Invasion 02 - Der Angriff
man das Gebräu finden konnte, was für ihn dann Peinlichkeiten zur Folge haben würde. Am besten war, man bot ihm keine Kostprobe vom letzten Ansatz an. Obwohl das um diese späte Stunde keinen Sinn machte.
»Wir haben Besuch«, sagte er.
»Freund oder Feind?«, fragte Cally ernsthaft. Sie warf die Karten hin, die sie gerade gemischt hatte.
»Weiß ich nicht«, sagte er. »Ich denke, wir sollten nachsehen gehen.«
Es war ein unauffälliger Ford Taurus. Wahrscheinlich gemietet. Ein Mann saß am Steuer. Sonst konnte Papa O’Neal nicht viel erkennen, auch nicht mit einem hoch auflösenden Lichtverstärkerglas. Er wartete im vorderen Zimmer des Hauses im Schutz der Vorhänge, bis der Wagen vor dem Haus ausrollte und zum Stillstand kam.
Der Mann, der in den Kegel der Sicherheitsscheinwerfer trat, war Anfang zwanzig und allein. Er sah ein wenig wie ein Latino aus – hauptsächlich wegen seines dunklen Teints –, hätte aber auch hundert anderen über die ganze Welt verteilten Rassen oder Mischungen angehören können. Er trug eine alte, ziemlich abgewetzte Windjacke, auf deren rechter Schulter das Abzeichen der Special Forces zu erkennen war, aber sonst war nichts an ihr auffällig; »steril« nannte man das in der Sprache der Special Operations. Er kam ihm auch irgendwie bekannt vor, aber O’Neal wusste nicht, wo er das Gesicht hintun sollte.
Mike senior öffnete die Haustür und trat hinaus, musterte den Fremden argwöhnisch. Es gab einfach keinen Anlass dafür, dass ein völlig Fremder ihn hier aufsuchte. Genau genommen hatte er noch nie ungeladenen Besuch gehabt. Mit Ausnahme gelegentlich der Polizei. Aber da hatte er ja keine große Wahl.
»Mike«, sagte der Mann, als er ihn sah, und ein breites Grinsen ging über sein Gesicht. »Lange nicht gesehen, ’mano «
Papa O’Neals Stirn fürchte sich nachdenklich, aber sonst blieb sein Ausdruck argwöhnisch. »Kenne ich Sie?«
»Scheiße.« Der Fremde schüttelte den Kopf, gab sich verstimmt. »Wie war’s damit: ›Manchmal kriegst du die Federn und manchmal die Knochen‹.«
Papa O’Neal legte den Kopf zur Seite und kramte in Erinnerungen, die eine Menge Jahre zurücklagen. Dann weiteten sich seine Augen. »Harold?«, fragte er ungläubig.
»Das war der Deal, den sie mir angeboten haben. Mann. Ich habe ein neues Leben gekriegt, eine neue Identität und seitdem arbeite ich für den Mann. Du kannst mich Lazarus nennen«, schloss er mit einem schiefen Grinsen.
»Du arbeitest für die Company?«, fragte Mike und lehnte sich in seinem mit Rindleder bespannten Sessel zurück.
»Nein«, sagte Harold und schüttelte den Kopf. »Es gibt da Gruppen, von denen nie jemand redet.« Plötzlich beugte er sich in seinem Sessel vor. »Du weißt doch , womit die uns in den Sack gehauen haben, Mann. Das waren die Erbsenzähler in den Staaten. Die Peaceniks und die Politiker in Uniform, die nie erlaubt haben, dass wir unseren Job richtig erledigen. Das weiß du doch , Mann, du hast doch das erledigt, was man von uns erwartet hat!«
»Sicher, Harold«, sagte Mike senior beruhigend. »Aber das war damals, Mann. Das war eine andere Welt. Und ein anderer Feind.«
»Nein«, widersprach der Besucher und schüttelte den Kopf. »Der Feind ist immer noch der Gleiche. Die Etappenhengste in ihren klimatisierten Büros, die ständig Mist bauen und die armen Schweine draußen dafür büßen lassen, die den Job erledigen müssen.«
»Harold«, sagte Mike senior und wies unauffällig auf Cally. Sie war auf der anderen Seite des Zimmers hinter dem Stuhl des Besuchers mit ihrer Puzzlebox beschäftigt. Er wollte damit andeuten, dass Harold auf seine Sprache achten sollte, hoffte aber auch, dass ihn das etwas ruhiger machen würde. Das tat es auch, aber es geschah auch noch etwas anderes, und das ließ Mike plötzlich hellwach werden, so als hätte ein Blitz eingeschlagen. Ein sechster Sinn, den er an einer Unzahl gefährlicher Orte auf der ganzen Welt entwickelt hatte, verriet ihm, dass sich irgendetwas in seinem Besucher verändert hatte. Und, wie er meinte, nicht zum Guten.
»Schau mal, Mike«, sagte Harold und beugte sich vor, und seine Stimme wurde leiser, vertraulich, »es gibt einen Platz für dich.« Er nickte ernsthaft, und seine Augen bohrten sich in die des Sergeant, der ihn vor so vielen Jahren ausgebildet hatte. »Das sind die Leute, die wissen, wie man eine Sache erledigt. Manchmal gibt es Probleme, die Etappenhengste, die nicht wissen, wann sie scheißen oder vom Topf
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