Invasion 03: Der Gegenschlag
Überdruck bezeichnet man im Allgemeinen als die »Schockwelle«, er entspricht etwa den Auswirkungen eines Tornados; wenn der Druck ein Gebäude trifft, dann bricht es infolge des unterschiedlichen Drucks, der innerhalb und außerhalb seiner Wände herrscht, zusammen. Fenster platzen nach innen, Türen kollabieren, und das Gleiche gilt für Wände und Decken. Die im Zentrum der Explosion entstehenden Winde von Orkanstärke vernichten alles, was sich ihnen in den Weg stellt.
Die zweite größere Verlustquelle sind thermische Effekte. Die intensive Hitze einer Kern- oder in diesem Fall Antimaterie-Explosion gibt eine gewaltige Menge infraroter Strahlung frei. Jeder Mensch und jeder Posleen in Sichtweite des Feuerballs und ein gutes Stück darüber hinaus zog sich Verbrennungen ersten, zweiten oder sogar dritten Grades zu. Da der Feuerball kurzzeitig von den Magazinwänden eingedämmt wurde, reduzierte dies den thermischen Schaden sogar.
Die dritte Kategorie waren Strahlungsverletzungen. Bei Antimaterie-Explosionen entstanden harte Gammastrahlen, die aber nur auf beschränkte Distanz wirken. Ähnlich einer Neutronenbombe erzeugen Wasserstoff-Antiwasserstoff-Konversionen gewaltige Hitze und »Energie«, aber nur sehr wenig anhaltende Strahlung. Der Gammaimpuls freilich war ganz ungewöhnlich.
Und dieser Gammaimpuls wurde Major Porter und seinem Fahrer schließlich mehr als alles andere zum Verhängnis. Sie waren tot, ehe ihnen das auch nur bewusst wurde, ein Schwall hochenergetischer Partikel schlug über ihren Körpern zusammen und erzeugte massive Systemausfälle, als ihre Nervenzellen plötzlich feststellten, dass nichts mehr funktionierte, und die Proteine ihrer Muskulatur sich in nicht funktionsfähige Form verwandelten. Aber das wäre weitgehend belanglos gewesen, da sie sich innerhalb der Null-Komma-sieben-Bar-Überdruckzone befanden. Die Druckwelle erfasste den zweiundsiebzig Tonnen schweren Panzer wie ein Blatt Papier und wirbelte ihn durch die Luft.
Doch Major Porter war nicht das einzige Lebewesen in unmittelbarer Nähe des Geschehens. Der Tenaral von Pacalostal befand sich sogar noch näher bei der Explosion. Und die Explosion zerfetzte die leicht gepanzerten Tenar, löste praktisch alle vierzig in einer Wolke der Vernichtung auf, als sie über die Angreifer und das schwer bedrängte Korps hinwegfegte.
Die Schockwelle fegte in weniger als einer Sekunde über die tertiären Verteidigungsstellungen und die Kasernen des menschlichen Korps hinweg, zerfetzte Gebäude, ließ Bunker in sich zusammenbrechen und füllte die wenigen neu ausgehobenen Gräben mit Erde. Die Überdruckwelle war noch immer gewaltig, als sie das ehemalige Schulgebäude erfasste und den pittoresken Ziegelbau in weniger als einer Sekunde in sich zusammenbrechen ließ und Ziegel und Holztrümmer des Gebäudes über die Hügelflanke und das Tal dahinter verstreute.
Die Fahrbereitschaft des Stützpunkts war ebenfalls noch den Auswirkungen der Druckwelle ausgesetzt, den weitaus größten Schaden erlitten allerdings die Gebäude, als Mauern und Fenster nach innen gedrückt wurden. Die Fenster der meisten Humvees und Trucks zersplitterten, aber im Großen und Ganzen ließ die Druckwelle sie intakt, und die Hügel dazwischen schützten sie vor den schlimmsten Auswirkungen der Explosion.
Außerhalb der unmittelbaren Umgebung des SheVa erzeugte die Hitze der Explosion keine Brände, aber die Bäume auf den Hügeln in der Umgebung wurden wie Streichhölzer abgerissen; die dahinter verloren ihre Blätter.
Weiter im Westen fegte die Explosion über die Überreste der Divisionsartillerie, ließ die verbliebenen Geschütze explodieren und tötete den größten Teil der Artilleristen, die bis dahin noch überlebt hatten. Freilich erfasste die Explosion auch die meisten der noch übrig gebliebenen Tenaral und riss sie zu Boden.
Die menschlichen Verteidiger von Rabun Gap waren praktisch erledigt. Die Mehrzahl der Streitkräfte sah sich entweder am Wall massiven Angriffen ausgesetzt oder war infolge der SheVa-Detonation bereits tot. Der Weg nach Norden war frei.
Nun ja, beinahe.
Papa O'Neal pfiff vor sich hin, als er zum Haus zurückging. Er hatte fast den ganzen Morgen lang Van Morrisons »Moondance« vor sich hin gepfiffen, und Cally war es allmählich leid.
»Du bist heute so schrecklich vergnügt, Grandpa«, sagte sie. Das ständige Artilleriefeuer in der Ferne machte sie nervös; es hatte am Vormittag angefangen und seitdem nicht mehr
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