Invasion 03: Der Gegenschlag
nickte. »Vielen Dank, dass du mich daran erinnert hast. Ich war nicht in Fredericksburg und würde mich ohnehin nicht erinnern können.«
Wendy blieb stehen und sah den weiblichen Offizier einen Augenblick lang an. »Wann haben wir eigentlich angefangen zu streiten?«
Elgars blieb ebenfalls stehen und legte den Kopf zur Seite. »Ich glaube, als ich über die Feuerwehr gemeckert habe.«
»Okay«, gab Wendy sich zufrieden. »Meckern tut einem ja manchmal gut. Ja, ich bin diese Tagesstätte wirklich leid. Das war ich schon, als das hier zum größten Teil noch eine offene Kaverne war und wir bloß ein paar hundert mitgenommene Virginier hatten. Und jetzt geht es mir echt auf den Geist. Ich habe mit angesehen, wie diese Kinder ohne einen Sonnenstrahl und ohne richtige Spielplätze aufwachsen, und ich schaffe das einfach nicht mehr.
Ich bin es leid, ihnen die Nase zu putzen. Ich bin es leid, nichts Wichtiges zu tun. Ich bin es leid, dass man mich wie eine Bruthenne behandelt, ganz besonders, weil der einzige Typ, mit dem ich zusammen sein möchte, NIE HIER IST!«
»Okay«, sagte Anne Elgars und hob die Hand. »Hab's schon kapiert.«
»Und was Billy angeht«, fuhr Wendy fort, während sie den Korridor hinuntergingen, »Shari war die Letzte, die den Central Square verlassen hat. Billy … hat sich umgesehen.«
»Ich weiß nicht, was das bedeutet«, seufzte Elgars. »Central Square, was ist das oder wo ist das?«
»Das war die große Shopping Mall, ein Stück außerhalb von Fredericksburg«, erklärte Wendy geduldig. »Die Posleen sind mitten auf dem Parkplatz gelandet. Shari ist einfach … weggegangen. Sie hat Susie getragen und Kelly und Billy geführt. Billy … hat sich umgesehen. Und seitdem stimmt etwas nicht mit ihm.«
»Okay«, sagte Elgars geduldig. »Ich verstehe es immer noch nicht. Sich umgesehen? Nach der Shopping Mall? Was immer das ist.«
»Die Posleen haben … die Leute dort gegessen.«
»Ah.« Elgars ließ sich das kurz durch den Kopf gehen. »Das wäre schlecht.«
»Und offensichtlich sind sie … vorgerückt … auf Shari zu. Sie sagte, sie weiß das nicht genau, weil sie sich nicht umsehen wollte. Aber Billy hat sich umgesehen.«
»Okay«, sagte Elgars mit gefurchter Stirn. »Ich denke, das wäre schlimm.«
»Du verstehst das nicht, oder?«, fragte Wendy. Ihr war schon aufgefallen, dass die Scharfschützin manchmal geradezu unmenschlich begriffsstutzig sein konnte.
»Nein«, gab Elgars zu.
»Es war wie in einem Albtraum«, sagte Wendy und schauderte. »So ein Traum, wo einen jemand verfolgt und du einfach nicht wegkommst, ganz gleich wie schnell du läufst. Die Psychiater meinen, dass … sich bei ihm da irgendetwas verhängt hat. Dass er vielleicht an nichts anderes denken kann; er erlebt ständig diesen Albtraum. Immer wieder.«
»Ich versteh's immer noch nicht«, erklärte Elgars. »Ich habe diesen Albtraum nicht.«
»Nicht?«, fragte Wendy. »Niemals?«
»Einmal hatte ich ihn«, gab Elgars zu. »Aber da habe ich mich umgedreht und das Ding umgebracht, das hinter mir her war.« Sie schauderte. »Das war wieder eine von diesen Krabben, nein … äh, einer von diesen Oktopussen.«
»Oktopusse?« Wendy blieb stehen und drehte sich zu Elgars herum. »Welche Oktopusse?«
»Träumst du nicht von riesigen lila Oktopussen?«, fragte Elgars überrascht. »Ich schon. Normalerweise sehe ich von außerhalb zu und die zerren mir mein Hirn heraus. Es sieht aus wie lauter herumwimmelnde Würmer, und die legen es auf einen Tisch und schlagen mit Hämmern auf die Würmer ein, damit sie aufhören, sich zu ringeln. Jedes Mal, wenn sie einen von den Würmern treffen, spüre ich das in meinem Kopf. Hast du diesen Traum nie?«
Anfänglich war Wendy noch erstaunt gewesen, aber inzwischen war daraus eine Art Schock geworden und sie starrte ihr Gegenüber aus geweiteten Augen an und schüttelte den Kopf. »Nee. Und gerade weil du meine Freundin bist, muss ich zugeben, dass das unter die Kategorie ZVI fällt.«
»ZVI?«, wiederholte Elgars verständnislos.
»›Zu Viel Information‹.«
»Ich wäre übrigens nicht weggerannt.«
»Auch nicht mit drei Kindern, für die du verantwortlich bist?«, fragte Wendy.
»Äh …« Elgars blieb stehen, überlegte. »Wahrscheinlich hätte ich trotzdem gekämpft. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, vor den Posleen wegzurennen. Ich denke, da hat man nicht die leiseste Chance.«
»Shari lebt«, gab Wendy zu bedenken. »Und ihre Kinder auch. All die anderen
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