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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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Tröpfchen stoben nach allen Seiten, dann hatte sich der Schwung erschöpft.
    Zu seiner Linken sah er Yomis Kopf zwischen den drei Felsen hervorblicken. Unauffällig machte er ihm ein Zeichen, damit er sich schnell wieder hinter die Deckung zurückzog. Erst dann legte er die letzten Schritte bis zum gegenüberliegenden Ufer zurück.
    Yonathan stockte der Atem, als er sich umdrehte und den schwarzen Hang nach dem Verfolger absuchte. Die karminrote Gestalt folgte ihm immer noch. Eine dünne Lavaspur zeichnete den Weg nach, als sie bedrohlich in ihrer flammenden Masse den Berg herunterkam.
    »Bleibt, wo ihr seid!«, rief Yonathan den Gefährten zu, die den glühenden Hüter ebenfalls entdeckt hatten. »Wenn er nicht aufgibt, locke ich ihn in den Wald.«
    »… der sofort in Flammen aufgehen wird«, raunte Gimbar zurück. »Du bist wohl verrückt geworden.«
    Yonathan schluckte. Wie groß würde sein Verfolger wohl noch werden, wenn er erst in einem Meer brennender Bäume badete? »Ich locke ihn den Bach hinauf. Wasser wird er nicht in Brand stecken können«, rief er seinen Freunden zu und behielt den Rest seiner Befürchtungen lieber für sich. Er ließ sich kurz nieder, um zu verschnaufen. Dann verfolgte er den Abstieg des Magmawesens weiter.
    Das Fauchen war wieder zu vernehmen, die Luft über dem Wächter flimmerte. Und er kam noch immer näher. Yonathan erhob sich, bereit, jeden Moment loszulaufen. Dann tauchten die Füße des Flammenwesens ins Wasser. Weiße Dampfwolken verhüllten die glühende Gestalt. Ein lautes Zischen setzte ein, in das sich bald wütendes Fauchen mischte. Rote Feuerkugeln flogen über die Furt. Aber es fehlte ihnen an Treffsicherheit, nur eine zerschellte an Yonathans Schutzschild. Wie unter Schmerzen taumelte nun der Wächter zurück. Er schien geschrumpft zu sein. Drohend hob er die Arme und schickte einen letzten glühenden Ball in Yonathans Richtung. Das Geschoss verging zischend im Wasser.
    Der Wächter drehte um und zog sich auf den Vulkan zurück. Alles in allem konnte er zufrieden sein: Der Eindringling war vertrieben, das Auge unberührt und er selbst wusste nun mit wem er es zu tun hatte.
    »Es gefällt mir gar nicht, dass ich gezwungen war deinem Rat zu folgen, Gimbar. Ich bin umgekehrt, als es gefährlich wurde, und fühle mich jetzt, als wäre ich nur davongelaufen.«
    »Unsinn, Yonathan. Es war absolut richtig, dass du vor diesem Gesellen geflüchtet bist. Ich habe noch nie jemand mit einem so erhitzten Gemüt gesehen, dass er gleich Flammen schlägt. Besser, wir warten ab, bis er sich wieder abgekühlt hat.«
    »Ich fürchte, das kann bei dem Wächter des Auges lange dauern.« Yonathan klang verdrießlich. Er befand sich in keiner besonders guten Verfassung. Einerseits spürte er die Anstrengung der Verfolgungsjagd noch in den Knochen, andererseits war er aber kein Stück weitergekommen. Zum ersten Mal hatte er im Kampf mit einem der Wächter eine Niederlage hinnehmen müssen.
    Er atmete tief durch, schloss für einen Moment die Augen, sammelte sich innerlich. »Also gut«, begann er, wobei er in die Runde seiner Freunde blickte. »Betrachten wir den Vorfall eben als einen taktischen Rückzug. Vielleicht können wir daraus sogar Nutzen ziehen.«
    »Es fragt sich nur, wie«, meinte Yomi.
    Yonathan fasste zunächst seine Erlebnisse am Vulkan für die anderen noch einmal zusammen. »Hat irgendjemand eine Idee, wie wir den Hüter des Auges überwinden können?«, fragte er am Ende seines Berichts.
    »Das Glühende Berg war mir noch nie geheuer«, brummte Din-Mikkith.
    »Eine unheimlich verzwickte Situation«, meinte Yomi. »Ein Feind, der immer stärker wird, je öfter man auf ihn einschlägt: Das ist ein ziemlich dicker Brocken, würde ich sagen.«
    Gimbar saß einfach nur da und strich sich nachdenklich über den Nasenrücken. Er schien ganz in seine eigene Gedankenwelt versunken zu sein.
    Für eine geraume Zeit schwiegen die Augenjäger. Allein das Rauschen des Wildbaches war zu hören.
    »Was hast du vorhin gesagt?« Gimbars Stimme ließ die anderen hochschrecken.
    »Ich weiß nicht, was du meinst«, erwiderte Yonathan.
    »Dass uns deine Erfahrungen vielleicht nützlich sein könnten?«
    »So in etwa habe ich mich ausgedrückt.«
    Gimbar schien seine Aufregung schwer im Zaum halten zu können, als er nun weitersprach. »Überlegen wir einmal: Deine Kugelblitze waren wie Nahrung für den Wächter – sie haben ihn regelrecht gemästet. Andererseits konnten wir alle sehen, wie

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