Jenseits Der Schatten
einzige Währung, die sie kennen, ist die Gunst des Gottkönigs. Es ist ihnen nicht erlaubt, lesen zu lernen. Sie gehen niemals irgendwohin. Sie treffen niemals jemanden, außer einander und die Eunuchen. Es verbiegt sie. Doch sie sind keine Unschuldslämmer. Sie tratschen und intrigieren wie alle anderen auch. Vielleicht sogar mehr, weil sie nichts Nützliches haben, um sich zu beschäftigen. Trotzdem, sie sind doch keine Tiere, obwohl sie so behandelt worden sind. Und die meisten von ihnen sind einfach junge Mädchen. Ich kann sie nicht alle bitten, für mich zu sterben. Ihr müsst sie für Euch fordern, mein Herr, aber ich erbitte dies: dass Ihr jeder von ihnen die freie Wahl lasst. Diese Frauen haben noch nie im Leben irgendetwas für sich selbst entschieden. Lasst sie jetzt wählen.«
»Ihr … Ihr denkt, einige von ihnen werden den Tod wählen?«
»Ich habe Frauen Nächte mit Garoth beschreiben hören, aus denen sie buchstäblich mit Narben hervorgegangen sind - und sie sind stolz darauf. Sie glauben wirklich, dass Euer Vater ein Gott war. Und einige wollen ihm tatsächlich für alle Ewigkeit dienen.«
Dorian fühlte sich wie ein Fremder in seinem eigenen Land. Er sagte nichts, als sie an einer Traube von Edelingen vorbeikamen, die im Flur stehen geblieben waren und sich niedergeworfen hatten, bis er vorbeigegangen war. An der Tür zu seinen Gemächern hielt er inne und erklärte: »Jenine, ich schwöre Euch, dass diese Frauen nur dem Namen nach meine Konkubinen sein werden. Sie werden nicht mein Bett teilen.«
Sie legte einen Finger an seine Lippen. »Pst, mein Liebster. Schwöre nichts, was sich deiner Kontrolle entzieht.«
Er hatte plötzlich das Gefühl, diese Szene schon einmal erlebt zu haben. Er hatte sie geträumt, gestern Nacht, und den Traum bis zu diesem Augenblick vergessen. Aber in seinem Traum war da ein Geruch gewesen, ein scharfer Gestank nach … was? »Wenn ich auch sonst nicht viel kontrollieren kann, meine Königin, so doch zumindest mich selbst.«
Sie lächelte ein trauriges Lächeln, das zu weise für ihre Jahre war. »Danke, aber ich werde dich nicht an deinen Schwur binden.«
»Ich werde mich selbst daran binden.«
Sie drückte seine Hand, und dann stieg ihm der scharfe Geruch von Vir in die Nase. Zu spät drehte er sich zu den am Boden liegenden Edelingen um. Zwei Jungen, die zusammen nicht einmal einen Schnurrbart zustande brachten, hatten sich erhoben, und Zwillingsbälle aus grünem Feuer schossen auf Dorian und Jenine zu. Sie waren knapp fünf Schritte entfernt.
Dorian schaute in ihre Richtung und erwartete, dass die grünen Wurfgeschosse sein Fleisch durchstoßen würden. Er griff nach den Vir, doch es war zu spät, um einen Schild hochzureißen - aber dann waren die Vir da, formierten sich bereits, schickten sich bereits an, ihn zu schützen, stemmten sich hart von unten gegen seine Haut und erbaten nur seine Zustimmung.
Ja.
Die grünen Wurfgeschosse waren bloß noch eine Handbreit entfernt, als die Vir aufsprangen. Die grünen Feuer wurden aus ihrer Bahn geworfen, schlängelten sich hinter ihn und Jenine, während Dorian seine Geliebte in die Arme riss, und schossen dann zurück zu den Jungen. Es folgte ein Geräusch wie das Zerbrechen von Eiern und dann zischelndes Fleisch, als die Wurfgeschosse die beiden Edelinge in die Stirn trafen, ihnen den Schädel spalteten und das Gehirn versengten. Rauch stieg aus vollkommen runden Löchern auf, bevor sie tot zu Boden fielen.
Erst jetzt schossen Dorians Schilde um ihn und Jenine herum hoch, obwohl er gehandelt hatte, so schnell er konnte. Ansonsten war im Flur kein Laut zu hören.
Die toten Kinder starrten ihn mit leeren Augen an. Die Lebenden wagten nicht aufzublicken. Zorn durchzuckte Dorian. Sie hatten nicht nur versucht, ihn zu töten; sie hatten versucht, Jenine zu töten. Er sah den Vürdmeister an, der die Verantwortung für diese Edelinge trug. Der Mann lag hinter den Edelingen flach auf dem Bauch. Dorian konnte nicht denken. Die Vir züngelten aus seiner Hand und rissen den Mann an der Kehle auf die Füße. Er stieß ein ersticktes Jaulen aus und wedelte abwehrend mit den Händen, bevor eine gewaltige Faust von Dorians Vir seine Brust gegen den Fels krachen ließ.
Blut spritzte über die ganze Wand und die Edelinge, die in der Nähe des Vürdmeisters gelegen hatten, aber niemand bewegte sich. Mit einiger Anstrengung ließ Dorian die Schilde sinken und drückte die Vir nieder. Sein Kopf hämmerte.
Die Edelinge
Weitere Kostenlose Bücher