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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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testen, um die mögliche Feststellung einer Alterspsychose zu vermeiden.«
    Mainwaring biss sich auf die Lippen und wirkte gequält. Er gestikulierte mit seiner Pfeife und antwortete mit leiser, zitternder Stimme.
    »Ah ja. Das stimmt. Verschiedene Medikamente gegen die parkinsonsche Krankheit enthalten Anticholinergika. Aber die neueren Entwicklungen sind in dieser Hinsicht weniger problematisch, obwohl einige Patienten darauf nicht ansprechen. Wenn solche Medikamente eine Rolle spielen, wird die Behandlung eine verzwickte Sache. Der Artikel war für unser internes Ausbildungsprogramm gedacht. Wir haben versucht, so eine Art …«
    »Wer hat ihn verfasst?«, fragte Milo von oben herab.
    »Dr. Djibouti.«
    »Ganz allein?«
    »Im Wesentlichen.«
    »Im Wesentlichen?«
    »Ich habe einen Vorabdruck gelesen. Er war der wesentliche Autor.«
    »Das ist interessant«, sagte Milo. »Es scheint, wir haben da eine kleine Unklarheit. Dr. Djibouti meint, Sie hätten eng zusammengearbeitet. Sie wären zuerst auf die Idee gekommen, er hätte aber das meiste geschrieben.«
    »Er ist sehr loyal.« Mainwaring lächelte gereizt. »Ein ergebener Mitarbeiter. Doch warum der ganze Wirbel über so eine Lapp…«<
    Milo trat noch näher an ihn heran, bis der Psychiater seinen Kopf in den Nacken legen musste, um an ihm hochzusehen, stemmte die Hände in die Seiten und schüttelte den Kopf.
    »Doc«, sagte er leise, »wir sollten die Sache abkürzen.«
    Mainwaring fummelte an der Pfeife herum und ließ sie dabei fallen. Asche und Glut verteilten sich auf dem Teppich. Er sah zu, wie sich die glühenden Tabakreste langsam abkühlten, dabei wirkte er schuldbewusst, wie ein Junge, den man beim Onanieren erwischt hat.
    »Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, was das alles …«
    »Dann will ich es Ihnen erklären. Vor ein paar Stunden habe ich mich mit einem Haufen Spezialisten aus dem Bezirkskrankenhaus getroffen. Mit Medizinprofessoren, Neurologen, Toxikologen und’ner Masse anderer Logen. Alles Experten wie Sie. Die haben mir Versuchsberichte gezeigt und Ergebnisse von Drogentests und haben mir alles so erklärt, dass ich es verstehen konnte. Es scheint so, dass Jamey Cadmus systematisch mit Anticholinergika vergiftet wurde. Über einen langen Zeitraum hinweg. Und während dieser Zeit war er in Ihrer Obhut. Die Professoren waren entsetzt, dass ein Kollege so etwas mit einem Patienten anstellen kann. Sie brennen darauf, als Zeugen auszusagen. Sie wollten sogar eine Beschwerde über Sie bei der Aufsichtsbehörde einreichen, ich habe sie aber davon abgehalten.«
    Mainwaring bewegte tonlos seine Lippen. Er griff nach seiner Pfeife und hielt sie wie eine Pistole in der Hand.
    »Das ist alles Unsinn. Ich habe niemanden vergiftet.«
    »Da sind die Professoren aber anderer Ansicht, Guy.«
    »Da irren sie sich aber gewaltig.«
    Milo ließ ihn eine Weile schmoren, bevor er weitersprach.
    »Was ist mit Ihrem hippokratischen Eid?«
    »Ich sage Ihnen doch, dass ich niemanden vergiftet habe.«
    »Die Professoren glauben, dass Sie ihm das Gift zusammen mit der anderen Medizin verabreicht haben. Das war nicht nur heimtückisch, es brachte noch zusätzlichen Nutzen: Thorazin und die anderen Medikamente, die Sie ihm verschrieben haben, haben die Wirkung der Anticholinergika verstärkt. Sie haben das Potenzierung genannt.«
    »Sie haben Jamey in eine pharmakologische Achterbahn gesteckt«, fügte ich hinzu. »Die biochemischen Bedingungen an seinen Nervenenden veränderten sich andauernd. Deswegen reagierte er auch so untypisch auf die Medikamente: Er verhielt sich einmal ruhig, dann flippte er wieder aus. Immer, wenn er keine Anticholinergika erhielt, wirkten Ihre Medikamente einwandfrei. Sie verwandelten sich jedoch durch Zugabe von Atropin in starke Gifte. Dadurch sind auch die verfrühten Symptome der tardiven Dyskinesie erklärbar. Weiß man denn nicht, dass dieser Zustand durch eine cholinergische Blockade hervorgerufen wird?«
    Mainwaring gelang es diesmal, die Pfeife hinzulegen. Er fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar und machte den Eindruck, als wolle er sich am liebsten in Luft auflösen. Er sah kreidebleich aus, seine Augen waren fiebrig und voller Angst. Unter seinem unförmigen Pullover atmete er flach.
    »Das ist nicht wahr«, murmelte er, »ich habe ihn nicht vergiftet.«
    »Okay, dann haben also Ihre Helfershelfer die Medikamente verabreicht«, sagte Milo. »Aber Sie sind der Fachmann, Sie haben das arrangiert.«
    »Nein! Ich schwöre! Mir

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