Invasion 03: Der Gegenschlag
Vater
Dad
Er schickte seine Antworten immer als Text, tippte sie mit einem alten Textverarbeitungsprogramm und überließ es dem AID, sie entsprechend umzuformatieren und über das Militärnetz weiterzuleiten. Ein Lasertransmitter würde sie entsprechend zuordnen und zu einem Tiefraumsatelliten abstrahlen. Von dort würde die Mitteilung zur Titan-Basis weitergeleitet werden und dann in einer Kommunikationsboje im Jupitersystem warten, bis ein Schiff das System verließ. Jedes Schiff beförderte Post in das System und nach draußen, lieferte sie bei anderen Bojen ab, bis sie schließlich innerhalb von sechs bis zehn Wochen und damit schneller als nahezu jedes Übertragungsmittel, mit Ausnahme schnellster Militärkuriere, Michelles Planeten, Daswan, erreichte. In Anbetracht der Tatsache, dass ein Transportschiff für die Reise über ein Jahr brauchen würde, war das gar nicht so übel.
Mike sah die Mitteilung an und runzelte die Stirn. Da sollte mehr sein, er sollte eigentlich von seinem Bataillon erzählen und was sie geleistet hatten. Aber er wusste, dass Michelle sich inzwischen sehr wenig für das blinde Schlachten interessierte, das auf der Erde herrschte; anscheinend verspürte sie nicht einmal den Wunsch zurückzukehren. Er war im Begriff, seine Tochter zu verlieren, hatte sie wahrscheinlich bereits verloren und wusste nicht, was er dagegen unternehmen sollte oder auch nur, wie er etwas dagegen hätte unternehmen können. Man hatte sie bei den Indowy abgeladen, sie war von den Indowy aufgezogen worden und jetzt im Begriff, eine Indowy zu werden. Und er wusste einfach nicht, was er dagegen tun sollte.
Schließlich gab er es auf und klickte auf SENDEN.
Die nächste Nachricht war von Cally, und auch sie entsprach genau dem, was er erwartete. Callys Mitteilungen waren bei weitem nicht so häufig wie die von Michelle, und die beiden Schwestern entwickelten sich ganz offenkundig in … unterschiedliche Richtungen. Cally hatte auch keinen Zugang zu GalTech und schickte deshalb eine ganz gewöhnliche Textnachricht.
Hey Daddyo,
diese Woche hatten wir Besuch, ein paar Ladies aus der nahen SubUrb und ein paar Schlangenfresserkumpel von Baldy. Sie hatten ein paar Kinder mit, und die waren echt seltsam. Sie waren noch nie im Freien gewesen, hatten noch nie auf etwas geschossen und haben ständig durchgedreht, ich meine, du brauchst bloß Posties zu erwähnen und dieflippen aus wie Spastis.
Sonst nicht viel Neues. Baldy hat auf dem Berg einen Wilden geschossen, aber das ist keine große Nachricht. Ich meine, ich hab einen Hirsch geschossen und Baldy einen Wilden, wow!
Oh, Baldy hat erwähnt, dass eine von den Ladies, die uns besucht hat, mit ihm gepennt hat. Vielleicht. Warten wir's ab, die Tussi ist nicht übel, und ich denke, es wird ihm gar nichts schaden, wenn er gelegentlich ein bisschen bumst; vielleicht lockert ihn das ein wenig. Aber warten wir's ab. Oh, eines noch, MANN! Super, wie ihr in Rochester Gäule gekillt habt! Wir O'Neals verstehen uns eben auf so was, oder?
:-)
Lass dir's gut gehen und nicht vergessen: HVM ist in!
Cally
Mike seufzte, klickte auf ANTWORT und wusste nicht mehr weiter. Eigentlich war ihm die Art ja lieber als der Robotertext, aber Cally zu antworten brachte seine eigenen Probleme mit sich. Sollte er darauf hinweisen, dass es vielleicht nicht ganz passend war, ihren Großvater als »Baldy« zu bezeichnen? Und dass es eine Dreizehnjährige eigentlich nichts anging, ob ihr Großvater oft genug bumste? Übrigens würde sie das wohl auch mit vierzig nichts angehen.
Und was dieses Thema betraf – ob sie sexuell aktiv war? Also, Dad würde ihn das wahrscheinlich wissen lassen, aber wenn es der Fall war, konnte Mike dagegen nicht viel unternehmen. Was konnte er denn schon machen? Sich den Typen vorknöpfen und ein Gespräch Mann zu Mann mit ihm führen kam ja wohl nicht in Frage; schließlich war er fünfhundert Meilen entfernt.
Und dann diese blutrünstige Art, die sie sich zugelegt hatte. An Tommy Sunday hatte er das auch festgestellt. Diese Generation, die hier im Krieg aufwuchs, war eine Generation, die förmlich in Blut getaucht war; sie waren auf eine Weise desensibilisiert, die ihm ungesund vorkam.
Vielleicht war das eine ganz logische Reaktion auf die Zustände, aber eine Generation, die … sich so wenig für den Wert des Lebens interessierte – das schien für Menschen ebenso wie für Posleen zu gelten –, würde nach dem Krieg keine positive,
Weitere Kostenlose Bücher