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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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war ein guter Junge.« Durzo lachte. Dann verblasste sein Lächeln. »Es hat mir das Herz gebrochen, ihn zu töten. Aber am Ende musste er getötet werden.«
    Kylar sah seinen Meister eindringlich an. Er sagte: »Ihr seid jetzt ein anderer.«
    Durzo schwieg lange. Er war wie eine halb verwandelte Raupe. In der einen Minute war er der alte, knochenharte Durzo. In der nächsten war er dieser lachende, in Erinnerungen schwelgende Fremde.
    »Der Wolf hat fast siebenhundert Jahre lang mit mir gearbeitet. Ezra und Roygaris waren die besten Heiler aller Zeiten. Welcher von beiden der Wolf auch sein mag, er hat mich Dutzende von Malen sterben und zurückkommen sehen. Er kennt die Magie und weiß genau, auf welche Weise der Ka’kari mit meinem Körper gearbeitet hat. Aber er ist kein Prophet. Zumindest kein Naturtalent, was das betrifft, anders als Dorian. Also kann er trotz all seiner Magie nur hie und da Einzelheiten aufschnappen. Wenn ich starb, denke ich, verbrachte er lange Zeit mit dem Versuch,
herauszufinden, ob es ihm helfen oder schaden würde, wenn ich ein weiteres Mal ins Leben zurückkehrte. Dann beschloss er, mich wiederzuerwecken.«
    Kylar wunderte sich darüber. Der Wolf hatte gesagt, Durzos Wiederauferstehung sei ein Rätsel, ein Geschenk. War er lediglich bescheiden, oder wusste er wirklich nicht, wie Durzo zurückgekommen war?
    »Wie dem auch sei, als der Wolf begann, sich um mich zu kümmern, war mein Körper schon ziemlich verwest. Also fühle ich mich wie ein neuer Mann.« Er grinste, dann stocherte er in ihrem kleinen Feuer und beobachtete die Funken.
    »Dieses Leben ist also anders, ja?«, erkundigte sich Kylar.
    »Manchmal ist es einfach zu lieben, aber es ist schwer, Liebe zu akzeptieren. Ich war immer der Mann, der das Kommando führte. Der Verschlinger ändert das. Verrate mir, welche Art von Mann würde seine achtjährige Tochter an die Speerspitze eines Kavallerieangriffs setzen? Ein Ungeheuer. Aber welche Art von Mann würde sich weigern zu kämpfen, wenn seine Feinde alles bedrohen, was ihm teuer ist? Das ist der Grund, weshalb ich so unbarmherzig trainiert habe. Das ist der Grund, warum ich der perfekte Blutjunge geworden bin. Denn wann immer ich nicht gut genug war, habe ich jemanden ermordet, den ich liebte. Ich dachte, ich hätte die Liebe endlich besiegt, als der Ka’kari mich im Stich ließ, aber dann warst du im Turm, hast mit deinem Schicksal gehadert und geheult. Während dein verrückter Arsch in den Fluss stürzte, begriff ich drei Dinge. Erstens, dir … lag an mir.«
    Kylar nickte schweigend. Durzo dies ohne Spott sagen zu hören, war merkwürdig, und der Mann schien selbst darüber zu staunen.
    Durzo sprach hastig weiter. »Ich wusste, dass deine Wertschätzung nicht leicht zu erringen war, und ich wusste, dass du dunklere Seiten von mir gesehen hattest, die ich nicht einmal die meisten
meiner Ehefrauen hatte sehen lassen.« Er lachte leise. »Weißt du, ich kann es ignorieren, wenn Graf Drake mich liebt. Er ist ein Heiliger. Ihm liegt an allen Menschen. Nichts für ungut, aber ein Heiliger bist du nicht.«
    Kylar lächelte.
    Durzo musterte das Feuer. »Zweitens, ich …« Er räusperte sich. »Ich hatte mithilfe von Alkohol, Hurerei, Morden und Isolation versucht, alles Gefühl in mir auszumerzen, und ich hatte mich zu einem Ungeheuer gemacht, aber ich habe dennoch versagt. Du hast mir immer noch mehr bedeutet, als ich mir selbst bedeutete. Das verrät mir etwas über mich selbst …« Er verstummte.
    »Und drittens?«, hakte Kylar nach.
    »Drittens, ah, Hölle, ich erinnere mich nicht. Oh, warte. Ich habe Jahre damit verbracht, dir in den Schädel zu hämmern, wie hart und ungerecht das Leben ist. Und ich lag nicht falsch. Es gibt keine Garantie, dass die Gerechtigkeit obsiegen oder ein nobles Opfer etwas bewirken wird. Aber wenn das geschieht, gibt es etwas, das noch immer meine Brust anschwellen lässt. Darin liegt Magie. Tiefe Magie. Es sagt mir, dass das die Art ist, wie es sein soll. Warum? Hölle, ich weiß es nicht. In diesem Frühling bin ich siebenhundert Jahre alt geworden, und ich habe es immer noch nicht begriffen. Die meisten armen Bastarde bekommen nur einige Jahrzehnte. Apropos Jahrzehnte …« Wieder räusperte sich Durzo. »Ich habe schlechte Neuigkeiten.«
    »Apropos was?«, fragte Kylar, dem sich die Brust zusammenschnürte.
    »Dass das Leben ungerecht ist und so weiter.«
    »Oh, wunderbar. Was gibt es?«
    »Luc Graesin? Der Junge, für dessen Rettung du am

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