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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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eines solchen Wesens würde diese Macht zu einer Macht des unabsehbaren Bö-
    sen werden.
    »Du hast verloren, Fletcher«, sagte der Jaff. »Du und dein Kind, ihr habt nicht in euch, was es heißt... modern zu sein.« Er lächelte. »Diese beiden dagegen sind auf des Messers Schneide. Alles ist ein Experiment, richtig?«
    Tommy-Ray hatte die Hand auf Jo-Beths Schulter gelegt, nun strich er damit über ihre Brust. Jemand in der Menge machte eine Bemerkung darüber, verstummte aber, als der Jaff in seine Richtung sah. Jo-Beth wich vor ihrem Bruder zurück, aber Tommy-Ray wollte sie nicht freigeben.
    Er zog sie zu sich zurück und neigte seinen Kopf zu ihrem.
    Ein Schuß verhinderte den Kuß; die Kugel schlug vor Tommy-Rays Füßen in den Asphalt.
    »Laß sie los«, sagte Howie. Seine Stimme war nicht kräftig, 338
    aber trotzdem durchdringend.
    Tommy-Ray tat, was ihm befohlen worden war, und betrachtete Howie mit einem Gesichtsausdruck gelinder Verwirrung.
    Er nahm das Messer aus der Gesäßtasche. Der Menge entging nicht, daß Blutvergießen bevorstand. Einige wichen zurück; besonders die mit Kindern. Die meisten blieben.
    Hinter Fletcher beugte sich Grillo hinüber und flüsterte mit Hotchkiss.
    »Könnten Sie ihn hier fortschaffen?«
    »Den Jungen?«
    »Nein. Den Jaff.«
    »Spart euch die Mühe«, murmelte Tesla. »Das würde ihn nicht aufhalten.«
    »Was dann?«
    »Das weiß der Himmel.«
    »Möchtest du mich kaltblütig vor diesen ganzen netten Leuten hier erschießen?« sagte Tommy-Ray zu Howie. »Nur zu, wage es. Puste mich weg. Ich habe keine Angst. Ich mag den Tod, und der Tod mag mich. Drück ab, Katz. Wenn du den Mumm dazu hast.«
    Er kam beim Sprechen langsam auf Howie zu, der sich kaum aufrecht halten konnte. Aber er hielt die Pistole auf Tommy-Ray gerichtet.
    Der Jaff brachte das Duell zu einem Ende, indem er Jo-Beth schnappte. Die Berührung entlockte ihr einen Schrei. Howie sah zu ihr, und Tommy-Ray stürmte mit erhobenem Messer auf ihn zu. Tommy-Ray konnte Howie mit einem Schubs
    umstoßen. Die Pistole flog davon. Tommy-Ray trat Howie fest zwischen die Beine und warf sich auf sein Opfer.
    »Töte ihn nicht«, befahl der Jaff.
    Er ließ Jo-Beth los und ging auf Fletcher zu. Zwischen seinen Fingern, in denen er die Kunst angeblich schon spüren konnte, troffen Perlen reinster Energie wie Ektoplasma hervor und zerplatzten an der Luft.
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    Er war bei den Kämpfenden angekommen und schien
    eingreifen zu wollen, aber dann sah er nur auf sie hinunter wie auf zwei Hunde, die sich balgten, und ging an ihnen vorbei weiter auf Fletcher zu.
    »Wir sollten uns zurückziehen«, raunte Tesla Grillo und Hotchkiss zu. »Es liegt nicht mehr in unseren Händen.«
    Der Beweis dafür erfolgte Sekunden später, als Fletcher in die Tasche griff und ein Streichholzbriefchen hervorholte, auf dem Marvin's Food and Drug stand. Keinem der Zuschauer konnte entgehen, was gleich passieren würde. Sie hatten das Benzin gerochen. Sie wußten, woher es kam. Und jetzt die Streichhölzer. Eine Verbrennung stand bevor. Aber keiner wich zurück. Zwar verstand keiner viel, wenn überhaupt etwas, von dem Gespräch zwischen den Protagonisten, aber dennoch war kaum jemand darunter, der nicht im Innersten spürte, daß er hier Ereignisse von außerordentlicher Tragweite miterlebte.
    Wie konnten sie sich abwenden, wo sie doch zum ersten Mal in ihrem Leben die Möglichkeit hatten, die Götter zu sehen?
    Fletcher machte das Briefchen auf; zog ein Streichholz heraus. Er war gerade dabei, es anzuzünden, als neuerliche Pfeile aus Energie aus der Hand des Jaff schossen und auf Fletcher zurasten. Sie trafen seine Finger wie Kugeln, und ihre Wucht schleuderte Streichholz und Streichholzbriefchen aus Fletchers Händen.
    »Vergeude deine Zeit nicht mit Tricks«, sagte der Jaff. »Du weißt, daß Feuer mir keinen Schaden zufügen wird. Und dir auch nicht, wenn du es nicht selbst möchtest. Und wenn du ausgelöscht werden möchtest, mußt du nur darum bitten.«
    Diesesmal trug er sein Gift selbst zu Fletcher, anstatt es aus seinen Händen schießen zu lassen. Er näherte sich seinem Feind und berührte ihn. Ein Zittern lief durch Fletcher. Er drehte quälend langsam den Kopf so weit herum, daß er Tesla ansehen konnte. Sie sah soviel Verwundbarkeit in seinen Augen; er hatte sich geöffnet, um das Endspiel durchzuziehen, 340
    das ihm vorschwebte, und das Böse des Jaff hatte
    unmittelbaren Zugang zu seiner Essenz. Sein Gesichtsausdruck war ohne jeden

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