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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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die Wächterinnen hoben sie hoch und schleiften sie an Aleytys vorbei in den Mahazh.
    Die Kipu erhob sich und wischte sich ab. Mit präzise auf die Steine klackenden Stiefeln, geradem Rücken - sie badete buchstäblich in Selbstgefälligkeit - schritt sie die Stufen herauf und hielt vor Aleytys an, ein Lächeln krümmte die Enden der dünnen Lippen.
    „Ja”, sagte Aleytys ruhig. „Du hast dein Ziel zweifellos erreicht, Rap’Kipu.”
    19
    Aleytys saß im Schatten unter dem Überhang des Bambusgestrüpps, tastete hierhin und dorthin in die Dunkelheit hinaus, um ihr neuentdecktes Talent des augenlosen Sehens zu üben; Burashs melancholische Gestalt allerdings mied sie sorgfältig.
    Er wandte ihr den Rücken zu und sandte einen tiefen Kummer aus seinem Gemüt, einen hartnäckigen Schmerz, der sie zusammenzucken ließ, selbst dann noch, als sie die Grundlage dieses Schmerzes zurückwies.
    Ungeduldig fuhr sie herum, funkelte seinen Rücken an. „Burash, es mußte sein. Es gab keinen anderen Ort, der sicher genug war, um als Treffpunkt zu dienen.”
    Er zog den Kopf tiefer zwischen die Schultern.
    „Du weißt, daß es keinen anderen Ort gibt.”
    „Ich weiß.” Er hob den Kopf und drehte sich so herum, daß er sie ansehen konnte, seine Fühler weit ausgebreitet, in einer flachen Kurve gebogen.
    „Hör auf, dich wie ein verrücktes Weibchen zu benehmen.”
    Er starrte sie verblüfft an. „Aber …”
    „Verdammt. Ich vergesse es immer wieder.” Sie klatschte mit einer Hand auf den Oberschenkel, zuckte dann unter der Lautstärke dieses Geräusches zusammen. „Sentimentalität, das ist alles.
    Falsch. Du weißt es.”
    „Falsch?” Er zuckte mit den Schultern, seine Fühler schnellten kurz nach oben, dann sanken sie wieder herunter. „Es zeigt jedenfalls eindeutig, was dir am meisten bedeutet.”
    Sie sprang auf und ruckte die Hände hoch. „Hahunh! Du bringst mich soweit, daß ich mir die Haare raufen will! Ich mache das Beste aus dieser verflixten Situation, das ist alles. Unser Platz. Pah.
    Dein Platz ist hier.” Sie berührte ihre Stirn. „Und hier.” Sie legte die Hand flach auf ihr Herz. „Wir werden ohnehin bald von hier weggehen.”
    Er neigte den Kopf und schaute zu ihr hoch. „Du wirst auch mich bald verlassen, hast du daran gedacht?”
    Sie kniete sich vor ihn und berührte sein Gesicht mit den Fingerspitzen. „Burash?”
    Er seufzte. „Leyta, Leyta, du begreifst nicht.” Er nahm ihre Hand zwischen die seinen und hielt sie fest.
    „Nein.” Sie seufzte. „Nein.”
    „Leyta …”
    Sie machte ihre Hand frei und legte sich ins Gras neben ihm zurück. „Schau dort hinauf, Burash.” Ihre Hand beschrieb einen flachen Kreis, umzeichnete die deutlich sichtbaren Sterne. „Da sind sie. Mutterhennensonnen mit kreisenden Welten wie Küken um sich herum. Irgendwo dort draußen flitzt meine Mutter von einer zur anderen. Irgendwo dort draußen quält vielleicht eine verdrehte und verrückte Frau das Baby, das sie mir gestohlen hat.
    Wenn mein Freund sie noch nicht gefunden hat. Irgendwo dort draußen wartet er auf mich. Dort draußen finde ich vielleicht einen Platz, wo ich hingehöre, wirklich hingehöre. Eine Heimat.”
    Er beugte sich über sie und küßte sanft ihre Stirn. „Ich wünsche dir viel Glück für deine Suche.” Abrupt sprang er auf und drängte sich in den tieferen Schatten zurück. „Es kommt jemand.”
    Aleytys blickte sich um, sah nichts, schloß die Augen und schaute mit dem neuen Sinn. „Nakivas und Kätzchen.” Sie setzte sich auf und seufzte. „Ruhig Blut, Naram.”
    Einen Augenblick später glitten die beiden Hiiri vorsichtig auf die Lichtung heraus, schoben sich an deren Rand entlang weiter, blieben im tiefen Schatten, während sie sich Aleytys näherten. Wie Schatten huschten sie über den unebenen Boden und verursachten nicht mehr Lärm als jagende Katzen.
    „Wie hast du sie entdeckt?” flüsterte Aleytys; ihre Schlagfertigkeit flackerte eigenartig.
    „Wärmequellen.” Burash neigte den Kopf und wackelte mit den Fühlern. „Eindeutig.”
    „Ah.” Aleytys runzelte die Stirn. „Können das diese Wächterinnen auch?”
    „Ein wenig. Nicht wie ein Mann.”
    „Können sie uns von der Mauer aus hier entdecken?”
    „Nicht so weit.”
    „Hah. Ich wäre fast in Panik geraten.”
    „Warum das, Kunniakas?” Nakivas sank neben ihnen auf den Boden. „Ich hörte, du hattest einige ereignisreiche Tage.”
    „Interessante Zeiten.” Fast unhörbar kicherte sie.

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