Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
mir auf, aber es war Gregor, der zuerst das Wort ergriff.
»Unseren lieben Everett kann Mira leider nicht mehr für die unpassende Wahl seiner menschlichen Vertrauten zur Verantwortung ziehen, weil du es bereits letzten Sommer auf dich genommen hast, seinem Leben ein Ende zu setzen.« Gregors Lächeln verdüsterte sich; er wirkte jetzt bedeutend irrer und böser.
Ich antwortete, indem ich mich zurücklehnte und die Arme verschränkte. Eine Entschuldigung konnten die beiden von mir jedenfalls nicht erwarten, falls es das war, was sie wollten. Ich war ein Jäger. Nachtwandler umzubringen war meine Profession. Auf der Jagd nach Mira letzten Juli hatte ich mehrere Vampire abgeschlachtet, um ihr auf die Spur zu kommen. Everett war nur einer von vielen Toten, die auf mein Konto gingen.
»Und nachdem Everett verschwunden war, hast du Abigail mit offenen Armen bei dir aufgenommen?«, hakte Mira nach und unterbrach damit das Blickduell, das sich zwischen mir und Gregor anbahnte.
Gregor blinzelte als Erster und sah zur Feuermacherin herüber. Ihr war deutlich anzuhören, dass sie langsam die Geduld mit uns beiden verlor. »Sie war ein süßes Mädel«, erklärte Gregor. »Witzig, charmant und abenteuerlustig. Sie wusste bereits von unserer Existenz, also sah ich keinen Grund, ihr die Fortführung ihres Kontaktes zu unserer Welt zu verwehren, und führte sie in meinen Freundeskreis ein.«
»Du hättest auch ihr Gedächtnis löschen können«, knurrte ich.
Der Nachtwandler setzte sich auf. Sein Lächeln erstarb, als er mich anfunkelte. »Ja, das hätte ich tun können, aber ehrlich gesagt ist es mir nie in den Sinn gekommen. Ich habe erst nach ihrem Tod erfahren, dass sie die Tochter eines Senators war. Alles, was ich wusste, war, dass sie eine Wohnung am River Walk hatte, die nette, kleine Kuratorin eines örtlichen Museums war und nachts gerne durch die Clubs zog. Abigail war nur eine von vielen.«
»Und sie kannte Tristan?«, erkundigte sich Mira.
Gregor lächelte erneut, als er Mira ansah. »Ja. Abigail war in jener Nacht bei uns, als Tristan zufällig ins Dark Room hereinschneite. Ich lud ihn ein, sich zu uns zu setzen und einen Happen zu essen. Abigail war nur allzu gern bereit dazu. Ich dachte, es würde dir gefallen, wenn ich deinen Kleinen angemessen in der Gegend willkommen heiße.«
Diesmal war es an Mira, Gregor finster anzublicken. Sie vergrub die Nägel ins Sitzkissen, als sie sich vorbeugte. »Pass auf, was du mit Tristan machst! Deine Spielchen mit den Küken gefallen mir nicht, aber bisher war ich großzügig und habe dir deinen Spaß gelassen. Wenn es um meine Familie geht, sehe ich das allerdings nicht so locker.«
»Ich habe Tristan in keiner Weise bedroht«, wandte Gregor rasch ein und hob abwiegelnd die Hände.
»Das tust du nie«, versetzte Mira. »Du bietest immer nur ein kleines Spielchen an, ein Glücksspiel, ein bisschen Nervenkitzel. Und am Ende ist ein Welpe tot.«
»Ich werde mir deine Warnung zu Herzen nehmen, aber ich muss noch einmal betonen, dass ich Tristan nichts getan habe«, sagte Gregor versöhnlich. »Ich habe ihm lediglich meine Freundschaft angeboten, einen Schluck zur Verbrüderung.«
»Einen Schluck von Abigail«, warf ich ein.
Der Nachtwandler zuckte die Achseln und legte die Hände in den Schoß. »Sie hat es freiwillig getan – und ganz sicher nicht zum ersten Mal. Sie wusste genau, worauf sie sich eingelassen hat. Ich kann nur noch einmal betonen, dass, soweit ich das sagen kann, niemand von uns von der Herkunft der jungen Frau wusste. Andernfalls hätten wir uns selbstverständlich um ihre Erinnerung gekümmert.«
»Gab es noch jemandem außer deinem speziellen Freundeskreis, zu dem sie eine besondere Verbindung hatte?«, fragte Mira und lenkte das Gespräch wieder auf das Kernthema zurück. Wir waren schließlich nicht hier, um Tristans Sonderstatus festzuklopfen oder meinem Abscheu über die Angewohnheiten der Vampire Ausdruck zu verleihen.
»Nicht, dass ich wüsste«, antwortete Gregor.
»Was ist mit Lykanern?«, fragte ich.
Gregor runzelte die Stirn und sah zur Tanzfläche. Einen Moment schien er in Gedanken versunken. »Bevor das mit den Naturi passiert ist, als wir noch Frieden mit den Gestaltwechslern hatten, hat sie sich manchmal hier im Club mit ihnen unterhalten«, sagte Gregor etwas wehmütig. »Dass sie einem Lykaner besonders nahegestanden wäre, ist mir aber nie aufgefallen. Sie war einfach bloß freundlich und hat eben ab und zu eine Unterhaltung
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