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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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meinem Ego.
    Ich stieß einen frustrierten Laut aus, und beschloss, dass es nichts brachte hier verärgert vor sich hin zu brühten. Wenn ich sie schon nicht mit meinen Jagdfähigkeiten beeindrucken konnte, dann sollten sie wenigstens sehen, dass ich meinen Weg auch allein fand. Ich brauchte die Wölfe nicht, ich hatte den Wald schließlich auch gestern durchquert, und das ganz ohne ihre Hilfe. Solange ich hier oben blieb, war ich in Sicherheit.
    Immer noch mit schlechter Laune, richtete ich mich auf, und nahm Maß zum nächsten Baum, als ich das Geräusch hörte. Ein Knacken im Unterholz, das Rascheln von Blättern. Ich stutzte, richtete die Ohren auf, und ließ meinen Blick wandern, aber da war nichts. Wahrscheinlich hatte ich mir das nur eingebildet. Meine Nerven waren mittlerweile einfach überstrapaziert– nach den letzten Wochen war es doch irgendwie klar, dass ich irgendwann einfach durchdrehen würde –, aber als ich mich abwenden wollte, da hörte ich es wieder, ganz deutlich. Das war keine Einbildung, und hatte auch nichts mit meinen Nerven zu tun.
    Das Zittern begann, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Plötzlich stand mir wieder die Nacht vor den Augen, in der in den Atem von
Es
in meinem Nacken gespürt hatte. Ich duckte mich, drückte mich gegen den Baumstamm, und hoffte einfach nur darauf, dass ich mit dem Holz verschmelzen würde, während ich meinen Blick wachsam über den Waldboden unter mir schweifen ließ.
Beruhig dich,
redete ich mir gut zu, als mein Herz aus dem Takt zu geraten drohte,
hier oben kann
Es
nicht an dich ran,
Es
findet dich hier nicht.
Nur irgendwie sagte mein Körper mir da etwas anderes, wollte nicht auf meinen Kopf hören.
    Da war es wieder, das Knacken, als bräche ein trocknender Zweig unter schwerem Gewicht. Jetzt verfluchte ich mich für meinen Dickkopf. Wären Veith oder Pal bei mir geblieben, würde ich jetzt wahrscheinlich nicht in einem Baum hocken, und mich von meiner Angst zerfressen lassen.
    Veith.
    Er war auch beim letzten Mal für mich da gewesen, hatte mich aus dem Baumstamm gezogen, und mir Sicherheit gegeben. Ob er mich hören würde, wenn ich jetzt nach ihm rief? Aber dann würde
Es
mich auch hören, und wissen wo ich war. Scheiße!
    Da raschelte es wieder, dieses Mal viel näher. Nervös ließ ich meinen Blick über das dichte Grün auf dem Boden schweifen, und sagte mir immer wieder, dass ich hier oben in Sicherheit war, hier würde
Es
mich nicht finden,
Es
wusste ja nicht, dass ich im Baum saß.
    Ein Knacken, ein Rascheln. Ich biss mir auf die Lippe, zwang das Wimmern im meine Kehle zurück. Wo waren nur die Wölfe? Wo war Pal, wo war Veith?
    Und dann sah ich es. Nur ein kleines Stücken, braunes Fell. Es schimmerte nur kurz zwischen den Büschen hervor, dann war es auch wieder verschwunden. Scheiße, da war wirklich was! Warum hatte ich es mir nicht nur einbilden können? Warum, warum, warum?
    Meine Pfoten krallten sich in die Rinde. Kurz war ich versucht, höher in den Baum zu klettern, aber ich hatte Angst, durch ein unbedachtes Geräusch auf mich aufmerksam zu machen, also blieb ich wo ich war, und betete zu Gott, dass
Es
mich nicht entdeckte.
    Wieder ein Stück brauner Pelz, ein Rascheln, und dann schob sich ein Wolf auf die kleine Freifläche vor meinem Baum. Nun zitterte ich richtig.
Es
war ein Wolf? Aber wie … was … warum?
    Sehr vorsichtig machte der Wolf einen Schritt, ließ den Blick schweifen, als suchte er etwas. War er auf der Jagd, wollte er wieder töten? Noch ein Schritt, und ein weiterer, direkt unter meinen Baum. Er stellte die Ohren auf, lauschte, hielt die Nase in den Wind, um zu wittern.
    Bitte, sieh nicht nach oben, bitte nicht.
    Sein Kopf senkte sich auf den Boden, schnüffelte.
    Nein, bitte nicht.
    Er hob den Kopf wieder, roch an meinem Baum.
    Oh nein, scheiße, scheiße, scheiße!
    Seine Ohren legten sich an. Er hob den Blick, immer hör, und dann entdeckte er mich in dem Baum. Ich hielt die Luft an. Sekundenlang starrten wir uns einfach nur an, ich wagte es kaum zu atmen, in der Hoffnung, dass er mich vielleicht doch übersehen hatte.
    „Mist“, kam es ihm dann über die Lefzen.
    Verdammt, die Stimme kannte ich! „Kovu?“ Da war sie wieder, meine Mini-Mouse-Stimme. Der Kleine war
Es
? Nein, Moment, das ergab keinen Sinn. Kovu war hier, aber das machte ihn noch lange nicht zu
Es
. Das hier war sein Wald, sein Territorium. War doch klar dass er sich hier bewegte, und warum ausgerechnet unter meinem Baum? „Scheiße, was

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