Jäger der Macht: Roman (German Edition)
lagen neben ihm. Anscheinend hatte Wayne für diese Papiere eine Waffe zurückgelassen, die er sich von Ranette geborgt hatte, und er war wohl der Meinung, dass dies ein gerechter Tausch war. Vermutlich war ihm noch nie der Gedanke gekommen, dass es eine Gruppe von Eisenbahnbediensteten sehr verblüffen werde, wenn ihre Transportlisten verschwunden waren und an ihrer Stelle eine Waffe lag.
Miles wird bei Carlos Kurve zuschlagen, dachte Wax und tippte mit der Bleistiftspitze gegen das Papier.
Es war einfach gewesen, eine Aluminiumfuhre ausfindig zu machen. Das Haus Tekiel war es allmählich leid, ausgeraubt zu werden, und hatte ein großes Aufhebens um seinen neuen Waggon mit Kuppeldach gemacht. Wax verstand den Grund dafür. Die Tekiels waren als Bankiers bekannt, ihr Geschäftserfolg beruhte auf Sicherheit und Schutz. Die Überfälle hatten sie in große Verlegenheit gebracht. Nun wollten sie auf eine allgemein sichtbare Weise Stärke zeigen.
Für Miles und seine Verschwinder musste es fast wie eine Herausforderung wirken. Wax machte eine weitere Notiz auf seinem Papierbogen. Die Tekiel-Ladung würde die direkte Route nach Doxonar nehmen. Er zeichnete sie ein und hob die Stellen hervor, an denen sich die Schienen einem Kanal näherten.
Ich werde nicht sehen können, wohin wir unterwegs sind, dachte Waxillium und machte eine weitere Notiz. Ich muss wissen, wie weit Carlos Kurve vom nächsten Bahnhof entfernt ist …
Die Vorbereitungszeit war äußerst kurz. Er betastete den Ohrring mit der linken Hand und fuhr mit dem Daumen über die glatte Seite, während er nachdachte.
Die Tür wurde geöffnet. Wax schaute nicht auf, aber der Klang der Schritte verriet ihm, dass es Marasi war. Weiche Schuhe. Ranette und Wayne trugen Stiefel.
Marasi räusperte sich.
» Netze?«, fragte Wax und schrieb abgelenkt die Nummer 35.17 auf das Papier.
» Ich habe endlich welche gefunden«, sagte sie, stellte sich neben ihn und betrachtete seine Aufzeichnungen. » Ergibt das einen Sinn für Sie?«
» Das meiste schon. Mit Ausnahme von Waynes Strichmännchen.«
» Sie scheinen … Darstellungen von Ihnen zu sein. Unschmeichelhaft hässliche sogar.«
» Das ist es ja, was keinen Sinn ergibt«, sagte Waxillium. » Alle anderen wissen, dass ich unheilbar schön bin.« Er lächelte in sich hinein. Das war eine von Lessies Redewendungen gewesen. Unheilbar schön. Sie hatte immer behauptet, er würde mit einer netten Narbe im Gesicht besser aussehen, schließlich sei das die gute alte Rauland-Mode.
Marasi lächelte ebenfalls; ihr Blick ruhte allerdings auf seinen Notizen. » Der Phantomwaggon?«, fragte sie und deutete auf seine Zeichnung eines geisterhaften Zuges neben einem Diagramm mit möglichen Einzelheiten seiner Konstruktion.
» Ja«, sagte er. » Die meisten Überfälle haben sich in Nebelnächten ereignet, wodurch sich die Tatsache wohl viel leichter verbergen lässt, dass es sich bei dem Phantomzug um nichts anderes als eine falsche Fassade mit einem großen Scheinwerfer auf einem Wagengestell handelt.«
» Sind Sie sicher?«
» Ziemlich sicher«, sagte Waxillium. » Sie benutzen die Kanäle zum Angriff, daher brauchen sie ein Ablenkungsmanöver, damit die Opfer nicht bemerken, was sich von hinten an sie heranschleicht.«
Nachdenklich schürzte sie die Lippen.
» Ist Wayne da draußen?«, fragte Waxillium.
» Ja, er belästigt gerade Ranette. Ich … ich habe das Zimmer verlassen, weil ich Angst hatte, sie könnte auf ihn schießen.«
Waxillium grinste.
» Ich habe die Zeitung gelesen, als ich draußen war«, fuhr sie fort. » Die Polizei hat das alte Versteck gefunden.«
» Schon?«, fragte Waxillium. » Wayne hat gesagt, wir haben bis zum Einbruch der Dunkelheit Zeit.«
» Es ist schon dunkel.«
» Ja? Himmel!« Waxillium sah auf seine Uhr. Es blieb ihnen weniger Zeit, als ihm klar gewesen war. » Eigentlich sollte es noch nicht in der Zeitung stehen. Die Polizei hat das Versteck ziemlich schnell gefunden.«
Marasi deutete mit dem Kopf auf seine Zeichnungen. » Das heißt also, dass Sie wissen, wo die Verschwinder zuschlagen werden. Ich will nicht auf brüchigem Metall herumklopfen, Großherr Waxillium, aber wir sollten es wirklich der Polizei verraten.«
» Ich glaube, ich weiß, wo der Angriff stattfinden wird. Wenn wir es der Polizei sagen, wird sie in dem ganzen Gebiet ausschwärmen und Miles verscheuchen.«
» Wax«, sagte sie und trat näher an ihn heran, » ich verstehe, dass Sie unabhängig bleiben
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