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Italienische Verführung

Italienische Verführung

Titel: Italienische Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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für Sie, signore.“
    „Ich würde nicht im Traum daran denken, guida!“ Reverend Lord Patterson lachte herzlich und klopfte Diana auf die Schulter. „Aber da sehen Sie, wie vorsichtig wir sein müssen, Mylady. Es wäre mir sehr unangenehm, wenn ich Seiner Gnaden Ihrem Herrn Vater berichten müsste, dass wir Sie im Untergrund der Stadt Rom verloren haben.“
    „Ich werde über Sie wachen, Onkel“, bot Edward galant an. „Wir können es uns doch nicht leisten, die Dame zu verlieren, nicht wahr?“
    „Danke“, erwiderte Diana steif. Doch als Edward dieses Mal ihre Hand ergriff, ließ sie ihn gewähren. Sie wollte auf keinen Fall verloren gehen, und sie konnte sich kaum eine schlimmere Todesart vorstellen, als allein in einem dieser finsteren, nasskalten, Angst einjagenden Gänge zu sterben.
    Miss Wood schien sich deswegen keine Sorgen zu machen. „Könnten Sie uns bitte dorthin führen, wo die christlichen Märtyrer liegen, guida?“, fragte sie den alten Mann. „Diesen Teil der Katakomben möchte ich am liebsten sehen.“
    „Wie Sie wünschen, signorina.“ Wieder berührte der Führer seine Stirn und führte sie dann noch tiefer in die Gänge hinunter. Dabei folgte er so vielen Biegungen und Windungen, dass Diana, auch wenn sie es gewagt hätte, nie den Rückweg hätte finden können.
    Schließlich hielten sie vor einem verrosteten Eisengitter an, das eine Art Vorzimmer abseits der Hauptgänge darstellte. Der Führer hielt seine Kerze höher und stieß das Tor auf.
    „Hier sind die ersten Gräber der Märtyrer, die sie suchen, signorina“, sagte er. „Sie sind mit MR markiert.“
    „Großer Gott!“ Miss Wood studierte die Inschriften mit dem gleichen Eifer, mit dem Diana die Auslagen eines Hutgeschäftes betrachtete. „Aber allein in diesem Raum müssen es schon mindestens zwanzig sein!“
    „Es gibt noch viel mehr“, erklärte der Führer. „Viel, viel mehr, signorina.“
    „Manche nehmen an, dass es so an die fünfzigtausend sein dürften, Miss Wood“, warf Reverend Lord Patterson ein, der ihr Interesse teilte. „Die frühen Christen mussten für ihren Glauben teuer bezahlen.“
    Im Schein der blauen Flamme leuchteten Miss Woods Augen vor Begeisterung. „Wir können uns glücklich schätzen, in unserem heutigen Zeitalter zu leben, in dem wahre Gläubige nicht mit dem Martyrium rechnen müssen.“
    Obwohl der Führer sichtbar gelangweilt war, hielt er pflichtbewusst seine Kerze dicht an ein anderes Grab, das mit erlesen ausgeführten Abbildungen verziert war.
    „Hier sehen Sie die berühmten Zeichen, signorina“, sagte er. „Das Lamm und das Kreuz. Der Christ beim Gebet. Noch ein Kreuz und ein gekreuzigter Märtyrer.“
    „Oh, sind die schön!“, rief Miss Wood entzückt aus. „Wie ungeheuer bewegend! Sind das die Besten, guida? Gibt es noch mehr davon zu sehen?“
    Diana hoffte verzweifelt, dass es keine mehr geben möge. Doch der traurig blickende Führer nickte und leuchtete mit seiner Kerze in einen weiteren langen Gang. „Hier entlang, sig norina. Noch viele, viele. Höchst sehenswert.“
    „Begleiten Sie nur Miss Wood, Onkel“, sagte Edward. „Ich denke, Lady Diana und ich haben genug gesehen. Wir werden hier auf Ihre Rückkehr warten.“
    Sein Onkel runzelte die Stirn. „Ich muss mich aber darauf verlassen können, dass du dich nicht vom Fleck rührst, Edward.“
    „Das werden wir nicht“, entgegnete Diana rasch. Sie verspürte zwar kein großes Verlangen, sich ihnen anzuschließen, verzichtete aber auch nicht gerne auf ihre Gesellschaft und auf das Licht von immerhin drei Kerzen. „Ich gebe Ihnen mein Wort. Nur verweilen Sie nicht zu lange.“
    „Es wird nicht lange dauern, Mylady“, versicherte ihr Miss Wood. Und dann gingen sie und Edwards Onkel mit fast vergnügtem Gesicht hinter dem Führer einen weiteren Gang hinunter. Diana sah ihnen nach und erschrak darüber, wie schnell die feuchten, dunklen Wände nicht nur das Licht ihrer Kerzen, sondern auch ihre Stimmen verschluckten. Um sie herum herrschte jetzt die Stille der Gräber.
    „Ich freue mich, dass Sie bei mir geblieben sind, Diana“, meinte Edward und hob die Kerze, um ihr ins Gesicht zu leuchten. „Fast glaubte ich schon, es würde Ihnen nichts mehr an mir liegen.“
    „Woran mir nichts liegt, ist, noch tiefer hinabzusteigen“, gestand sie. „Auch wenn es nur hundert Schritte mehr sein sollten, bis hier ist es weit genug.“
    Sie wusste, dass sie damit seine eigentliche Frage nicht beantwortet hatte,

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