Höhe der Mauerkrone gesteuert hatten, waren vom Pfad entfernt worden. Und um alles noch schlimmer zu
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